Inschriftenkatalog: Rheingau-Taunus Kreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 43: Rheingau-Taunus-Kreis (1997)

Nr. 67 Wiesbaden, Landesmuseum (aus dem Rhein bei Erbach) 1.V.-M.14.Jh.?

Beschreibung

Eisenschwert mit Inschrift auf der Klinge. Aus dem Rhein bei Erbach gebaggert, wurde das Schwert 1887 für die SNA angekauft und seither in den Schausammlungen ausgestellt.1) Parierstange zur Klinge gebogen; auf der Vorder- (A) und der Rückseite (B) im oberen Drittel der eingetieften Blutrinne eingeritzte und messingtauschierte Inschrift.

Maße: L. 105, B. 4, Schriftband 8, Bu. 1 cm.

Schriftart(en): Gotische Majuskel.

Forschungsstelle Die Deutschen Inschriften bei der Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz, Foto: TGTempel [1/3]

  1. A

    +a) [...b)]NSDIGIRDIGc) +

  2. B

    + [...NS[..]IGA[TRDId)] +

Kommentar

Der Schriftbefund läßt eine eindeutige Lesung nicht zu. Die Buchstabensporen wurden in Form kleiner, nach innen gebogener Striche an die Hasten angefügt. Ähnlich wie litterae insertae erscheinen kleine, ins D eingestellte I, wobei sich nicht klären läßt, ob es sich tatsächlich um Buchstaben oder um Zierstriche handelt. Das T hat zwei parallel am Balken vertikal ansetzende, strichförmige Sporen, das N ist rund mit einem nach außen gerollten rechten Bogenende, das A zeigt einen doppelten Mittelbalken und einen nur gering überstehenden Deckstrich. Bei Inschrift (B) wurden die letzten sechs Buchstaben offensichtlich nach den Formen von (A) mit einem goldähnlichen Metall täuschend aufgemalt. Das lesbare Stück der Inschrift (A) enthält als wiederkehrenden Bestandteil die Buchstabenkombination DIC bzw. DIG. Diese Form der Buchstabenkombination ist durchweg an der Wende vom 13. zum 14. Jahrhundert häufiger anzutreffen.2) Ein sehr ähnliches Beispiel ist das in der Jeetzel, einem Nebenfluß der Elbe, gefundene gotische Schwert, das beiseitig die zwischen Treffelkreuze eingestellte Inschrift RCANSDICHN trägt.3)

In der Wendezeit vom 13. zum 14. Jahrhundert waren Abkürzungen beliebt, die auf Bibelsprüche, Gottes- oder Heiligenanrufungen zurückzuführen sind. Hinzu kommen anagrammatische Wörter oder Buchstabenfolgen, die heute nicht mehr aufgelöst werden können. Schwertinschriften umfaßten daneben dedikatorische, vielfach religiöse, apotropäisch-magische Inhalte; hinzu kamen symbolische Darstellungen. Ihre Bedeutung bestand in ihrer Eigenschaft als Schwertsegen mit seiner Schutzfunktion für den Ritter. Auch Zauber- und Beschwörungsformeln kommen mehrfach vor, wobei deren Wirkung wie im vorliegenden Fall durch die jeweils am Anfang und am Ende der Inschrift oder Formel angebrachten Kreuze4) erhöht werden sollte.

Textkritischer Apparat

  1. Die Kreuzarme sind mit lang heruntergezogenen, nach innnen gebogenen Strichen versehen, wobei an dem rechten Zierstrich des Anfangskreuzes die Haste des nicht näher zu identifizierenden Buchstabens ansetzt. Links davon ein bislang nicht deutbares Ornament?
  2. Drei nebeneinanderstehende, oben miteinander verbundene Hasten.
  3. In dem letzten Buchstaben ist eine runde Schmuckform? eingelegt, Befund an dieser Stelle nicht eindeutig.
  4. Buchstaben wohl zu späterer Zeit mit Goldfarbe nachgezogen.

Anmerkungen

  1. Museum Wiesbaden SNA, Inv.-Nr. 13971.
  2. Vgl. Wegeli 25f. mit Beispielen.
  3. Ebd. 26f. mit Fig. 39.
  4. Ebd. 12f., 17.

Zitierhinweis:
DI 43, Rheingau-Taunus-Kreis, Nr. 67 (Yvonne Monsees), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di043mz05k0006709.