Santa Maria dell’Anima: Antikensammlung*

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DIO 03 Anhang 1: Santa Maria dell’Anima, Rom (2012)

A1, Nr. 11 Santa Maria dell’Anima, Innenhof (aus dem Antiquariat Pennelli am Campo de' Fiori) 150-250

Beschreibung

Grabstele für Vitalina. Dedikanten sind ihr Ehemann Demetrius und ihr Bruder, der namentlich nicht genannt wird. Ursprünglich in einem Antiquariat von Bruzza in Augenschein genommen1). In der ersten Zeile befinden sich rechts und links neben der Eingangsformel D(IS) M(ANIBVS) hederae, während sich zwischen den beiden Buchstaben als Trennzeichen ein ungewohnter rechtsschräger Balken etwas über Zeilenmitte befindet. Die übrigen Worttrenner in Form von kleinen Dreiecken befinden sich vor Zahlenangaben sowie vor, zwischen und hinter Abkürzungen. Derer sind es vier. In allen Zeilen mit Ausnahme der letzten sind Zeilenvorritzungen zu erkennen. Es scheint, dass auch in der drittletzten Zeile, also mit Beginn der kleineren Schrift eine Führungslinie fehlt. Das würde bedeuten, dass der Steinmetz mit kleinerer Schrift arbeiten mußte, um den gesamten vorgesehenen Text vollständig auf den Inschriftenträger zu bringen. Bei M sind der zweite und vierte Schrägschaft verlängert, die Schäfte treffen sich nicht an ihren Enden. A teilweise mit Schaftverlängerung nach oben beim rechten Schrägschaft, auch hier schließen die Enden nicht bündig ab. Dasselbe gilt für N. Die Cauda von G ist schrägliegend und mit dem oberen Ende direkt an den Bogen anliegend.

Maße: H. 31,5, B. 21, Bu. 3,5/2 cm.

Schriftart(en): Scriptura actuaria.

Dr. Eberhard J. Nikitsch [1/1]

  1. D(IS) •a) M(ANIBVS) / VITALINAEb) / CONVIGI / SANCTISSI/MAE VIXIT / ANNIS • XXIIII / FECIT DEM[E]TRIVSc) / MARITVS ET FIDE[L]ISd) / FRATER • B(ENE) • M(ERENTI) • FECERVNTe)

Übersetzung:

Den Totengöttern – Für die ehrwürdigste Ehefrau Vitalina. Sie lebte 24 Jahre. Der Ehemann Demetrius und der treue Bruder haben ihr verdientermaßen (den Stein) machen lassen.

Kommentar

Anhand des Namens Demetrius2) lässt sich darauf schließen, dass diese Person, zu den Sklaven und Freigelassenen gehörte, allerdings fehlen hier weitere Namensbestandteile, die weiteren Aufschluss brächten3). Die Möglichkeiten, anhand von unscharfen Datierungskriterien eine Aussage über den ungefähren Zeitraum der Entstehung zu geben, gestaltet sich auch in diesem Fall schwierig. Vorteilhaft ist das Vorhandensein von mehreren Kriterien. Die Ausgestaltung der Schrift weist auf eine Zeit zu Beginn des dritten Jh. hin. Unterstützt wird diese Annahme durch Ausdrücke über den Charakter, wie hier das SANCTISSIMAE4), und die Formel B(ENE) M(ERENTI) FECERVNT. Dagegen folgt die Angabe des Lebensalters noch dem älteren Gebrauch (ohne Relativpronomen) und verzichtet auf Angaben zu Monat und Tag. Die Nennung der Dedikanten häuft sich bald in der zweiten Hälfte des 2. Jh. und nach Abwägung aller Kriterien für eine ungefähre Datierung lässt sich sagen, dass diese Inschrift wohl im Übergang vom zweiten zum dritten Jahrhundert entstanden ist5).

Textkritischer Apparat

  1. Worttrenner in Form eines Mittelbalkens.
  2. Bei der Ligatur der Buchstaben A und E ist vom E nur der Mittelbalken zu erkennen, während oberer und unterer Balken weggelassen wurden. Dem A fehlt der Mittelbalken.
  3. DEMTTRIVS lap.
  4. FIDEIIS lap.
  5. Der Schaft des T und der Balken ragen über die Oberlinie heraus.

Anmerkungen

  1. CIL VI 29059.
  2. SOLIN, Personennamen, S. 298.
  3. „These der normalen unfreien Geburt der Träger von griechischen Namen“ nach SOLIN, Beiträge, S. 135-142.
  4. Zwar sind solche Angaben in allen drei Jahrhunderten zu finden, doch häuft sich die Verwendung vor allem im 3. Jh. Dazu CLAUSS, Datierung, S. 89f.
  5. Vgl. Anm. 2.

Nachweise

  1. CIL VI 29059 (nach Abschrift von Bruzza)

Zitierhinweis:
DIO 03 Anhang 1, Santa Maria dell’Anima, Rom, A1, Nr. 11 (Sebastian Moos), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-dio003r001a1001102.

* gesammelt und bearbeitet von Paul Sebastian Moos