Inschriftenkatalog: Rheingau-Taunus Kreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 43: Rheingau-Taunus-Kreis (1997)

Nr. 36 Eberbach, Klosterkirche 1327

Neuer Standort: Die Grabplatte befindet sich aktuell im Westflügel des Kreuzgangs. Sie ist aufgestellt im 8. Joch von Süden als rechter von zwei Steinen.

Beschreibung

Grabplatte des Ritters Heinrich von Neisen gen. Beyer, der vor dem Altar St. Philipp und Jakob im südlichen Kreuzarm der Klosterkirche bestattet wurde. Nach 1803 benutzte man die Steinplatte als Brücke über den Klosterbach, um 1834 wurde sie von Archivar Habel wiederentdeckt und in die Kirche zurückgebracht.1) Heute befindet sie sich im Boden vor dem Fenster der 3. gotischen Südkapelle von Osten (Plan K Nr. 41). Rotsandsteinplatte mit reliefiertem Wappenschild in der oberen Hälfte, auf dem Rand umlaufende Inschrift zwischen Linien. Gut erhalten bis auf eine kleine Beschädigung am linken unteren Rand sowie oben links.

Maße: H. 229, B. 114 (unten), 117 (oben), Bu. 8 cm.

Schriftart(en): Gotische Majuskel.

Bender_Forschungsstelle Die Deutschen Inschriften bei der Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz [1/1]

  1. + ANNO · D(OMI)NI · M · / CCCo · XXVII · XVII · K(A)L(ENDAS) · MARCIIa) / O(BIIT) · HEINRICV(S)b) · DICTVS · BAVRSc) · MILES · DE · NESE(N)

Datum: 13. Februar oder 16. März 1327.

Wappen:
Neisen gen. Beyer.

Kommentar

Die Inschrift zeigt einen zeittypischen Schriftcharakter. Das D des Wortes DOMINI erscheint unzial mit nach links ausgreifendem oberem Hastenende, das nach unten abgeknickt und gerollt ist. Die Buchstabenabstände der Inschrift sind unterschiedlich, so daß in der letzten Zeile der Zuname gedrängte, schmale Buchstabenformen aufweist. Worttrenner sind halbkugelig vertiefte Punkte.

Urkundliche Erwähnung findet Heinrich, dessen Zuname auf die Herkunft aus Niederneisen an der unteren Lahn hindeutet, 1319 als Bürge in einem Schuldschein der Ritter Dietrich und Siegfried von Runkel an den Mainzer Erzbischof Peter von Aspelt über 200 Pfund Heller.2) Nach Heinrichs Tode lösten seine Erben 1337 die Ewiggült von 1 Malter Korn ab, die dieser zu seinem Seelgerät im Benediktinerinnenkloster Walsdorf gestiftet hatte. Die Erben gelobten, binnen Jahresfrist neue Gülten zu kaufen, die bei seinem Anniversar im Nonnenkonvent verteilt werden sollten.3) Der Todestag ist nicht gesichert, da der 13. Februar im römischen Kalender mit den Iden ausgedrückt würde; eine in Eberbach häufige Verwechslung der Monatsnamen legt eine Datierung auf den 16. März aus XVII KALENDAS APRILIS nahe.

Textkritischer Apparat

  1. Helwich: MARTII.
  2. Von RICV(S) nur untere Bögen und Hasten erkennbar.
  3. Helwich: Bauer; das S nur eingeritzt und erhöht an das R gestellt.

Anmerkungen

  1. Monsees, Grabdenkmäler 105.
  2. REM I 1 Nr. 2142 zu 1319 Dezember 8; falsch NUB I 3 Nr. 1688.
  3. HHStAW 93/3 zu 1337 Juli 6.

Nachweise

  1. Helwich, Syntagma 157.
  2. Anonymus ed. Roth, Geschichtsquellen III 80.
  3. Bär, Epitaphiensmlg. fol. 2.
  4. Würdtwein, Epitaphienbuch 237.
  5. Habel, Notizbuch fol. 20.
  6. Roth, Geschichtsquellen III 257.
  7. Beitr. Gesch. Erzstift 28.

Zitierhinweis:
DI 43, Rheingau-Taunus-Kreis, Nr. 36 (Yvonne Monsees), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di043mz05k0003600.