Inschriftenkatalog: Rheingau-Taunus Kreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 43: Rheingau-Taunus-Kreis (1997)

Nr. 585† ehem. Kloster Nothgottes 1622

Beschreibung

Stifterinschrift auf dem Grundstein für das 1622 begonnene Klostergebäude, das an die Kirche anschließt. Der Stein wurde unterhalb des Hochaltars in den Boden gesenkt; die Papierabschrift des Textes händigte der Stifter, Heinrich Brömser von Rüdesheim, dem Guardian der Franziskaner 1659 aus.1)

Nach HHStAW.

  1. Deo Ser(vatori) Opt(imo) Max(imo). B(eatae) M(ariae) V(irginis) s(ancto) Francisco eiusq(ue) fratribus ordinis Capucinorum hoc templum Agoniae Christi vel Zur Noht Gotteß cum pomerio qua(m) supra qua(m) infra a maioribus acceptem ad suam suorum totiusq(ue) Ringaviae salutem d(edit) d(onavit) anno elapso Joannes Reichardus Brömbser a Rüdesheim s(acrae) Cais(areae) Maiest(atis) et reverend(issi)mo Moguntinoa) a consiliis huiusq(ue) magnus magister aulae et vicedominus Ringaviae cui cum hora vi matutina die palmaru(m) sacerdos extremam s(ancti) olei unctionem mors vitae lineam simul imposuissent nec iacendo fundamenti huic coenobio diem a se praestitutum vidisset filius eius Henricus möerens mortem gaudens pietatem testament(umque) parentis hoc saxo firmat(us) fundat feria secunda post Pascha quae est xxviii martii anno mdcxxii.

Übersetzung:

Dem besten, größten Gott und Retter, der hl. Jungfrau Maria, dem hl. Franziskus und seinen Brüdern vom Kapuzinerorden hat Johann Richard Brömser von Rüdesheim im vergangenen Jahr diese Kirche „Agonia Christi“ oder „Zur Not Gottes“ mit einem Obstgarten sowohl oberhalb als auch unterhalb (des Klosters), den er von seinen Vorfahren erhalten hatte, zu seinem Heil, dem Heil der Seinigen und des ganzen Rheingaus gegeben und geschenkt. Er war Rat der heiligen kaiserlichen Majestät und des hochehrwürdigen Mainzer (Erzbischofs) sowie dessen Großhofmeister und Viztum des Rheingaus. Weil ihm am Morgen des Palmsonntags (20. März) zur sechsten Stunde der Priester die letzte Ölung gereicht und zugleich der Tod seinem Leben die Grenze gesetzt hatte und er den von ihm für die Grundsteinlegung dieses Klosters festgesetzten Tag nicht mehr erlebt hatte, hat sein Sohn Heinrich, der den Tod betrauerte, freudig die Frömmigkeit und das Testament seines Vaters mit diesem Stein fest begründet und zwar am Montag nach Ostern, also am 28. März des Jahres 1622.

Kommentar

Die Wallfahrtskirche2) war bis 1620 Privateigentum der Brömser von Rüdesheim, die schon gegen Ende des 16. Jahrhunderts versucht hatten, Nothgottes in die Hände einer Ordenskongregation zu überstellen. Johann Reichard Brömser übergab die Wallfahrtskapelle Nothgottes samt umliegendem Grund und Boden schließlich den Kapuzinern; der Vorgang wurde am 15. Juli 1620 vom Mainzer Erzbischof feierlich bestätigt.3) Der Stifter starb am 20. März 16224); während er in der Klosterkirche aufgebahrt war, legte sein Sohn Heinrich den inschriftlich bezeichneten Grundstein und ließ ihn von dem anwesenden Abt Leonhard Klunkhard von Eberbach weihen.5)

Textkritischer Apparat

  1. Hier fehlt wohl archiepiscopo.

Anmerkungen

  1. Nach HHStAW: „Haec est inscriptio primi lapidi reconditi sub summo altare positi ut supra nobis transmittu pro informatione conservanda: 18. Augusti 1659 ab antefacto generosi domino Henrico Brömbsero Moguntinae“, unterzeichnet von Fr. Athanasius aus Worms, Guardian des Ordens.
  2. Vgl. umfassend Kilian; auch Triller, Nothgottes 15-28 und Einleitung Kap. 2.3.
  3. Kilian 29-33 mit verkürztem Abdruck der freien Übersetzung der Schenkungsurkunde.
  4. Humbracht Taf. 159; Oidtman, Die adeligen Geschlechter 286f.
  5. Nach Kilian.

Nachweise

  1. HHStAW 78/4.
  2. Kilian, Aufhebung Nothgottes 34 (m. unbrauchbarer Übers.).

Zitierhinweis:
DI 43, Rheingau-Taunus-Kreis, Nr. 585† (Yvonne Monsees), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di043mz05k0058507.