Inschriften: Santa Maria dell’Anima
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DIO 3: Santa Maria dell’Anima, Rom (2012)
Nr. 30† Santa Maria dell’Anima 1468
Beschreibung
Grabplatte des Dekans und Rotanotars Cyriakus Leckstein, zunächst im Chor vor dem Hochaltar1) der gotischen Kirche, dann zwischen den beiden Säulen vor der Statue der hl. Katharina2), heute verschollen.
Nach NN.
HIC IACET MAG(ISTE)R CIRIACVS LECKSTEIN / DECANVS ECCLESIAE S(ANC)TI VICTORIS EXTRA MVROS MAGVNTIN(I) / LITTERAR(VM) APOSTOLICAR(VM) ABBREVIATOR / IN DECRETIS LICENTIATVS QVI OBIIT DIE VIII MENSIS IVLII MCCCCLXVIIIa)
Übersetzung:
Hier liegt Magister Cyriakus Leckstein, Dekan der Kirche St. Viktor vor den Mauern von Mainz, Abbreviator der päpstlichen Kanzlei und Lizentiat des Kirchenrechts; welcher verstarb am 8. Tag des Monats Juli 1468.
Textkritischer Apparat
- Nach Galletti handelte es sich bei der Schrift um eine mit auffälligen Buchstabenverbindungen und Enklaven versehene Kapitalis.
Anmerkungen
- Lib. Confr. 242 („in hospitali ante altare maius sepultus“).
- Lib. Mort. fol. 3v („inter duas columnas ubi est statua Sancta Catharina”); vgl. zum Standort Nr. 27 Anm. 1.
- Vgl. zu seiner römischen Karriere Schuchard, “Defectus natalium” 154ff. sowie die weit über 50 Nachweise in RG V-IX.
- Vgl. dazu Gramsch, Erfurter Juristen 369.
- So Lib. Confr. 242.
- Vgl. dazu Hansel, Stift Viktor pass. – Leckstein bezeichnete sich 1455 als dessen Familiar.
- „Romam curiam per plures annos secutus“, zit. nach Schuchard, „Defectus natalium“ 155. – Damit wurden Personen bezeichnet, die als Gefolgsleute oder Bedienstete von Kardinälen oder anderen Kurialen auf ein Amt an der Kurie hofften; vgl. dazu dies., Kurie 25ff.
- Dieser rühmt ihn in einem 1451 verfassten Empfehlungsschreiben geradezu überschwänglich: „Magister Ciriacus est vir magne industrie et experigencie (sic!) novitque dirigere universa facta curie Romane atque taliter, quod similem sibi vix habebit (…) Pro laudibus suis amplioribus hoc habetote, quod fama sua non solum in Alamania, verum etiam a principibus et regibus Hispanie, Anglie, Polonie aliarumque nationum singulari quadam notitia et favore honoratur“, zit. nach Schuchard, Rom und die päpstliche Kurie 68.
- Lib. Confr. 242.
Nachweise
- NN., Inschriften Anima fol. 41 Nr. 101.
- Galletti Nr. 51.
- Forcella 3 Nr. 1046.
Zitierhinweis:
DIO 3, Santa Maria dell’Anima, Rom, Nr. 30† (Eberhard J. Nikitsch), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-dio003r001k0003009.
Kommentar
Der illegitim im nordhessischen Hersfeld (Bad Hersfeld, Lkrs. Hersfeld) geborene Cyriakus Leckstein3) studierte Jura an der Universität zu Erfurt4), war Propst des Kollegiatstiftes Geismar5) (Hofgeismar, Lkrs. Kassel) und seit 1456 aufgrund einer Ersten Bitte Kaiser Friedrichs III. Dekan der Stiftskirche St. Viktor vor Mainz6). Zudem hatte er Förderer und Pfründenbesitz am Oberrhein. Nachdem er 1435 in Florenz zum Akolyth geweiht worden war, ist er nur wenig später in Rom mehrere Jahre lang als „der Kurie folgend“7) aktenkundig. 1448 wurde er endlich Supplikenregisterschreiber, 1450 Abbreviator und 1463 wird er als Kammernotar und Papstfamiliar erwähnt. Zudem war er offenbar recht erfolgreich als Prokurator an der Kurie tätig; so unternahm er etwa im Auftrag von Jodocus Hogenstein, dem damaligen Generalprokurator des Deutschen Ordens8), mehrere Boten- bzw. Gesandtschaftsreisen in den Norden. Leckstein wurde einen Tag nach seinem Tod begraben und hinterließ dem Hospital zehn Dukaten und sein bestes Gewand (“vestem meliorem suum“)9), das anschließend verkauft wurde.