Inschriftenkatalog: Rheingau-Taunus Kreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 43: Rheingau-Taunus-Kreis (1997)

Nr. 66 Eberbach, ehem. Inspektorhaus 1346

Das Tagesdatum wird man A[ssum]pt[ione] lesen dürfen und somit einen Todestag um den 15. August erhalten.

Beschreibung

Fünf Fragmentstücke einer mit Resten der Umrißzeichnung einer Figur (Geistlicher?) versehenen Grabplatte für einen Wilhelm, 1987 gefunden, 1993 z.T. wieder verloren.1) Die Einzelstücke aus schwarzgrauem Schiefer lassen sich zu zusammenhängenden Worten der ehemals umlaufenden Schriftleiste aneinanderfügen.

Maße: H. Frgm. 23,5-80, B. 19-33, Bu. 4-6 cm.

Schriftart(en): Gotische Majuskel/Minuskel.

Bender_Forschungsstelle Die Deutschen Inschriften bei der Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz [1/5]

  1. + ANNOa) · Mil[leno te]r · c · se/[xt]o · quadragenob) ·A [...]p[...]dignus · Willelmus · [coc) ... / ... / ...]d)

Versmaß: Hexameter, leoninisch zweisilbig rein?

Kommentar

Während ANNO und die Versalie des Folgewortes in der traditionellen gotischen Majuskel gehauen sind, wechselt die Schrift anschließend in die Minuskel. Die Datumsrekonstruktion und der Schriftduktus der frühen Minuskel mit ihrer nicht durchgängig ausgeführten Hastenbrechung bieten Anhaltspunkte für die Entstehung der Grabinschrift in der Mitte der 1340er Jahre.2)

Bei der Identifizierung des Verstorbenen sind durch den Fragmentbestand und die unzureichende Überlieferung allenfalls Vermutungen, jedoch keine eindeutigen Ergebnisse zu erzielen. Das Fragment läßt sich nicht kopial überlieferten Grabinschriften zuordnen, zumal die aus den Resten erkennbare Datierung einen metrischen Text anzeigt, der in Eberbach für die fragliche Zeit nicht nachgewiesen ist. Eine Identifizierung mit den zeitnahen Grabinschriften des Abtes Wilhelm (vorherige Nr.) und des Wilhelm Kesselhut (Nr. 62) läßt sich anhand der Textreste ausschließen.

Textkritischer Apparat

  1. Majuskelbuchstaben; Bruchlinie vor dem O.
  2. Möglicherweise enthält der Hexameter einen metrischen Fehler.
  3. Oberfläche abgeplatzt, nur Buchstabenreste; eine Ergänzung zu confrater ist metrisch und von der Stellung im Text durchaus denkbar.
  4. Am Ende fünf Hasten nebeneinander.

Anmerkungen

  1. Trotz der sorgsamen Behandlung der 1987 geborgenen Fundstücke durch die Bearb. fanden sich – bedingt durch die leider äußerst provisorische Unterbringung – nach intensiver Suche im Sommer 1993 in Eberbach nur noch die beiden größeren Stücke. Das Fragment der rechten Längsseite befindet sich vorübergehend in der Mainzer Arbeitsstelle, das zweite Stück in der Obhut des Museums Kloster Eberbach. Ein weiteres, mit [h]ic beschriftetes Fundstück aus grauem Schiefer könnte zu einem Passus wie beispielsweise hic sepultus gehört haben.
  2. Vgl. Einleitung Kap. 5.5.

Zitierhinweis:
DI 43, Rheingau-Taunus-Kreis, Nr. 66 (Yvonne Monsees), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di043mz05k0006601.