Inschriften: Santa Maria dell’Anima
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DIO 3: Santa Maria dell’Anima, Rom (2012)
Nr. 61 Santa Maria dell’Anima 1514
Beschreibung
Widmungs- und Bauinschriften außen an der dreigeschossigen, dreiachsigen Hauptfassade der Anima-Kirche. In dem aus Travertin gefertigten Gebälk des erhöhten, durch einen Dreiecksgiebel1) betonten marmornen Hauptportals Inschrift (A), darüber im Gebälk des ersten Obergeschosses über die gesamte Breite der Kirche laufende monumentale Inschrift (B). Im Sturz der zweiflügeligen Holztür des Hauptportals Inschrift (C). Zu Seiten des großen Rundbogenfensters im zweiten Obergeschoss zwei überdimensionale Wappen.
Schriftart(en): Kapitalis.
- A
• SPECIOSA • FACTA • ESa) •
- B
• TEM/PLVM BEATE • MARIE • DE ANIMAb) • HOSPITALIS • TEVTONICORVM • M • D • / XIIII
- C
A(NNO) D(OMINI) F(IERI) F(ECIT) / MCMLII
Übersetzung:
(A) Du bist schön von Gestalt. – (B) Kirche der heiligen Maria de Anima des Hospitals der Deutschen, 1514. (C). – Angefertigt im Jahr des Herrn 1952.
Papst Hadrian VI.2); Hl. Römisches Reich/Haus Österreich.3) |
Textkritischer Apparat
- Beginn der Marien-Antiphon "Speciosa facta es et suavis in deliciis tuis, sancta dei genetrix", die auf das Hohelied zurückgehen dürfte (Hld 7, 6 "quam pulchra es et quam decora carissima in deliciis").
- TEMPLVM BEATAE MARIAE VIRGINI(S) DE ANIMA Chacon; Forcella; Schmidlin; Baumüller.
Anmerkungen
- Darin befindet sich eine zwischen 1525 und 1538 durch Bartolomeo Lante für diesen Standort geschaffene (von dem Mainzer Erzbischof und Kardinal Albrecht von Brandenburg finanzierte) vollplastische Skulpturengruppe, das sogenannte „Anima-Bild“: Eine Statuette der thronenden Maria als Himmelskönigin mit dem Kind auf dem Schoß, flankiert von zwei knienden nackten männlichen Gestalten (den „animae“), die sie anbeten. Die stark beschädigte Gruppe wurde 1978 anlässlich ihrer Restaurierung entfernt und durch Kopien ersetzt, die Originale befinden sich heute auf dem Altar der Kriegergedächtniskapelle; vgl. dazu ausführlich Weil-Garris Posner 121ff. und Knopp/Hansmann 25f.
- Quadriert: 1/4. drei 2:1 gestellte Wolfsangeln, 2/3. ein gekrönter Löwe; darüber Tiara, hinterlegt von zwei gekreuzten Schlüsseln mit beiderseits je einer Quaste.
- Nimbierter gekrönter Doppeladler mit gespaltenem Brustschild Österreich/Burgund (Maximilian I.).
- Vgl. dazu und zum Folgenden Lohninger, Nationalkirche 69f. (Zitat S. 70) mit Hinweis auf ASMA, Lib. Misc. 10 fol. 140.
Nachweise
- ASMA, A V 10 (Lib. Misc. 10) fol. 140 (B).
- Chacon, Inscriptiones fol. 182v (B).
- Fanucci, Trattato 341 (B).
- Bruzio, Archisodalitates fol. 214r.
- Platner/Bunsen, Beschreibung 380 Anm. *.
- Forster, Inschriften fol. 20.
- Letarouilly, Édifices de Rome 1, Taf. 69 (Umzeichnung der Fassade mit Inschrift).
- Forcella 3 Nr. 1071.
- Graus, Anima 12 (B).
- Lohninger, Nationalkirche 69.
- Schäfer, Sander 57.
- Ferraironi, Iscrizioni 16.
- Buchowiecki, Handbuch 2, 411 und 413f.
- Pietrangeli, Rione V, 66.
- Knopp/Hansmann, Anima 25.
- Baumüller, Kirchenbau 16.
Zitierhinweis:
DIO 3, Santa Maria dell’Anima, Rom, Nr. 61 (Eberhard J. Nikitsch), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-dio003r001k0006102.
Kommentar
Der Wortlaut der in gleichstrichiger Kapitalis mit deutlicher Linksschrägenverstärkung ausgeführten Inschrift wurde zunächst von der Konfraternität der Anima beschlossen4), dann von den Malern Nikolaus und Bernardin in schwarzer Farbe auf den Stein aufgetragen und schließlich von einem Steinmetz ausgehauen, der die Arbeit nach fünf Tagen am 16. Juni 1514 vollendet hatte und dafür als Lohn zweieinhalb Dukaten erhielt. Als Vorlage für die Form der Buchstaben diente die Inschrift am 1513 fertiggestellten Palazzo della Cancelleria, von der man sich die Schablonen („das Letternmaterial“) beschafft hatte.
Die Kombination des Wappens Papst Hadrians VI. und König Maximilians I. lässt darauf schließen, dass der Bau der hochrechteckigen Tafelfassade 1522/23 vollendet gewesen sein dürfte. Neben der Skulpturengruppe sind alle steinmetzmäßig gearbeiteten Teile des Außenbaus (etwa die beiden monumentalen Wappen wie auch der Campanile) ebenfalls Bartolomeo Lante zuzuschreiben, der allerdings erst 1538 das Hauptportal fertigstellen konnte.