Inschriftenkatalog: Rheingau-Taunus Kreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 43: Rheingau-Taunus-Kreis (1997)

Nr. 57 Eberbach, Klosterkirche 1341

Neuer Standort: Die Grabplatte steht aktuell an der Westwand des Mittelschiffs.

Beschreibung

Grabplatte des Ritters Werner von Schönburg auf Wesel (Stamm II) gen. von Randeck, ehemals vor dem Allerheiligenaltar. Die Steinplatte wurde um 1820/30 von Archivar Habel im Klosterbezirk vor dem Weinbergshäuschen „Im Steinberg“ gefunden und in die Kirche verbracht. Nach mehreren Umsetzungen ist sie seit 1934/35 am heutigen Standort in der inneren Ostkapelle des südlichen Querhauses aufrecht an der Wand befestigt (Plan K Nr. 22). Rotsandsteinplatte mit Wappenrelief im oberen Teil, auf dem Rand umlaufende Inschrift. Randzone bei der letzten Restaurierung überarbeitet, dabei auch Ausbesserung der Inschrift. Verlust der auf dem unteren Plattendrittel befindlichen Grabinschrift durch Abplatzung und Verwitterung der Steinoberfläche; nur dort in der unteren Zeile noch originale Buchstabenreste, sonst Schrift neu in nachahmenden Formen.

Erg. nach Helwich.

Maße: H. 222, B. 112,5, Bu. 7 cm.

Schriftart(en): Gotische Majuskel; pseudogotische Majuskel.

Bender_Forschungsstelle Die Deutschen Inschriften bei der Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz [1/3]

  1. [+ ANNO DOMINI M CCC XLI · XV · KALENDAS SEPTEMBRIS OBIIT WERNHERUS DE RA]NDE[CKE MILES HUIUS MONASTERII AMICUS FIDELIS].

Übersetzung:

Im Jahre des Herrn 1341, am 15. Tag vor den Kalenden des September (18. August) starb Werner von Randeck, Ritter, treuer Freund dieses Klosters.

Wappen:
Schönburg auf Wesel (Stamm II).

Kommentar

Die untere Schriftleiste muß bereits im 18. Jahrhundert unleserlich gewesen sein, da der Anonymus und Pater Bär nur einen Teil der Grabinschrift überlieferten: Bär mit gleichem Datum den Text Bernh. gera(n)[...] fdeci(.) miles, wobei er g statt d und den Vornamen verlas.1) Die unregelmäßigen, innerhalb eines einzigen Wortes variierenden und für die Entstehungszeit des Steines unüblichen Schlagtiefen der Buchstaben, das Fehlen zeittypischer Bögen und die Bildung der Hasten, der Anfangsbuchstabe B des Vornamens statt des von Helwich gelesenen W, das nicht durchgeschlagene O von OBIIT, die Verwendung kapitaler Buchstaben (H, T) in modern anmutender Form sind Indizien für die moderne Überarbeitung des gesamten Textes.2) Als Worttrenner übernahm man halbkugelig eingetiefte Punkte. Die Ministerialenfamilie derer von Randeck ist auf ihrer Burg bei Mannweiler am Donnersberg seit dem 12. Jahrhundert nachweisbar.3) Die Herkunftsangaben zur Person des Verstorbenen bleiben widersprüchlich. So war er mit Möller der Sohn Friedrichs d.Ä. von Schönburg auf Wesel4), nach einer anderen Überlieferung aber der Sohn des Böckelheimer Burggrafen und Reichsschultheißen zu Oppenheim Dietrich (Theoderich) von Randeck.5) Werner von Randeck stand in naher Verbindung zu dem Hause Katzenelnbogen, vor allem zu Graf Wilhelm. So wird er als Herr von Schönburg in der Zeugenreihe der Urkunde vom 10. August 1319 genannt, mit der Erzbischof Balduin von Trier dem Grafen (Nr. 42) den Bau der Burg Reichenberg gestattete.6) 1323 wird Werner Ledigburgmann des Grafen Eberhard von Katzenelnbogen in Stadecken gegen fünf Mark jährlich7) und erscheint 1330 bei den Eheverhandlungen des Grafen Wilhelm von Katzenelnbogen mit Walram von Sponheim um Elisabeth von Katzenelnbogen.8) Drei Jahre später bestellte ihn Graf Wilhelm als Bürgen für die Rückzahlung der Geldsumme von 44 Gulden, die Eberbach dem Grafen für die Errichtung des Grabmals seines verstorbenen Vaters geliehen hatte.9) Noch am 8. August 1341 verpflichtete sich Werner gemeinsam mit anderen Rittern gegenüber dem Trierer Erzbischof, für den Fall, daß Dieter von Katzenelnbogen zum Abt von Prüm gewählt würde, diverse Urkunden zu siegeln.10) Wenig später fiel Werner von Randeck aus unbekannten Gründen dem Anschlag nicht genannter Meuchelmörder zum Opfer.11)

Anmerkungen

  1. Eberbacher Anonymus mit folgendem Text: Anno domini m ccc xli kal. septembris obiit Bernhardus Gera(rdus frater Friderici) miles huius monasterii amicus fidelis; Würdtwein: Anno domini m ccc xli kal. septembris obiit Bernhardus Germanus Friederici miles huius monasterii amicus fidelis.
  2. Heutiger Befund: ANNO· D(OMI)NI · M CCC / XLI · XV · K(A)L(ENDAS) · SEPTENBRIS · O(BIIT). BER[NHERUS DE RANDECKE MILES H]UI(US) · MONASTERII · AMIC(US) · FIDEL[IS]. Der Befund zeigt folgendes: Das von Helwich überlieferte Kreuz am Textanfang ist nicht ausgeführt; ungewöhnlich ist die EM-Ligatur bei SEPTEMBRIS, die in Form eines rechts an das E herangesetzten N falsch gebildet wurde; der Vorname mit B statt wie bei Helwich mit W; deutlicher Gegensatz von rundem, breitem E und auffallend schlankem O.
  3. Ernst Röder, Ritter Werner von Randeck, Herr zu Schöneberg. In: Nordpfälzer Gesch.verein 60 (1980) 82-84, hier 82.
  4. Möller, Stammtafeln AF I Taf. XXXIV.
  5. Röder 82.
  6. Reg. Katz. I Nr. 605. Als Zeuge fungierte er ebenso in dem 1323 getätigten Verkaufsgeschäft eines Gutes in Kaub an Ritter Eberhard Brenner von Lahnstein, vgl. NUB I 3 Nr. 1767 zu 1323 Juli 24.
  7. Reg. Katz. I Nr. 639 zu 1323 Juni 19.
  8. Ebd. Nr. 748 zu 1330 August 9.
  9. Ebd. Nr. 817 zu 1333 Dezember 23.
  10. Ebd. Nr. 905.
  11. Röder 83 (ohne Beleg).

Nachweise

  1. Helwich, Syntagma 169.
  2. Anonymus ed. Roth, Geschichtsquellen III 84.
  3. Bär, Epitaphiensmlg. fol. 1v.
  4. Habel, Notizbuch fol. 1.
  5. Roth, Geschichtsquellen III 263.
  6. Beitr. Gesch. Erzstift 29.
  7. Foto LfD N 10486.

Zitierhinweis:
DI 43, Rheingau-Taunus-Kreis, Nr. 57 (Yvonne Monsees), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di043mz05k0005702.