Inschriften: Santa Maria dell’Anima

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DIO 3: Santa Maria dell’Anima, Rom (2012)

Nr. 43 Santa Maria dell’Anima, Innenhof kurz nach 12. August 1484

Beschreibung

Wappenstein mit der Devise AEIOV Kaiser Friedrichs III. Ursprünglich als Besitzmarke an einem der Anima-Häuser angebracht, schmückt er spätestens seit der Neugestaltung 1872/731) den Innenhof der Anima. Hochrechteckiger reliefierter Stein aus Marmor, unter einem dachartigen Fries an einer Volute hängende Krone, darunter Wappenschild, gefolgt von einer querrechteckigen Tafel mit der Inschrift. Krone und Wappen sind von flatternden Bändern umgeben.

Maße: H. 162, Br. 54, Bu. 9 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

Santa Maria dell’Anima, Rom (Dr. Ingo Seufert) [1/2]

  1. A E I O V

Wappen:
Römisches Reich/Haus Österreich2).

Kommentar

Die monumentalen Buchstaben sind exakt gehauen und zeigen eine kaum wahrnehmbare Linksschrägenverstärkung, die bei der Schattenachse des O ein wenig deutlicher wird. E zeigt als Besonderheit drei gleichlange Balken.

Nachdem bereits einige Häuser der Anima vermutlich um das Jahr 1432 nicht nur mit dem Marien-Wappen der Anima, sondern auch zusätzlich mit dem einköpfigen Reichsadler3) als steinerne Besitzmarke versehen wurden, erhielten die 1482 an der Via del Pellegrino abgerissenen und neu erbauten Häuser XI und XII4) den von Friedrich III. erstmals verwendeten Doppeladler als Zeichen der kaiserlichen Protektion5). Bei der Buchstabenfolge A E I O V, der sogenannten Devise Friedrichs III.6) handelt es sich um eine Vokalreihe, die er handschriftlich in sein 1437 begonnenes Notizbuch eingetragen hatte und die letztlich als sichtbares Zeichen für von ihm getätigte Bauten oder Stiftungen verwendet werden sollte. Die bis heute nicht befriedigend entschlüsselte Devise7) lässt sich beispielsweise in seiner wichtigsten Residenzstadt Wiener Neustadt allein 57mal nachweisen.

Anmerkungen

  1. Vgl. dazu Einleitung Kap.6.
  2. Gekrönter Doppeladler mit Brustschild Österreich (Friedrich III.).
  3. Vgl. dazu und zum Folgenden Schmidlin 32f. – Zwei unbeschriftete Exemplare der Adlersteine sind ebenfalls im Innenhof der Anima an der Wand angebracht.
  4. Der Neubau war wegen der unter Papst Sixtus IV. erfolgten Erweiterung der Straße von St. Peter nach dem Campo dei Fiori nötig geworden, vgl. dazu Lohninger.
  5. Zudem beschloss die Leitung der Anima im November 1483, das Hospiz und sämtliche Häuser der Anima mit dem kaiserlichen Wappen zunächst bemalen, dann offensichtlich aber auch in Stein ausführen zu lassen; eine Maßnahme, die sicher den schwierigen Verhältnissen unter Papst Sixtus IV. geschuldet war und die erst nach seinem Tod am 12. August 1484 in Angriff genommen werden konnte; vgl. dazu Petersohn, Gesandter 102f. und 178.
  6. Vgl. dazu und zum Folgenden die konzise Zusammenfassung der bisherigen Forschungsdiskussion von Renate Kohn in DI 48 (Die Inschriften der Stadt Wiener Neustadt) LVIIIff.
  7. Neben den beiden bekanntesten Deutungen „Austriae Est Imperare Orbi Vniverso“ bzw. „Alles Erdreich Ist Österreich Untertan“ gibt es ca. 300 weitere, von denen A. Lhotsky, AEIOV pass., insgesamt 86 zusammengestellt hat.

Nachweise

  1. Graus, Anima 12.
  2. Schmidlin, Anima 31 mit Abb. 2.
  3. Lohninger, Anima XIX.
  4. Daniels, Anima mit Abb. S. 30.

Zitierhinweis:
DIO 3, Santa Maria dell’Anima, Rom, Nr. 43 (Eberhard J. Nikitsch), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-dio003r001k0004304.