Inschriftenkatalog: Rheingau-Taunus Kreis
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 43: Rheingau-Taunus-Kreis (1997)
Nr. 579 Kiedrich, Kath. Pfarrkirche St. Valentin 1619
Beschreibung
Grabplatte des Kaspar zu Eltz, bis 1962 am ursprünglichen Bestattungsort im Boden direkt vor dem Hochaltar,1) heute an der Chornordwand aufgerichtet. Große, graugelbe Sandsteinplatte mit querrechteckiger, nach oben ausgebuchteter Beschlagwerktafel, darauf 12zeilige Grabinschrift. Im oberen Teil der Tafel Vanitassymbole: ein geflügelter Totenschädel mit Stundenglas und ein geflügelter Puttenkopf, darüber Vollwappen im Lorbeerkranz. Seitlich je vier Wappen mit Beischriften auf Schriftbändern. Durch die frühere Abdeckung mit einer Holzplatte2) sehr gut erhalten.
Maße: H. 225, B. 113, Bu. 3,5-5 cm.
Schriftart(en): Kapitalis.
AN(N)O 1619 / DE(N) 20 IANVARY IST / DER WOLLEDEL GESTRENG /V(N)D VESTE CASPER HER ZV / ELTZ CHVRF(VRSTLICH) MAINTZISCHER RADT GROSHOFMEISTER V(N)D AMBMAN ZV BRADSELDE(N)3) IN GOTT SELIGLICH ENTSCH/LAFFE(N) DESE(N) SELLE(N) DER ALMECHTIG GOTT GENEDIG VND / BARMHERTZIG AVCH EIN FROLICHEAVFERSTEHV(N)G VERLEIHE(N) / WOLHE AMEN ·a) PS(ALM) AM 50 / O GOTT VERWVRFF MICH NICHT VO(N) DEINEM ANGESICHT V(N)D / DEINE(N) HEILIGE(N) GEIST NIHM NICHT VO(N) MIR DA(N)b) SICH ICH BI(N) IN / V(N)GERECHTIGKEIT EMPF(ANGEN) V(N)D IN / SVNDE(N) HAT MICH MEI(N) MVTER GEBORE(N)c)4)
Wappen mit Beischriften: ELTZ, WOLFSKEL, V̈BENd), FRANCKE(N)STEIN; STEIN, REIFENBVRG, METZENHAVSEN, FREI VO(N) DERN.
Eltz. | |
Eltz | vom Stein |
Wolfskehl | Reifenberg |
Marschall von Waldeck zu Iben | Metzenhausen |
Frankenstein | Frei von Dehrn |
Textkritischer Apparat
- Eine kleine Ranke als Trennungszeichen.
- Überleitung zum zweiten Vers.
- Die beiden letzten Wörter kleinformatig gehauen.
- Waldeck zu Üben.
Anmerkungen
- So Würdtwein; Grabstelle heute mit moderner Steintafel bezeichnet, vgl. Staab, Grablege 112 Nr. 5 und Abb. 61.
- Zaun, Kiedrich 120: „das zur Schonung mit Brettern bedeckte schöne Grabmonument“; vgl. auch Abb. bei Roth, Eltz.
- Heute Stadtprozelten, Lkr. Miltenberg.
- Kombination aus Ps 51,13 und 7.
- Humbracht Taf. 129.
- Dohna, Ständische Verhältnisse 121 Nr. 132.
- Roth, Grafen zu Eltz I 336-349, auch zu den Kindern.
- Ebd. 341.
Nachweise
- Würdtwein, Epitaphienbuch 378.
- Zaun, Kiedrich 120.
- Roth, Grafen zu Eltz I 341f. m. Abb. 3.
- Roth, Geschichtsquellen III 249.
Zitierhinweis:
DI 43, Rheingau-Taunus-Kreis, Nr. 579 (Yvonne Monsees), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di043mz05k0057904.
Kommentar
Die Grabplatte zeigt eine eng gedrängte Kapitalis mit zahlreichen Ligaturen, litterae insertae und Buchstabenverbindungen (FF, LL, TT).
Kaspar war einer von fünf Söhnen des Christoph d.Ä. zu Eltz von Langenau und der Viola Sophie vom Stein (an der Lahn).5) Zunächst Domherr zu Trier mit Domiz (Aufschwörung) 1557,6) verzichtete er als Stammhalter der Familie auf seine Pfründe und bekleidete im Dienste des Mainzer Erzbischof den Rang eines Kurmainzer Rates, Amtmannes in Lahnstein, Großhofmeisters und Viztums.7) Seit dem 9. September 1572 war er mit Ursula, Tochter des Heinrich von Kerpen und der Katharina Schenk von Schmidtburg, verheiratet. Seine Ehefrau verstarb bereits 1602 und wurde in Rümmelsheim an der Nahe beigesetzt. Ihrer Ehe entstammten 13 Kinder, darunter die Tochter Anna Juliana, die später mit Wolf Adam von Schwalbach (Nrr. 573, 583) verheiratet war und in deren Haus Kaspar verstarb.8) Kaspar zu Eltz hatte den großen Hochaltar in der Kiedricher Pfarrkirche (folgende Nr.) noch zu Lebzeiten in Auftrag gegeben.