Inschriftenkatalog: Rheingau-Taunus Kreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 43: Rheingau-Taunus-Kreis (1997)

Nr. 609 ehem. Kloster Marienhausen, Kirche 1641

Beschreibung

Epitaph für Äbtissin Barbara Hess, ursprünglicher Standort unbekannt, heute an der Nordwand der Kirche neben dem Eingang befestigt. Hochrechteckige Platte aus schwarzem Schiefer, oben das in eine runde Vertiefung eingeschlagene, mit einem gemeinsamen Abtsstab versehene Allianzwappen der Verstorbenen und ihrer Amtsnachfolgerin. Beischriften (B, C) links und rechts des Wappens, (C) gleichzeitig Stifterinschrift. Darunter die elfzeilige Grabinschrift (A). Die Platte ist bis auf eine kleine Beschädigung am linken unteren Rand in gutem Erhaltungszustand.

Maße: H. 66, B. 51,4, Bu. 2-5 cm.

Schriftart(en): Humanistische Minuskel.

Forschungsstelle Die Deutschen Inschriften bei der Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz, Foto: TGTempel [1/1]

  1. A

    A(nn)o 1641 5 octob(ris) ist alhir / in Mariaehause Gott selig entsch/laffen die in Christo wohlehrwur/dige Fraw Barbara Hessin Von / Ingelheim Abbtissin 17 Iahr Priorin / undt darnach 2 Iahr abbtissin / dem Closter trewlich undt wohl / uorgestanden, ist entlich in groser / Gedult im 52 Iahr ires alters von / diesem leben abgeschieden dero / [s]eel Gott gnedig wolle sein

  2. B

    Barbara / Hessin / von Ing/elheim

  3. C

    Kunigund / böckin / uon Lim/burg Aba/tiss(a) fieri / fecit

Übersetzung:

Äbtissin Kunigunde Bock von Limburg ließ dies machen (B).

Wappen:
Hess (2:1 gestellte Kreuzchen); Bock (steigender Bock nach rechts).

Kommentar

Die Inschrift ist neben der kaum lesbaren Klunckhardschen Grabplatte (Nr. 617) das einzige Beispiel für humanistische Minuskel im Bearbeitungsgebiet. o und u tragen entweder Pünktchen oder Schlängellinien, Satzzeichen stehen unregelmäßig.

Nach dem Tode der Äbtissin Ursula Jung (vorherige Nr.) 1639 wurde die Priorin Barbara Hess zur Nachfolgerin gewählt. Aus ihrer Regierungszeit sind nur wenige Urkundenbelege erhalten.1) Seit dem 27. November 1641 ist Priorin Kunigunde Bock als neue Äbtissin nachzuweisen.2) Ihr ist der Auftrag für die Anfertigung der Epitaphien ihrer beiden Amtsvorgängerinnen zu verdanken.

Anmerkungen

  1. Sie bestätigte in einer undatierten Urkunde 1639 gemeinsam mit Priorin Katharina Eltz ein Verkaufsgeschäft ihrer Vorgängerin aus dem Jahre 1631, vgl. HHStAW 73/179; vgl zu weiteren Verkäufen in Assmannshausen 1641 HHStAW 73/180, Rüdesheim HHStAW 73/181-183.
  2. Äbtissinnenliste im Findbuch zu HHStAW Abt. 73 o.S.; ein eigenes Grabdenkmal ist nicht bekannt.

Nachweise

  1. Anonymus Marienhausen fol. 2r-v.

Zitierhinweis:
DI 43, Rheingau-Taunus-Kreis, Nr. 609 (Yvonne Monsees), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di043mz05k0060901.