Inschriftenkatalog: Rheingau-Taunus Kreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 43: Rheingau-Taunus-Kreis (1997)

Nr. 618† Rüdesheim, Kath. Pfarrkirche St. Jakob um 1648?

Beschreibung

Epitaph für Johannes Klunckhard und seine Ehefrau Agnes sowie für Hieronymus Klunckhard und seine beiden Ehefrauen. Die Inschrifttafel war noch 1911 in der Außenmauer der Kirche eingemauert; seit dem Luftangriff 1944 verschollen.1) Einem älteren Foto zufolge handelte es sich um eine hohe, von geflügelten Puttenköpfen und Rollwerk umrahmte Sandsteinplatte mit geteiltem Mittelfeld, als obere Bekrönung das Familienwappen (Hausmarke). Im oberen Bilddrittel befand sich die Darstellung eines Ehepaares in Adoration vor dem Kruzifix, zu Häupten je ein Schriftband mit Namensinschriften (A) und Hausmarken auf Wappenschilden. Darunter in gleicher Haltung und Gebärde ein kniender Mann und rechts neben ihm zwei Frauen vor einem gerafften Vorhang. Auf dem Rand Namen (B). Unteres Schriftfeld leer, Teile des Schildes und einer weiteren Hausmarke fehlten, Riß durch das Wappenschild und die Figur rechts.

Nach Bonte.

Maße: H. 125, B. 70 cm.1)

Schriftart(en): Kapitalis.

  1. A

    JOANES KLVNCKHART / ANGNES SEIPELIN

  2. B

    HIERONIMVS KLVNCKHART / LORE[TTA] FINKINa) / ELIS[ABET] BEVSE[...]Lb)

Wappen:
Hausmarken:
Klunkhard, Hans (Johannes) (Initialen HK, über dem Balken des H Schaft mit Kopfschragensprosse); Seipel, Agnes (oben geschlossener Schragen); Klunckhard, Hieronymus (Initialen HK, über dem Balken des H Vierkopfschaft mit Schragen); Fink, Maria Lauretta (Sparrenkopf, Mittelkreuzsprosse und Göpelfußschaft); Beuser, Elisabeth (Initialen E [B], über dem Balken Schaft mit Kopfschragensprosse).2)

Kommentar

Die angesehene, weit verzweigte Familie Klunckhard hatte in Rüdesheim Einfluß und Vermögen.3) Der in Inschrift (A) genannte Johannes ist höchstwahrscheinlich mit dem 1595 in den Mainzer Borgationsbüchern eingetragenen, als Anwalt tätigen Johannes „Glunckardt“ identisch. Folgt man der Argumentation Ports,4) so wurde das verlorene Denkmal um 1600 von Hieronymus Klunckhard (vorherige Nr.), dem angeblich 1567 geborenen Sohn des Johannes, in Auftrag gegeben. So früh kann es kaum entstanden sein, weil die erste Ehefrau des Hieronymus Elisabeth Beuser noch auf einem Denkmal von nach 1616 (Nr. 572a) verewigt wurde, die zweite Ehefrau Maria Lauretta schon abgebildet ist und beider Söhne Johann und Johann Jakob erst nach 1650 belegt sind, die ersten Enkel sogar erst 1657 geboren wurden.5) Für einen möglichst späten Zeitansatz, wegen der Darstellung der ersten Ehefrau vielleicht noch zu Lebzeiten des Hieronymus, spricht auch der Ohrmuschel-Stil des Rollwerks.

Textkritischer Apparat

  1. Bonte LORE (HA)FINKIN. Die runden Klammern zeigen anscheinend unsicher gelesene Stellen an; ein H wäre also leicht aus zwei T zu verlesen gewesen. Eine Maria Laureta ist 1653 als Witwe des Hieronymus gestorben, im Kirchenbuch genannt: „olim spectabilis domini Hyeronimii Klunckhart praetoris relicta“, PfA Rüdesheim, Kirchenbuch K 1, pag. 123.
  2. Sic! Bonte ergänzte zu BEVSE(BAL)L. Es dürfte sich jedoch um den Nachnamen BEVSER gehandelt haben, vgl. auch Nr. 572a.

Anmerkungen

  1. Vgl. die Beschreibung des Vorkriegszustandes und die Maße bei R. Bonte, Ein Grabdenkmal der Familie Klunckhart in Rüdesheim. In: Mitt. d. Vereins f. Nass. Altertumskde. u. Gesch.forschg. 15 (1911/12) H. 2, 61-66; auch erw. bei Port Sp. 292.
  2. Beschreibung nach Abzeichnung u. Zuordnung von Bonte, Grabdenkmal 64 Abb. 18.
  3. Sorgfältig zusammengetragenes Material bei Port, auch zum folgenden, aber methodisch nicht sauber ausgewertet.
  4. Ebd. Sp. 292f.
  5. Ebd. Sp. 293f.

Nachweise

  1. Bonte, Hausmarken 174f.
  2. Bonte, Grabdenkmal 65; Abb. 17.
  3. Port Sp. 292.

Zitierhinweis:
DI 43, Rheingau-Taunus-Kreis, Nr. 618† (Yvonne Monsees), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di043mz05k0061808.