Inschriftenkatalog: Rheingau-Taunus Kreis
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 43: Rheingau-Taunus-Kreis (1997)
Nr. 623† Adolfseck, ehem. Burg 1.H.17.Jh.?
Hinweis: Die vorliegende Online-Katalognummer ist im Vergleich zum gedruckten Band mit Ergänzungen und Korrekturen versehen. Sie finden diese am Ende des Artikels. [Dorthin springen]
Beschreibung
Spruchinschrift auf Wappenscheibe (?) an nicht näher bezeichnetem Fenster in einem Saal der Burg, angeblich „des Kaisers Wappen“.
Nach Merian.
Wann Sünd nicht hätte Sünden NamenWollt ich mich doch der Sünden schamen.
Versmaß: Deutscher Reimvers.
Reichswappen. |
Anmerkungen
- Luthmer aus Merian.
- Luthmer 167; vgl. May, Adolfseck 38-43 zur Burg.
- Luthmer 168.
Nachweise
- Matthaeus Merian, Topographia Hassiae et regionum Vicinarum. Das ist Beschreibung der vornembsten Stätte und Plätze in Hessen und den benachbahrten Landtschaften (...). Franckfurt a.M. 1655 (Merian-Zeiller Topogr.), 95.
- Luthmer (1914) 166.
Addenda & Corrigenda (Stand: 30. September 2021):
Bei der Inschrift handelt es sich um einen Sinnspruch von Freidank („Autoritätenfreidank“). Dieser Spruch findet sich etwa auch auf der Wandvertäfelung der Augsburger Weberstube im Bayerischen Nationalmuseum, wo er auf einem von dem Propheten Ezechiel gehaltenen Spruchband angebracht ist, vgl. Monica Meine-Schawe, Die Augsburger Weberstube im Bayerischen Nationalmuseum. In: Münchner Jb. d. Bildenden Kunst, 3. F. 46 (1995), 25-80. Zum Sujet vgl. Ines Heiser, Autorität Freidank. Studien zur Rezeption eines Spruchdichters im späten Mittelalter und in der frühen Neuzeit (Phil. Diss. Marburg 2004) (Hermaea NF 110) Tübingen 2006 und dies., Freidank-Inschriften. In: ZfdA 131 (2002 498-493, … II. In: ZfdA 132 (2003) 239-248. Vgl. auch Freidanks Bescheidenheit. Auswahl mittelhochdeutsch – neuhochdeutsch. Übertragen, hrsg. und mit einer Einleitung versehen v. Wolfgang Spiewok. Leipzig 1985.
Zitierhinweis:
DI 43, Rheingau-Taunus-Kreis, Nr. 623† (Yvonne Monsees), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di043mz05k0062305.
Kommentar
Der Text wird von Merian in seiner Beschreibung des Ortes und der Burg Adolfseck von 1655 mit der Bemerkung überliefert, das Schloß sei 1631 „noch in seinem Wesen gestanden“.1) Versform und Schreibweise, wiewohl unsicher überliefert, legen eine relativ späte Entstehung nahe.
Ehemals Mainzer Besitz, fiel dieser Teil des Aartales an die Grafen von Katzenelnbogen. Erzbischof Gerlach von Nassau übertrug es später seinem Bruder Adolf. Dieser ließ 1355 die Burg erbauen.2) Die Anbringung des kaiserlichen Wappens mag ein früher Beleg für die legendarische Zuschreibung der Burg an den Bauherrn König Adolf I. von Nassau († 1298) sein. Zu Beginn des 17. Jahrhunderts befand sie sich bereits in verwahrlostem Zustand, war aber noch 1653/54 bewohnbar.3) Ihre Niederlegung erfolgte zu einem nicht näher bestimmbaren Zeitpunkt. Heute sind nur geringe Reste des aufrecht stehenden Mauerwerks erhalten.