Inschriftenkatalog: Rheingau-Taunus Kreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 43: Rheingau-Taunus-Kreis (1997)

Nr. 95 Rüdesheim, Kath. Pfarrkirche St. Jakob 1364

Beschreibung

Grabplatte für einen Ritter Fuchs? von Rüdesheim, an der Westwand des Nordseitenschiffs. Im Bildfeld des Rotsandsteinfragments sind die Umrisse der halbreliefierten Ganzfigur des Gerüsteten erkennbar. Als Architekturrahmen dient der von Halbsäulchen getragene Kielbogen mit Krabbenbesatz, Kreuzblume und Fialen. Der Mittelteil der Platte ist quadratisch ausgebrochen, was auf eine spätere Verwendung als Bauteil (Kanalabdeckung) hinweist.1) Fehlende untere Plattenleiste; Grabinschrift auf beiden Längsseiten nur fragmentarisch erhalten, Beginn der Grabinschrift in der rechten oberen Ecke, Worttrenner sind kleine Quadrangel. Zwei Wappen in den oberen Ecken, das linke vor dem Zweiten Weltkrieg auf Foto noch erkennbar,2) heute zerstört.

Lesung nach Foto.2)

Maße: H. 200, B. 105, Bu. ca. 3,5 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel.

Bender_Forschungsstelle Die Deutschen Inschriften bei der Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz [1/4]

  1. anno · d(omi)ni · m · ccc · lx·i·i·i·i · die · ascensionis · d[ominia) obiit ...]sb) armiger · de · r[vd]insheim / cuius · anima · requ[ies]cat · in · sancta · pace · amen

Datum: 2. Mai 1364.

Wappen:
? (Topfhelm mit gekreuzten Federbüschen); 3) Rüdesheim (Flügel).

Kommentar

Zwei nach Möller „ganz verschiedene Familien“4) nannten sich von Rüdesheim; die eine Linie führte das Flügelwappen, die andere einen mit Lilien bestreuten Schild. Aus der Linie mit dem Flügelwappen bildeten die Füchse, die von der Spor und die Winter von Rüdesheim Nebenlinien, die alle als Wappenbild den nur in der Farbe unterschiedlichen gesenkten Flügel führten. Trotz des Wappens und der datierten Grabinschrift gelingt eine eindeutige Identifizierung des Verstorbenen in Anbetracht des Fehlens einer gründlichen Familiengenealogie nicht.5) So bleibt die vorgeschlagene Identifizierung mit einem Fuchs von Rüdesheim vorläufig.6) Die Existenz der zweiten, typologisch ähnlichen, für einen weiteren unbekannten Ritter von Rüdesheim mit dem Flügelwappen (Nr. 148) angefertigte Grabplatte7) läßt die Vermutung zu, daß es sich bei den Verstorbenen um enge Verwandte handelte.

Textkritischer Apparat

  1. Sinngemäß ergänzt.
  2. Möglicherweise Schluß-s des Vornamens oder der zumindest urkundlich belegten Familienbezeichnung fois (für Fuchs) o.ä.

Anmerkungen

  1. Vgl. die Verwendung der Grabplatte des Eberhard Kesselhut (Nr. 111) in Eberbach als Kanalabdeckung.
  2. Originalfoto im Stadtarchiv Rüdesheim, o. Sign. Das Foto wurde 1993 wiederaufgefunden und Bearb. dankenswerterweise von Herrn Rolf Göttert, Rüdesheim, zur Verfügung gestellt.
  3. Vermutlich handelt es sich nicht um ein Ahnenwappen, sondern um die Helmzier des Wappens Rüdesheim.
  4. Möller, Stammtafeln AF I 84.
  5. Vgl. die Bemerkungen Möllers, ebd. 84-92.
  6. Die Füchse von Rüdesheim sind ab 1198 mit Henricus vulpis in Erscheinung getreten, vgl. ebd. 89 mit Anm. 6.
  7. Kdm. 332 Nr. 1; Schaum-Benedum, 202. Die auf der Informationstafel in der Kirche geäußerte Auffassung, es habe sich um zwei Teile eines ehemaligen Doppelgrabes gehandelt, ist nicht nachvollziehbar, da beide Platten jeweils eigene Umschriften und Zierarchitektur aufweisen. Bei einem Doppelgrabmal hätte man eher die Figurendarstellung auf einer einzigen Platte mit gemeinsamer Zierarchitektur und zweiteiliger, aber gesamt auf dem Stein umlaufender Grabinschrift zu erwarten.

Nachweise

  1. Foto StadtA Rüdesheim, o. Nr.

Zitierhinweis:
DI 43, Rheingau-Taunus-Kreis, Nr. 95 (Yvonne Monsees), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di043mz05k0009507.