Inschriftenkatalog: Rheingau-Taunus Kreis
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 43: Rheingau-Taunus-Kreis (1997)
Nr. 616 Lorch, Kirchhof 1647
Beschreibung
Grabstein der Katharina Braun, geborene Jung, und ihrer Tochter Maria Ursula. Rotsandstein, dreizoniger Aufbau. Auf dem Fuß 13zeilige Grabinschrift. Darüber zwei Hausmarken in sich zuneigenden Wappenschilden. Oben geflügelter Puttenkopf, unten Totenschädel mit Schwingen.
Maße: H. 142, B. 59-62, Bu. 2-3,5 cm.
Schriftart(en): Kapitalis.
DER MENSCH VOM WEIBE GEBOHREN, / LEBT EINE KVRTZE ZEIT, VND WIRD / ERFV̈LLT MIT VIELEN BETRV̈BNVSSEN, / ER GEHET AVFF WIE EINE BLVME / VND FAELT ABE, FLEVCHT DAHIN WIE / EIN SCHATTEN, VND BLEIBT NIMER IN / EINEM STANDT. HIOB XIIII CAP(ITEL)1) / A(NN)O 1647 IST DES HERRN NICOLAI / BRAVN EHLICHE HAVSFRAW CATHARINA / IVNCKIN SAMPT SEINER LIEBEN TOCH/TER MARIA VRSVLA ERBAERMLICH / VF [...]B O[...a)]CT IM HERRN / END[...]b) AMEN
Hausmarken: |
Nikolaus Braun (ein von Pfeil durchbohrtes Herz, darauf Schaft mit Mittelschragensprosse, oben Beil, begleitet von Initialen N(ICOLAVS) B(RAVN)); Katharina Jung (Küferschlegel, belegt mit drei Sprossen, begleitet von Initialen C(ATHARINA) I(VNG).) |
Textkritischer Apparat
- Fehlstelle ca. 12 cm.
- Ergänzungsvorschlag nach zeitüblichen Gepflogenheiten ENDSCHLAFFEN.
Anmerkungen
- Hiob 14,1-2.
- Struppmann, Chronik Lorch 16.
Zitierhinweis:
DI 43, Rheingau-Taunus-Kreis, Nr. 616 (Yvonne Monsees), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di043mz05k0061602.
Kommentar
In der Auswahl der Stellen aus dem Buche Hiob läßt sich die persönliche Lebenssituation des Witwers Nikolaus Braun ablesen, der seiner Frau und seiner Tochter diesen Stein setzen ließ. Vielleicht stand der inschriftlich als „erbärmlich“ bezeichnete Tod der beiden in Zusammenhang mit einer Gewalttat oder einer tödlich verlaufenden Krankheit. Daß die Familie Braun trotz allen Wirren – bis zum Ende des Dreißigjährigen Krieges waren in Lorch insgesamt 131 Häuser niedergebrannt worden2) – noch über Geldmittel verfügte, zeigt die Wiederherrichtung der ruinösen Markuskapelle, die Braun zwei Jahre zuvor in Auftrag gegeben hatte (vorherige Nr.).