Inschriftenkatalog: Rheingau-Taunus Kreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 43: Rheingau-Taunus-Kreis (1997)

Nr. 598 Geisenheim, Kath. Pfarrkirche Zur Kreuzauffindung 1631

Beschreibung

Namensansage, Glockentugenden und Name als Stifterinschrift sowie Gußjahr auf Glocke, im Südturm als untere von zwei Glocken aufgehängt. Auf der Schulter dreizeilig umlaufende Inschrift zwischen Stegen, auf der Haube und auf dem Wolm vegetabilischer Rankenfries. Auf der Flanke befinden sich zwei Medaillons mit Kruzifix und zwei Heiligenfiguren, auf einem kleinen Rundmedaillon Name des Gießers mit Gießerzeichen. Buchstaben auf Plättchen montiert. Schlagton d‘.1)

Maße: H. 140, Dm. 135, Bu. 3 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

  1. S(ANCTVS)a) MARTINVSb) · HEISSE ICHZVE DER EHREN GOTTES LEVTE ICHDIE LEBENTIGEN BERVFFE ICHDIE DOTTEN // BECLAGEc) ICH ·d)WOLFFe) / HENRICH VON BREIDTBACH VICEDOMB IM RINGCHAW · 1631 +f)

Versmaß: Deutsche Reimverse.

Wappen:
Gießerzeichen mit Beischrift: THOMAS SIMON (Glocke zwischen zwei Rosetten).

Kommentar

Der Guß der Martinsglocke wurde von dem Rheingauer Viztum Wolf Heinrich von Breidbach-Bürresheim bei dem lothringischen Wandergießer Thomas Simon2) in Auftrag gegeben. Diesem sind bislang nur wenige Werke zugewiesen worden, auch gemeinschaftlich mit seinem Cousin Franz (François) Breutel.3) Er war 1612 und 1617 in Nordhessen, in den Jahren 1621, 1623, 1626, 1629 und 1634 andernorts in Werkgemeinschaft mit anderen Verwandten tätig.4) Nach Glockengüssen im Wesergebiet und im Harz kam er 1631 an den Mittelrhein.

Bislang unbeachtet blieb die Tatsache, daß er die kleinere, mit identischem Floralschmuck versehene Geisenheimer Rathausglocke und die verlorene Glocke in Lorch (folgende Nrr.), beide aus demselben Gußjahr 1631, mit seinem Gießerzeichen kennzeichnete.

Textkritischer Apparat

  1. Hier folgt ein aus kleinen erhabenen Punkten gebildetes Kreuzchen.
  2. Zaun und Luthmer überliefern nachfolgend die Evangelistennamen, die jedoch nicht auf der Glocke stehen.
  3. BECLAGE in kleineren Buchstaben, darüber auf kleinem Metallstück überschrieben IH(ESV)S.
  4. Ein horizontal gelegtes, lanzettförmiges Blättchen als Worttrenner oder Zier.
  5. Nachfolgend ein weisendes Händchen.
  6. Schlußzeichen in Form eines Kreuzes aus erhabenen Punkten.

Anmerkungen

  1. Angabe nach Foersch.
  2. Vgl. zu diesem Kurt Köster, Glocken und Glockenspiele von Lothringer Wandergießern in den ersten Jahrzehnten des 17. Jahrhunderts. In: Lusus campanularum. Fschr. Sigrid Thurm z. 80. Geb. Hrsg. v. Tilmann Breuer. München 1986, 42-55, hier 50; nach 1615 scheint sich Thomas von seinen Brüdern Jean und François getrennt zu haben, mit denen er gemeinsam die 1615 datierte Glocke für Buren, Provinz Gelderland, Niederlande, gegossen hatte.
  3. Walther 877.
  4. Köster (wie Anm. 2) 50f.

Nachweise

  1. Zaun, Landkapitel 246.
  2. Roth, Geisenheim 180.
  3. Luthmer (1907) 79; (1921) 74f.
  4. Foersch, Glockeninventarisation (1987).

Zitierhinweis:
DI 43, Rheingau-Taunus-Kreis, Nr. 598 (Yvonne Monsees), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di043mz05k0059804.