Inschriften: Santa Maria dell’Anima

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DIO 3: Santa Maria dell’Anima, Rom (2012)

Nr. 25† Santa Maria dell’Anima 1464

Beschreibung

Grabplatte des Edelknappen und Lizentiaten der Rechte Rudolf von Ittersheim, ehemals im Boden der Kirche zwischen den beiden Säulen vor der Hl.-Kreuzkapelle1). Die in zuverlässiger Nachzeichnung überlieferte Platte fiel vermutlich der 1774 durchgeführten Neuanlage des Kirchenbodens zum Opfer2). Es handelte sich um eine hochrechteckige Platte mit Umschrift auf erhöhter Leiste. Dargestellt war die reliefierte Figur des Verstorbenen im Harnisch, Kettenhemd und visierlosem Rundhelm, die Hände vor dem Leib gekreuzt, an der Seite Dolch und Schwert. In den oberen Ecken befanden sich zwei Wappen.

Nach Federici/Garms (Codex Albani).

The Royal Collection © 2012, Her Majesty Queen Elisabeth II [1/1]

  1. ANNO DO(MI)NI M CCCC LXIIII DIE VIII MENS(IS) / AVGVSTI OBIIT HONORABILIS ET STRENVVS VIR D(OMI)N(V)S RVDOLPHVS DE YTTERSHE/M IN LEGIBVSa) / LICENTIATVS / ARMIGER TRAIECTEN(SIS) DYOC(ESIS) HIC SEPLTVSb) CVIVS A(N)I(M)A REQVIESCAT I(N) PACE

Übersetzung:

Im Jahr des Herrn 1464 am 8. Tag des Monats August starb der ehrenhafte und gestrenge Mann, Herr Rudolf von Ittersheim, Lizentiat der Rechte, Edelknappe aus der Utrechter Diözese und liegt hier begraben. Seine Seele ruhe in Frieden.

Wappen:
Ittersheim3), Ittersheim.

Kommentar

Der einem niederländischen Adelsgeschlecht4) entstammende Jurist lässt sich 1437 als Student an der Universität Löwen nachweisen5). Er vermachte dem Anima-Hospital zehn Dukaten für sein Begräbnis sowie diverse Kleidungsstücke6). Das Grabdenkmal für Rudolf von Ittersheim ist auch insofern bemerkenswert, da figürliche Grabplatten mit der Darstellung gerüsteter Adeliger7) im spätmittelalterlichen Rom eher selten aufzufinden sind.

Textkritischer Apparat

  1. IN BELGIBVS Galletti, Forcella (bereits mit “sic”)
  2. Sic! für SEPVLTVS.

Anmerkungen

  1. Lib. Mort. fol. 2v. Gemeint ist die heutige Markgrafen-Kapelle.
  2. Vgl. dazu Einleitung Kap. 6.
  3. Drei 2:1 gestellte Eselsköpfe. – Später kam noch die redende Devise „Id ter sum“ (Dies bin ich dreimal) hinzu, vgl. dazu Oswald, Heraldik 122.
  4. Die heute noch in Heino (Gem. Raalte, Prov. Overijssel) blühende Familie der Barone von Ittersum war vermutlich im namensgebenden Ittersheim (heute Ittersum bei Zwolle, Prov. Overijssel) ansässig; vgl. dazu Gevers und Mensema, Van Ittersum pass.
  5. Vgl. Reusens, Matrikule 1 S. 226 Nr. 26 (freundlicher Hinweis von Dr. Michiel Verweij vom 8. März 2012).
  6. Vgl. Lib. Confr. 35, 239, 242 und ASMA, Lib. Rec. 1 fol. 156v.
  7. Die Rüstung entspricht dem um die Mitte des 15. Jahrhunderts verwendeten Typus: kompletter Harnisch, Schiftbrust mit gekehlter Spitzschiftung, Bauchreifen, dazu komplette Arm- und Beinzeuge sowie Sporen; vgl. dazu Blittersdorf/Garms, Grabmäler 1, 208f.

Nachweise

  1. Codex Albani fol. 135 (Nachzeichnung).
  2. NN., Inschriften Anima fol. 31 Nr. 70.
  3. Galletti Nr. 197.
  4. Magalotti 5 S. 677.
  5. Mon. Sepulcralia 5.
  6. Gaillard, Épitaphes 34.
  7. Forcella 3 Nr. 1044.
  8. Federici/Garms, Tombs S. 192 Nr. 135 mit Abb. (Nachzeichnung).

Zitierhinweis:
DIO 3, Santa Maria dell’Anima, Rom, Nr. 25† (Eberhard J. Nikitsch), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-dio003r001k0002506.