Inschriftenkatalog: Rheingau-Taunus Kreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 43: Rheingau-Taunus-Kreis (1997)

Nr. 98 Eberbach, Klosterkirche 1364

Hinweis: Die vorliegende Online-Katalognummer ist im Vergleich zum gedruckten Band mit Ergänzungen und Korrekturen versehen. Sie finden diese am Ende des Artikels. [Dorthin springen]

Beschreibung

Grabplatte der Libmudis von Bey. Ihre einstige Grabstätte befand sich am Fenster vor dem Altar in der Dreifaltigkeitskapelle; heute liegt die Rotsandsteinplatte im Boden der nördlichsten Querhauskapelle (Plan K Nr. 11). Ritzzeichnung der Verstorbenen unter einem Kielbogen. Bekleidet mit einem langen Untergewand, einem am Hals mit einer Kette geschlossenen Tasselmantel und dem auf die Schultern fallenden Schleier, hält die Verstorbene einen Rosenkranz in den über der Leibesmitte liegenden, nicht gefalteten Händen. Wappen fehlen. Im unteren Figurenbereich eine tief in die Steinoberfläche eingreifende Beschädigung, Verlust der rechten unteren Ecke, Oberfläche der rechten Randleiste beschädigt. Der Text beginnt in der unteren Plattenmitte und umläuft die Grabplatte.

Erg. nach Helwich.

Maße: H. 210, B. 114, Bu. 8-8,5 cm.

Schriftart(en): Gotische Majuskel.

Bender_Forschungsstelle Die Deutschen Inschriften bei der Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz [1/1]

  1. [+ ANNO DOMIN]I · M · CCC · / LXIIII K[ALENDIS O]C[TOB(RIS)]a) · O(BIIT) · HONESTA · D(OMI)NA · LIBMUDISb) · / DE · BRIE · RELICTA · / Q(UO)NDA(M)c) · REY(N)BOLDI · MILITIS [DE RENSE]d)

Übersetzung:

Im Jahre des Herrn 1364, an den Kalenden des Oktober (1. Oktober) starb die ehrenhafte Frau Libmudis von Brie, einst Witwe des Reinbold, Ritters von Rhens.

Kommentar

Die Majuskel ist gleichmäßig gehauen. Feine Abschlußstriche schließen die Buchstaben C, E und T; Q ist spiegelverkehrt. Als Worttrenner dienen halbkugelig vertiefte Punkte.

Die Herkunft der Libmudis, Witwe des Ritters Reimbold von Rhens,1) bleibt im Dunkeln. 1361 und 1362 stiftete sie der Abtei Eberbach mehrere Äcker zu Brey2), die sie dem Kloster 1356 bereits geschenkt hatte.3) Ein Jahr später gab sie Eberbach ihr Hofgut zu Boppard, genannt „Alt-Erbach“, mit Haus und Garten zu einem Seelgerät unter Vorbehalt des lebenslangen Nießbrauches.4)

Textkritischer Apparat

  1. Klein auf dem Rand; fehlt bei Bär.
  2. Bär Libmotdis mit hochgestelltem o.
  3. Helwich überliefert die Buchstabenfolge DNNA.
  4. Bär überliefert dagegen Brie.

Anmerkungen

  1. Er begegnet im Jahre 1345 anläßlich der Beschließung des Burgfriedens zu Dornberg, s. Reg. Katz. I Nr. 956 zu 1345 April 25. Im Zusammenhang mit den Grafen von Katzenelnbogen erscheint Reinbold von Rhens 1347, als der Kölner Erzbischof Walram versuchte, das der Kölner Kirche entfremdete Dorf Hausen in der Mainzer Erzdiözese zurückzugewinnen, vgl. ebd. Nr. 1003 zu 1347 Februar 15.
  2. Lkr. Mayen-Koblenz.
  3. Bär/Stoff, Eberbach III 100; vgl. auch HHStAW 22/1023 zu 1361 Dezember 10; 22/1037 zu 1362 Dezember 8.
  4. HHStAW 22/1047 zu 1363 Mai 5. Sachverhalt auch bei Bär/Stoff, Eberbach III 105.

Nachweise

  1. Helwich, Syntagma 165.
  2. Anonymus ed. Roth, Geschichtsquellen III 83.
  3. Bär, Epitaphiensmlg. fol. 2.
  4. Würdtwein, Epitaphienbuch 238.
  5. Nachlaß Habel o.S.
  6. Roth, Geschichtsquellen III 261.
  7. Beitr. Gesch. Erzstift 29.
  8. Kdm. 82 Nr. 18.
Addenda & Corrigenda (Stand: 28. September 2021):

Neuer Standort: Die Grabplatte befindet sich aktuell im Westflügel des Kreuzgangs. Sie ist aufgestellt im achten Joch von Süden als linker von zwei Steinen.
Es handelt sich um die Grabplatte der Libmud(is) von Brey, Ort im Lkr. Mayen-Koblenz, nördlich von Boppard.

Zitierhinweis:
DI 43, Rheingau-Taunus-Kreis, Nr. 98 (Yvonne Monsees), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di043mz05k0009804.