Inschriften: Santa Maria dell’Anima

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DIO 3: Santa Maria dell’Anima, Rom (2012)

Nr. 35† Santa Maria dell’Anima 1473

Beschreibung

Grabplatte des Lübecker Dompropstes und päpstlichen Referendars Dr. Dietrich (von) Calvis aus Itzehoe. Ehemals im Chor der gotischen Kirche bzw. im Fußboden zwischen den beiden Säulen vor der Pietà-Kapelle1), wurde die Platte im Jahr 1774 entfernt und durch eine neu angefertigte Grabplatte ersetzt, die sich heute im Boden vor der Markgrafen-Kapelle befindet2).

Nach Galletti.

  1. REVERENDVS PATER D(OMI)N(V)S THEODERICVS DE CALVIS S(ANCTISSIMI) D(OMINI) N(OSTRI) SIXTI PAPE IIII REFERE(N)DARIVS LVBICEN(SIS) AC S(ANCTI) BLASII BRVNSWICEN(SIS) ECCLESIAR(VM) P(RE)P(OSI)TVS DIEM SVVM ANNO D(OMI)NI M CCCC LXXIII XIII AVGVSTI OBIIT

Übersetzung:

Der ehrwürdige Vater, Herr Dietrich (von) Calvis, Referendar unseres allerheiligsten Herrn, des Papstes Sixtus IV., und Propst der Kirchen in Lübeck und St. Blasius in Braunschweig starb an seinem Tag im Jahr des Herrn 1473 am 13. August.

Kommentar

Der aus Itzehoe3) (Lkrs. Steinberg, Schleswig-Holstein) stammende Dietrich von Calvis4) lässt sich erstmals 1447 in Rom als Kurien-Prokurator nachweisen. 1452 als Lizentiat und 1460 als Doktor des Kirchenrechts bezeichnet, fungierte er ab 1458 als (vermutlich nicht residierender) Propst in der St. Blasius-Kirche in Braunschweig und seit 1459 als Dompropst zu Lübeck. Gegen Ende seines Lebens – ab 1472 – nahm er als Protonotar und Referendar Papst Sixtus' IV. eine hohe Stelle an der Kurie ein5). Im gleichen Zeitraum fungierte er als „consiliarius“ (Rat) Kaiser Friedrichs III. und als „orator“ (Gesandter) des dänischen Königs Christian I. Dietrich war seit 1459 Mitglied der Anima-Bruderschaft, bewohnte eines ihrer Häuser zur Miete und vermachte dem Hospital testamentarisch 100 Dukaten, die es aber offenbar nicht erhielt6). Dass er nach seinem Tod im Dom zu Lübeck ebenfalls ein Grabdenkmal erhielt7), zeigt die hohe Wertschätzung, die man ihm auch von dieser Seite entgegenbrachte8).

Anmerkungen

  1. Vgl. Lib. Confr. 242 bzw. Lib. Mort. fol. 4.
  2. Vgl. Einleitung Kap. 6. - Es handelt sich hierbei um eine hochrechteckige 196 x 98 cm messende Platte aus hellem Marmor, oben befindet sich das völlig abgetretene, unkenntliche Wappen des Verstorbenen, darunter die in 7 Zeilen ausgeführte Grabinschrift. Dass es sich um eine Kopie handelt, lässt sich neben der zeitgenössischen Gestaltung des Wappens vor allem daran erkennen, dass die in einer ebenfalls zeitgenössischen Kapitalis eingehauene Inschrift die im 16. Jahrhundert völlig ungebräuchliche Schreibung des vokalischen U für V verwendet.
  3. So Lib. Confr. 242 („Dominus Theodericus Calins de Ytzeho“).
  4. Vgl. zum Folgenden Meier, Pröpste 41ff., Sohn, Prokuratoren 398f. sowie die zahlreichen Nachweise in RG VI, VII und VIII auswertende Arbeit von Meesenburg, Verwandtschaft.
  5. In letzterer Funktion entschied er etwa über die Annahme bzw. Abweisung von Bittschriften an den Papst; vgl. dazu Schuchard, Kurie 152ff
  6. Lib. Confr. 242 (“dedit hospitali centum ducatos sed non sunt soluti”).
  7. Vgl. Krüger, Corpus S. 637, Nr. LÜDÖ*191.
  8. Trotz seiner Präsenz in Rom war Calvis auch mit bedeutenden juristischen Schriftstücken im Auftrag der Hanse tätig, vgl. dazu etwa Schuchard, Interessenvertreter 106ff.

Nachweise

  1. Galletti Nr. 52.
  2. Grabplatte (1774).
  3. Forster, Inschriten fol. 16.
  4. Forcella 3 Nr. 1050.

Zitierhinweis:
DIO 3, Santa Maria dell’Anima, Rom, Nr. 35† (Eberhard J. Nikitsch), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-dio003r001k0003504.