Inschriften: Santa Maria dell’Anima

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DIO 3: Santa Maria dell’Anima, Rom (2012)

Nr. 40† Santa Maria dell’Anima 1478

Beschreibung

Grabplatte des Propstes und Rota-Prokurators Dr. Dietrich Clinckrode aus Hamburg, ehemals im Boden der Kirche zwischen den beiden Säulen vor der Pietà-Kapelle1), heute verschollen.

Nach Galletti.

  1. ANNO D(OMI)NI MCCCCLXXVIIIa) DIE IIII MEN(SIS) IVLII [OBIIT] VENERABILIS VIR D(OMI)N(V)S THEODE/RICVS CLINCKRODEb) DE DEHABORCHDEREc) DIOC(ESIS) BEATE MARIE / STETTINEN(SIS) AC S(ANCTI) STEPHANI BREMEN(SIS) ECCLESIARVM PREPOSITVS CVIVS / ANIMA REQVIESCAT IN PACE AMEN / THODERICVSd) CLINCKRODEe)

Übersetzung:

Im Jahr des Herrn 1478 am 4. Tag des Monats Juli starb der ehrwürdige Mann Herr Dietrich Clinckrode aus Hamburg aus der Diözese Bremen, Propst der Kirchen der hl. Maria in Stettin und des hl. Stephan in Bremen, dessen Seele in Frieden ruhe Amen. – Dietrich Clinckrode.

Kommentar

Dietrich Clinckrode2) war 1444 an der Universität Rostock immatrikuliert und erwarb dort im Wintersemester 1445/46 das Bakkalaureat in den Freien Künsten. Erstmals 1456 in Rom als Prokurator „in Romana curia causarum“ nachgewiesen, wurde er wohl ebenda im Januar 1466 zum Doktor des Kirchenrechts promoviert und 1469 zum Priester geweiht. Seit 1458 Mitglied der Anima-Bruderschaft, stiftete er nicht nur wiederholt Kerzen und Paramente, sondern renovierte auch auf eigene Kosten für mehrere hundert Dukaten ein baufälliges, von der Anima gemietetes Haus, das anschließend einen deutlich höheren Mietzins als zuvor einbrachte, wie das Bruderschaftsbuch anerkennend vermerkt3). 1462 wurde er in die „familia“ Kaiser Friedrichs III. aufgenommen. Im gleichen Jahr sowie in den Jahren 1474 bis 1476 fungierte er als (Mit-)Provisor der Anima. Clinckrode war an der 1473 eingereichten Massensupplik der 81 deutschen Kurialen in Rom an Papst Sixtus IV. beteiligt4) und vertrat ansonsten hauptsächlich Klienten aus dem Norden Deutschland vor der Kurie5). Neben seiner Funktion als Propst der in der Inschrift genannten Kirchen war er unter anderem Kanoniker an der Lübecker Domkirche, am Hamburger Marienstift und am Dom zu Utrecht. Er hinterließ der Anima 20 Gulden6). Anlässlich seines Todes7) kam sein Testamentsvollstrecker Johannes Vincke8) nach Rom und kümmerte sich um die Auflösung seines Haushaltes9).

Textkritischer Apparat

  1. Befund 1478.
  2. K dem C klein eingestellt.
  3. Sic! vermutlich verschrieben für eine Namensvariante von Hamburg und der Herkunftsdiözese Bremen, etwa DE HA(M)BORCH BREMEN(SIS); mit diesem Zusatz erscheint die Stadt Hamburg regelmäßig in den Rep. Germ., freundlicher Hinweis Dr. Ulrich Schwarz, Schreiben vom 10. November 2011. – Nach der Nachzeichnung des Buchstabenbestandes bei Galletti war E beide Male klein in D eingestellt, ebenso R in O.
  4. Sic!
  5. K dem C klein eingestellt.

Anmerkungen

  1. Lib. Mort. fol.4v.
  2. Vgl. zum Folgenden die biographische Skizze bei Sohn, Prokuratoren 180-187 sowie ergänzend Schuchard, Interessenvertreter 104f. und künftig Meesenburg, Verwandtschaft.
  3. Lib. Confr. 245.
  4. Vgl. dazu Schwarz, Sixtus IV. 348ff.
  5. Vgl. dazu die zahlreichen Nachweise bei Bertram, Akten 158.
  6. Lib. Confr. 244.
  7. Ebd. gibt als Todestag den 5. Juli, Lib. Mort. fol. 4v irrtümlich den 4. Juni an.
  8. Er fand später ebenfalls in der Anima sein Grab, vgl. Nr. 52.
  9. Vgl. dazu Schuchard, Interessenvertreter 105 Anm. 99.

Nachweise

  1. Galletti Nr. 79.
  2. Forcella 3 Nr. 1055.
  3. Sohn, Prokuratoren 186.

Zitierhinweis:
DIO 3, Santa Maria dell’Anima, Rom, Nr. 40† (Eberhard J. Nikitsch), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-dio003r001k0004007.