Inschriftenkatalog: Rheingau-Taunus Kreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 43: Rheingau-Taunus-Kreis (1997)

Nr. 619 Kiedrich, Kath. Pfarrkirche St. Valentin 1649/(1657)

Hinweis: Punkte auf der Grundlinie und Worttrenner sind als große Quadrangel gebildet.

Beschreibung

Grabplatte der Anna Ursula von Ritter zu Groenesteyn, geborne von Schwalbach und ihres Ehemannes Stephan, am originalen Bestattungsort im Boden vor dem Lettner unter einem Holzdeckel. Schwarze Marmorplatte mit den reliefierten Vollwappen des Ehepaares in der oberen Hälfte des Bildfeldes, darunter geflügelter Puttenkopf. Unten Tafel mit 14zeiliger Grabinschrift, eingerahmt von geflügelten Puttenköpfen, Ranken und Fruchtgehängen, Voluten und Früchten. Auf den vier Ecken des eingetieften Feldes je ein bezeichnetes Vollwappen.

Maße: H. 189, B. 107,5, Bu. 3,5 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

Bender_Forschungsstelle Die Deutschen Inschriften bei der Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz [1/4]

  1. A(NN)O. 1649. DIE 26. IVL(II) OBIIT PRAENO/BILIS VIRTVTE, AC PIETATE PRAESTANS / ANNA VRSVLA RITTERIN DE GRÖESTEIN / EX ANTIQVO STEMMATE DE SCHWAL=/BACH PROGENITA, / A(NN)O 16〈57〉 DIE 〈16 · (NOVEM)BR(IS)〉a) · PIE OBIIT PRAE=/NOB(ILIS) ET STRENVVS STEPHANVS RIT=/TER DE GRÖENSTEIN SAC(RAE) CAES(AREAE) MA(IESTA)TISb) AC / REGIS CATHOL(ICI) NEC NON EM(INENTISSI)MIc) PRIN/CIPIS AC ELEC(TORI) MOGVNT(INAE) ANSELMI / CASIMIRI SATELLITII CAPITANE(VS) / ETC(ETERA) QVORVM ANIMAE IN / PACE REQVIESCANT.d) / 1 · 6 · 4 · 9 ·

  2. Wappen mit Beischriften:  
    RITHER DE / GRÖENSTEIN, SCHWALBACH; RITHER, LANDSCHADT / V(ON) STEINACH; SCHWALBACH, ELTZ 

Übersetzung:

Im Jahre 1649, am 26. Juli starb die sehr vornehme, durch Tugend und Frömmigkeit ausgezeichnete Anna Ursula Ritterin von Groenesteyn, die aus dem alten Geschlecht von Schwalbach stammte; im Jahr 1657, am 16. November starb fromm der sehr vornehme und tüchtige Stephan Ritter von Groenesteyn, Hauptmann der Wache seiner Heiligen Kaiserlichen Majestät und Katholischen Königs wie auch des herausragendsten Fürsten und Mainzer Kurfürsten Anselm Kasimir etc., deren Seelen in Frieden ruhen mögen.

Wappen:
Ritter zu Groenesteyn-Schwalbach
Ritter zu GroenesteynSchwalbach
Landschad von SteinachEltz

Kommentar

Die qualitätvoll gearbeitete Grabplatte zeigt eine sauber gehauene Kapitalis mit Ligaturen, zahlreichen Interpunktionszeichen, I-Punkten und Ö-Strichen sowie hochgestellten Endsilben. Die Grabplatte entstand offenbar zum Tod der Frau; die Todesdaten des Ehemannes wurden nachgetragen, wie Schriftunregelmäßigkeiten zeigen.

Stephan von Ritter zu Groenesteyn kam aus Holland nach Deutschland, wo er am 20. Januar 1620 Anna Ursula, Erbtochter der Familie von Schwalbach, heiratete.1) Als Tochter des Wolf Adam von Schwalbach und der Anna Juliana zu Eltz, der Stifterin des Katharinenaltars (Nr. 583) in der Kiedricher Kirche, brachte sie ein beträchtliches Vermögen mit in die Ehe.2)

Textkritischer Apparat

  1. Befund 9BR mit Kürzungsstrich.
  2. TIS kleinerformatig hochgestellt.
  3. MI kleinerformatig hochgestellt.
  4. Es folgt eine feinstrichige Vignette.

Anmerkungen

  1. Humbracht Taf. 269 zu Schwalbach; Zaun, Kiedrich 41.
  2. Anna Ursulas Bruder Kaspar Gernand war am 13. Juli 1633 ohne Nachkommen gestorben, so daß das Vermögen und der gesamte Besitz der Schwalbach-Familie an die junge Frau gelangte. Hinzu kam das Erbe ihrer Großmutter Anna von Hohenstein, mit der ein Großteil der Hohensteinschen Liegenschaften ebenfalls in den Besitz der Schwalbacher übergegangen war. Auch von ihrer Mutter Anna Juliana erhielt sie wertvolle Güter.

Nachweise

  1. Würdtwein, Epitaphienbuch 377.
  2. Zaun, Kiedrich 120.
  3. Roth, Geschichtsquellen III 251.

Zitierhinweis:
DI 43, Rheingau-Taunus-Kreis, Nr. 619 (Yvonne Monsees), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di043mz05k0061908.