Inschriftenkatalog: Rheingau-Taunus Kreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 43: Rheingau-Taunus-Kreis (1997)

Nr. 583 Kiedrich, Kath. Pfarrkirche St. Valentin (1601/1616/1617)/1620/1648

Beschreibung

Epitaphaltar (Katharinenaltar) für Gernand und Anna von Schwalbach sowie für ihren Sohn Wolf Adam (Nrr. 538, 573) mit Memorial- und Stifterinschriften, Titulus und Heiligennamen. Retabel an der Ostwand des Südseitenschiffes. Dreizoniger Aufbau: Sockel mit Stifterinschrift (A) auf ovaler Kartusche aus Schiefer, flankiert von zwei hochrechteckigen Schweifwerktafeln mit Memorialinschriften (links B, rechts C). Reich gegliedertes Mittelfeld, flankiert von zwei den darüberliegenden Fries tragenden Säulen. In der Mitte des Feldes Alabastertafel mit Christus am Kreuz (mit Titulus D), links unter dem Kreuz Maria, rechts Johannes, am Kreuzfuß Maria Magdalena. Links neben der Mitteltafel die knienden, vollplastischen Figuren des ritterlichen Ehepaares Gernand und Anna von Schwalbach in Adoration vor dem Kreuz, im Hintergrund ein Vorhang. Über dem Ehepaar befindet sich die jeweils zugehörende Ahnenprobe aus zweimal acht paarig übereinander angeordneten Wappenscheiben mit Beischriften auf kleinen Schriftbändern. Rechts als Pendant die hintereinander knienden Beterfiguren des Wolf von Schwalbach, seiner Frau und Altarstifterin Anna Juliana zu Eltz und zwei Kindern; über den Köpfen der Familie ebenfalls Ahnenprobe in der gleichen Anordnung. Darüber Fries mit geflügelten Puttenköpfen. In der Mitte der Giebelzone Relief mit der Auferstehung Christi, flankiert von Säulen und den mit Namen bezeichneten Figuren des hl. Wolfgang links (E) und Anna Selbdritt rechts (F). Zu Seiten der Heiligen je ein Allianzwappen. Darüber links und rechts Figuren der hl. Katharina und der hl. Barbara. Als Abschluß dient ein Rundmedaillon mit segnendem Gottvater und Weltkugel, begleitet von zwei geflügelten Puttenköpfchen. Als Bekrönung des Retabels Figur des hl. Paulus auf einer Konsole. Stuck, Alabaster, Schiefer, Figuren und Wappen farbig gefaßt, Inschriften goldfarbig ausund aufgemalt, 1782 und 1877 renoviert.1)

Maße: H. ca. 400, B. 215; Inschriftfelder H. 27 (A), 36 (B,C), B. 36 (A), 43 (B), 27 (C), Bu. ca. 2 cm.

Schriftart(en): Kapitalis (B-F), Fraktur (A).

Bender_Forschungsstelle Die Deutschen Inschriften bei der Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz [1/7]

  1. A

    A(nn)o 1620 hat die woll=/Edle vnd viel ehrentugendreiche fra=/vw Anna Juliana von schwalbach wittib geborne / zu Eltz diesen Altar zu ehren gott dem Allm[e]chtigen marta) / dessen patron S(anc)t(a) Catharina wi[e] auch ihrem lieben / Schwervatter Gernand von swalbach schwiermatterb) / Annen von schwalbach geborne von hoenstein / vnd ihrem lieben vnd treiwen Junkher seeligen / Wolf Adam von schwalbach zu seliger gedechtnisz / auf Richten lassen deren seelen gott der / Allmechtige wolle ein fröliche auffer/stehung verleihen

  2. B

    A(NN)O .1.6.01. DEN 21. APRILIS IST IN / GOT SELICLICH VERSCHIDEN / DER WOLEDEL GESTR(ENG) VND VEST / GERNAND VO(N) SCHWALBACH CHVR/FV̈RSTLICHER MÄINTZISCHER RH/AT V(N)D AMBTMA(NN) ZV KÖNIGSTEIN / SEINES ALTERS 56 IHAR GEWESE(N). / ANNO 1.6.16c) DEN 3 IANVARY IST / IN GOT SELIGLICH VERSCHIDE(N) / DIE WOLEDEL VND DVGENTSA=/MME FRAW ANNA VON SCHWAL=/ BACH WIDWEN GEBORNE VON HOHENSTEIN IHRS ALTERS / 61. IHAR VND 4 MONAT DEREN / SEELEN GOT GNAD AMEN.

  3. C

    ANNO 1.6.17 DEN 24 FEBRVARŸ / IST IN GOT SELIGLICH VERSCHI=/DEN DER WOLEDEL, GEST(RENG) VND / VEST WOLF ADAM VON SCHWAL=/ BACH SEINES ALTERS 30 IHAR / DAN SEIN SEEL WAR GOT GEFEL=/IG DARVMB HAT ER IN EILENDS / VON DEN BÖSSEN GENOMMEN2) / ANNO〈1648〉d) DEN 〈13. APRILIS.〉d) / IST IN GOT SELIGLICH ENT=/SCHLAFFEN DIE WOLEDELE / VND DVGENTSAME FRAW ANNA / IVLIANA VON SCHWALBAGH GE=/BORNE VO(N) ELTZ IHRES ALTERS / 〈60.〉d) DEREN SEELEN GOT / GENAD AMEN.

  4. D

    I(ESVS) N(AZARENVS) R(EX) I(VDEORVM)3)

  5. E

    S(ANCTVS) · WOLFGANG

  6. F

    S(ANCTA) · ANNA

  7. Wappen mit Beischriften, linke Seite, Schwalbach und Hohenstein:
  8.   
    SCHWALBACH  HOENSTEIN  
    BRENDEL VON / HOMBURG  WERTORFF 
    BRAMBACH  ERLENHEIDTe)  
    KALB VON / RHEINHEIM  HATTSTEIN  
    HEVSSENSTAM RODT ZVR BVRCK/SCHWALBACH  
    WAISZ VON FA/EURBACH  SCHÖNBORN 
    BRENDEL VON HOMBURG  SELBACH  
    HOHENWEISELL WEYER ZV NICK/NICH 
  9. Wappen mit Beischriften, rechte Seite, Schwalbach und Eltz:
  10.  
    SCHWALBACH  ELTZ  
    HEVSSENSTAM VOM STEIN  
    BRENDEL VON / HOMBVRG  WOLEFSKEHL  
    WAISZ VON / FAEVRBACH  REIFFENBERG  
    HOENSTEIN  KERPEN  
    RODT ZVR BVRCK/SCHWALBACH  SCHMIDTBVRGf)  
    WERTORFF WOLFFSTEIN  
    SCHÖNBORN  SCHWARZEN/BOVRGg) 
Wappen:
Wappen in Giebelzone links: Schwalbach-Hohenstein; rechts: Schwalbach-Eltz.
 
SchwalbachHohenstein
Brendel von HomburgWertorff
BrambachErlenhaupt von Saulheim
Kalb von ReinheimHattstein
HeusenstammRodt zu Burgschwabach
Wais von FauerbachSchönborn
Brendel vom HomburgSelbach
HohenweiselWeyer zu Nickenich
 
SchwalbachEltz
HeusenstammVom Stein
Brendel von HomburgWolfskehl
Wais von FauerbachReifenberg
HohensteinKerpen
Rodt zu BurgschwalbachSchenk von Schmidtburg
WertorffWolfstein
SchönbornFlach von Schwarzenberg

Kommentar

Bei der Ahnenprobe Gernands von Schwalbach unterlief bei der Zuordnung der Wappen ein Fehler: Über dem Kopf seiner Ehefrau Anna von Hohenstein befinden sich Gernands Ahnenwappen und umgekehrt. Die Kapitalisbuchstaben leiden etwas unter der während der Restaurierung von 1877 aufgefrischten goldenen Ausmalung. Willkürlich wird die Farbe mitunter über die Buchstabenenden und Buchstabenumrisse hinausgeführt, oder es werden auf diese Weise Sporen hergestellt, die nicht original sind. Ganz neugestaltet sind die Jahreszahl in (A) und die Wappenbeischriften. Die Vorlinierung der Zeilen ist bei den Texttafeln (B) und (C) weitgehend erhalten, während (A) ohne Linierung auskommt.

Der Epitaphaltar4) diente als Frühmeßaltar. Die Stifterin des Altars, Anna Juliana zu Eltz, war die Tochter des Kaspar zu Eltz, Stifter des Kiedricher Hochaltars (Nr. 580). Ihre Schwiegereltern Gernand von Schwalbach und seine Ehefrau stifteten ihrerseits ein Altarretabel (Nr. 540), das sich heute im Mainzer Landesmuseum befindet. Eine heute inschriftlose Grabplatte aus rotem Sandstein an der Kiedricher Kirchhofsmauer wird diesem Ehepaar zugeschrieben.5)

Textkritischer Apparat

  1. Sic! Dahinter Kürzungszeichen, Würdtwein liest und Maria.
  2. Sic!
  3. Zaun 1606; s.a. Nr. 538.
  4. Stelle ursprünglich freigelassen, dann Todesdaten nachträglich mit Farbe aufgemalt.
  5. Erlenhaupt von Saulheim.
  6. Schenk von Schmidtburg.
  7. Flach von Schwarzenberg.

Anmerkungen

  1. Zaun, Kiedrich 97.
  2. Weish. 4,14.
  3. Vgl. Io. 19,19.
  4. Zaun, Kiedrich 96. Vgl. auch Helmut Thomä, Der Katharinenaltar in der Pfarrkirche zu Kiedrich im Rheingau. In: Hess. Familienkde. 4 (1958) H. 7, 382f.
  5. Zu den von Helwich überlieferten Grabinschriften und der Platte vgl. oben Nr. 538.

Nachweise

  1. Würdtwein, Epitaphienbuch 378f.
  2. Zaun, Kiedrich 97.
  3. Roth, Eltz I 348.
  4. Thomä, Katharinenaltar 382.
  5. Kdm. 226f. mit Abb. 537.
  6. Lühmann, Flügelaltar 438 (B) m. Abb. 266.
  7. Monsees, Inschriften St. Valentinus 121 Abb. 66.

Zitierhinweis:
DI 43, Rheingau-Taunus-Kreis, Nr. 583 (Yvonne Monsees), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di043mz05k0058301.