Inschriftenkatalog: Rheingau-Taunus Kreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 43: Rheingau-Taunus-Kreis (1997)

Nr. 599 Geisenheim, Rathaus 1631

Beschreibung

Name Jesu, Namens- und Funktionsansage, Aufruf sowie Gußjahr auf Glocke. Ehemals im 1853 abgerissenen Vorgängerbau1) des Rathauses, heute schwer zugänglich im Uhrturm. Im Foyer des Erdgeschosses steht eine originalgetreue Kopie. Auf der Schulter ein stehender vegetabilischer Bogenfries, darunter dreizeilige, zeilenweise zwischen Doppelrundstegen umlaufende Inschrift, reicher Hängefries aus geflügelten Puttenköpfen mit floralen Ornamentmustern, dann ein Rundsteg. Auf der Glockenflanke sind ein Rundmedaillon mit Gemeindesiegel mit Umschrift (B), ein Rollwerkmedaillon mit Gießername und -zeichen sowie zwei Medaillons mit der Gottesmutter und eine Kreuzigung mit Titulus (C) aufgelegt. Stege am Wolm und am Schlagring. Buchstaben auf Plättchen montiert.

Nach Kopie.

Maße: H. ca. 71, Dm. 65, Bu. 1,5 (A), 0,2 (B), 0,5 (C) cm.

Schriftart(en): Gotische Majuskel (B), Kapitalis.

Forschungsstelle Die Deutschen Inschriften bei der Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz, Foto: TGTempel [1/4]

  1. A

    IH(ESV)Sa) ·S(ANCTVS)b) · LAVRENTIVS · BINc) · ICH · GENANT ·WEN · ICH · GELEVT · WERD · ISTd) · / VNGLVCKe) · FEVERf) · ODER · AVFFRVHR · IN DEM LANDg) ·DARVMBh) · MACHE · SICH / EIN · IEDER · EILENTS · ZV · DER · HAND [...]i) · ANNO · 1631 · I · P · S

  2. B

    + · S(IGILLVM) VVNIVERSITATISk) · I(N) · GISENHEYM

  3. C

    I(ESVS) · N(AZARENVS) · R(EX) · I(VDEORVM)2)

Übersetzung:

Siegel der Gemeinde (Gesamtheit) in Geisenheim (B).

Versmaß: Deutsche Reimverse.

Wappen:
Gießerzeichen mit Beischrift: THOMAS · SIMON (Glocke zwischen zwei Rosetten).

Kommentar

Thomas Simon verwendete dieselben, auf Plättchen aufgelegten Schriftmodel wie bei den beiden anderen von seiner Hand stammenden Glocken (vorherige und folgende Nrr.). Der Mittelteil des M wird nicht bis zur Grundlinie geführt; Linksschrägenverstärkung ist bei A, M, N, V feststellbar, B, C, D zeigen Bogenverstärkung. Als Worttrenner dienen jeweils kreuzförmig angeordnete Kugeln auf kleinen, rautenförmigen Plättchen.

Stifter der Alarmglocke war die Gemeinde, deren Siegel in der vorstehenden Form3) seit 1373 erwähnt und im Abdruck bis 1546 erhalten ist.

Textkritischer Apparat

  1. Fehlt bei Luthmer wie auch das Kreuz. Stattdessen überlieferte er an dieser Stelle die Jahreszahl.
  2. Fehlt bei Luthmer.
  3. Luthmer WERD.
  4. Hier folgt ein in die zweite Zeile weisendes Händchen.
  5. Steht unter IHS.
  6. Bei Luthmer UNGLÜCK AUFRUHR ODER BRAND.
  7. Bei Luthmer nicht überliefert.
  8. Luthmer DRUM.
  9. Luthmer EILE EIN JEDER SCHNELL ZUR HAND; vorangestellt ein aus fünf Kugeln kreuzförmig zusammengesetzter Worttrenner, ein weisendes Händchen.
  10. Sic! statt VNIVERSITATIS.

Anmerkungen

  1. Vgl. dazu Struck, Geisenheim 72.
  2. Vgl. Io. 19,19.
  3. Doppelturmanlage mit Verbindungsgang (Gemeinde Geisenheim), darunter Mainzer Doppelrad (Kurmainzer Landesherrschaft), vgl. Struck, Geisenheim 71.

Nachweise

  1. Luthmer (1921) 75.
  2. Monsees, Rheingauer Glocken 6 Abb. 5.

Zitierhinweis:
DI 43, Rheingau-Taunus-Kreis, Nr. 599 (Yvonne Monsees), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di043mz05k0059900.