Santa Maria dell’Anima: Antikensammlung*

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DIO 03 Anhang 1: Santa Maria dell’Anima, Rom (2012)

A1, Nr. 8 Santa Maria dell’Anima, Innenhof (aus dem Antiquariat in der Via Alexandrina) 2./3. Jh.

Beschreibung

Grabstele aus Marmor für Julia Doris Asyncrition. Dedikant ist ihr Mann Julius Myrocles. Vormals in einem Antiquariat und von dort1) in den Innenhof der Anima gebracht. Die Stele besitzt eine Basis, an die sich das Inschriftenfeld anschließt. Die ersten sieben Zeilen sind gestaffelt geschrieben und die Buchstaben haben eine Größe von 4 cm. Die letzten zwei Zeilen fallen mit 2,5 cm Buchstabengröße kleiner aus und sind in ihrer Ausführung und ungeraden Linienführung weniger sorgfältig gearbeitet. Worttrenner befinden sich regelmäßig in den Zeilen eins, zwei und sechs bei den Zeilen mit jeweils zwei Worten und unregelmäßig vor ANNIS und vor und hinter DIEB(VS)2).

Maße: H. 66, B. 40/45, Bu. 4-2,5 cm.

Schriftart(en): Scriptura actuaria.

Dr. Eberhard J. Nikitsch [1/3]

  1. D(IS) • M(ANIBVS) / IVL(IAE)a) • DORIDI / ASYNCRITIOb) / CONIVGI / [I]NCONPARABILIc) / IVL(IVS) • MYROCLES / FECIT / QVE VIXIT • ANNIS XXVIII / MESIBVSd) III • DIEB(VS) • VII.

Übersetzung:

Den Totengöttern. Der Julia Doris Asyncrition, seiner unvergleichbaren Ehefrau, die 28 Jahre, 3 Monate, 7 Tage lebte, hat Julius Myrocles (den Grabstein) angefertigt.

Kommentar

Sowohl bei Jul. Myrocles3) wie auch bei Jul. Doris4), die beide griechische Cognomina führen, gibt Solin an, dass der Rechtsstatus beider incertus, also unsicher sei. Es ist also aufgrund dieser Inschrift nicht möglich zu entscheiden, ob es sich um Freigeborene, Sklaven oder Freigelassene handelt5). Bei Eheleuten, die dasselbe Gentilicum führten, wie in vorliegendem Fall, ist eine Herkunft aus unfreier Geburt wahrscheinlich. Möglicherweise waren sie Sklaven derselben Person und wurden von ihr freigelassen6), wodurch der Sklavenname dann zum Cognomen wurde. Die These von der „normalen unfreien Geburt der Träger von griechischen Namen“7) stützt diese Vermutung, wenn „die incerti zum grössten Teil aus Freigelassenen bestehen“8). Das Fehlen eines Praenomen lässt auf eine späte Datierung zu Beginn des dritten Jahrhunderts schließen. Nach Solin 2./3. Jh9).

Textkritischer Apparat

  1. I-longum.
  2. A●SYNCRITIO Gatti.
  3. I am Wortanfang war offenbar nur mit Farbe geschrieben; am Schluss LI.
  4. Beim M fehlt der zweite Schrägschaft.

Anmerkungen

  1. Vgl. dazu die Einleitung.
  2. Regelmäßig würden sie vor und nach den Zahlzeichen kommen sowie vor VIXIT.
  3. SOLIN, Personennamen, S. 112.
  4. SOLIN, Personennamen, S. 537.
  5. Zur Unterscheidung des sozialen Status siehe SOLIN, Beiträge, S. 39-42. Die Gruppe der incerti bildet die größte Gruppe und ein Name wird immer dann dieser Gruppe zugesprochen, wenn es keine exakten Merkmale gibt, die ihn einer anderen Gruppe eindeutig zuordnen.
  6. SOLIN, Beiträge, S. 41.
  7. SOLIN, Beiträge, S. 135.
  8. SOLIN, Beiträge, S. 138.
  9. SOLIN, Personennamen, S. 35-38. Nach eigenen Aussagen gebraucht Solin eine 'kollektive' Chronologie. Bei vorhandenen Merkmalen wie D. M. etc. wird die Inschrift der Periode zugewiesen, die für das Merkmal als typisch für ihre Zeit angesehen wird. Solin gesteht dabei ein, dass die Datierung im Einzelfall dann nicht richtig ist.

Nachweise

  1. CIL VI 20429 (nach Abschrift von Gatti)

Zitierhinweis:
DIO 03 Anhang 1, Santa Maria dell’Anima, Rom, A1, Nr. 8 (Sebastian Moos), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-dio003r001a1000807.

* gesammelt und bearbeitet von Paul Sebastian Moos