Inschriftenkatalog: Rheingau-Taunus Kreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 43: Rheingau-Taunus-Kreis (1997)

Nr. 612† Eberbach, Klosterkirche 1644

Beschreibung

Grabinschrift des Schöntaler1) Priors Petrus Haas. Sein Grab lag vor dem Bernhardsaltar.2)

Nach Schöntaler Chronik.3)

  1. Anno 1644 die 19. Julii obdormivit in domino reverendus pater Petrus Haas Speciosae Vallis prior puritate vitae pietate in deum et zelo sui ordinis clarus.

Übersetzung:

Im Jahre 1611, am 19. Juli entschlief im Herrn der ehrwürdige Vater Petrus Haas, Prior von Schöntal, berühmt wegen der Reinheit seines Lebens, seiner Gottesfurcht und des Eifers für seinen Orden.

Kommentar

Petrus Haas hatte 1626 die Profeß abgelegt. Nach seinem Philosophie- und Theologiestudium in Würzburg begleitete er den Schöntaler Abt Christoph Hahn, der 1648-1651 Abt von Eberbach wurde,4) auf der Flucht vor den Schweden in die Schweiz und in die Lombardei. 1632 war Haas Priester in Eichstätt; 1635 übertrug man ihm das Subpriorenamt in Schöntal. Am 1. November 1636 wurde der wegen seiner Frömmigkeit und seiner Schriften hochangesehene Geistliche zum Prior, Novizenmeister, „pater spiritualis“ und „Generalconfessarius“ gewählt.5)

Der Eberbacher Anonymus konnte zu Beginn des 18. Jahrhunderts nur Reste dieser Grabinschrift überliefern.6)

Die Kanonisierung des Petrus Haas wurde 1720 durch den Schöntaler Abt Benedikt Knittel (1650-1732)7) betrieben. 1721 erhob man mit Erlaubnis des Eberbacher Abtes Michael Schnock die Gebeine des Priors und translozierte sie nach Schöntal, wo sie im Kapitelsaal unter dem Kruzifix beigesetzt wurden. In diesem Zusammenhang wurde dort eine zweite Grabplatte mit Memorialinschrift für Haas angefertigt.8) Die rechte Hand des Verstorbenen verblieb aber auf Veranlassung von Abt Schnock in Eberbach und wurde in der Bernhardskapelle bestattet.9)

Anmerkungen

  1. Es handelt sich um das im Lkr. Hohenlohe liegende Kloster Schöntal an der Jagst; vgl. hierzu die Fschr. 825 Jahre Kloster Schöntal (1157-1982). Schöntal 1982; Johannes Brümmer, Kunst und Herrschaftsanspruch. Abt Benedikt Knittel und sein Wirken im Zisterzienserkloster Schöntal. Stuttgart 1994.
  2. Angabe nach Schöntaler Chronik; der Eberbacher Anonymus nannte hingegen den Laurentiusaltar im Kreuzgang.
  3. Den Hinweis auf diese Archivalie verdankt Bearb. Herrn Wolfgang Riedel, Hallgarten. Dem Staatsarchiv Ludwigsburg (Fr. Dorothea Bader) ist hier für die frdl. Überlassung der entsprechenden Fotokopien aus der Chronik zu danken.
  4. Vgl. ein undatiertes Eberbacher Abtsverzeichnis wohl aus dem 18. Jh. mit der Bemerkung „Christopherus Hahn, abbas Speciosae Vallis, administrator Eberbacensis tribus annis“, ed. Roth, Geschichtsquellen III 87. Zu Abt Christoph Hahn vgl. auch Cist. Chron. 4 (1892) 68-70; 7 (1895), 123; 8 (1896) 11.
  5. So nach Schöntaler Chronik, auch zum folgenden.
  6. Er überliefert: [...]secus p. Petrus prior Speciosa Vallis; secus vielleicht verlesen aus reverendus.
  7. Vgl. zu diesem: Abt Benedikt Knittel und das Kloster Schöntal als literarisches Denkmal. Bearb. v. Friedrich Albrecht. Sonderheft d. Marbacher Magazins 50 (1989); Brümmer (wie Anm. 1) 19-30.
  8. Brümmer (wie Anm. 1) 167 m. Abb. 125, die Versatzstücke der Eberbacher Inschrift kehren in der Schöntaler Formulierung von 1720/21 wieder als puritas vitae, pietas in Deum et zelus ordinis.
  9. Brümmer 247 Anm. 594 nach Schöntaler Chronik.

Nachweise

  1. Schöntaler Chronik (StALU B 503 I Bü 49) fol. 19.
  2. Anonymus ed. Roth, Geschichtsquellen III 85 (teilw.).

Zitierhinweis:
DI 43, Rheingau-Taunus-Kreis, Nr. 612† (Yvonne Monsees), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di043mz05k0061200.