Inschriftenkatalog: Rheingau-Taunus Kreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 43: Rheingau-Taunus-Kreis (1997)

Nr. 570(†) Idstein, Himmelsgasse 2 1615/1926

Beschreibung

Kopie einer älteren Bauinschrift (A) auf hochrechteckiger Holztafel über dem Eingang des Gasthauses „Zur Pfeif“; 1926 angefertigt. Dreigeschossiger, stattlicher Fachwerkbau auf niedrigem Sockel. Die mit einem roten Ölfarbauftrag versehene Holztafel zeigt den Ornamentschmuck des ersten Viertels des 17. Jahrhunderts in moderner Nachschöpfung. Auf dem Dach alte Wetterfahne mit Initialen (B).

Schriftart(en): Kapitalis.

Dr.Monsees_Forschungsstelle Die Deutschen Inschriften bei der Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz [1/1]

  1. A

    MIT · GOTTES · HV̈LF · / VND · GNAD · DIESES · / HAVS · ERBAVET · WARD · DVRCH · MAGISTER · / TOBIAS · WEBER · / VND · SEINE · HAVSFRAV · / KATHARINA · ALS · MANN · / SCHRIEB · A(NN)O · 1615 · / HAVS · HOFFMANN SEIT / 1852 WIEDERHERGE=/STELLT · DVRCH · FRAV · AVGVSTE · HOFFMANN / ANNO 1926 / F · ABT 1926

  2. B

    M(AGISTER) T(OBIAS) W(EBER)

Versmaß: Deutsche Reimverse (teilw.)

Kommentar

Das Schriftbild wurde bei der 1926 von Ferdinand Abt angefertigten Kopie1) dem historischen Vorbild entsprechend angeglichen, so durch die zahlreichen Ligaturen, die Verwendung des V statt U und die Form der Jahreszahl.

Das Haus entstand zeitgleich mit dem „Killinger-Haus“ (folgende Nr.) in der Blütezeit der Idsteiner Stadtentwicklung vor dem 30jährigen Krieg und liegt in der West-Ost-Achse der Besiedlung im Anschluß an die Erweiterung der Burganlage. Der Bauherr Tobias Weber, Sohn des ersten lutherischen Stadtpfarrers Anton Weber, ist als Superintendent oder Inspektor2) der Kirchenorganisation seit 1586 belegt; er starb am 4. Juni 1633.3) Die Wiederherstellung des Gebäudes 1852 fügt sich ein in die um 1850 stärker feststellbare Bautätigkeit in Idstein. Die Errichtung von Wohngebäuden in historisierender Fachwerkwerkbauweise, bei denen die Verwendung des Fachwerks als Schmuckelement, nicht aber als Konstruktionssystem gedacht war,4) fällt in diese Jahre.

Anmerkungen

  1. Vgl. Denkmaltopographie.
  2. Seit der Ausprägung der evangelischen Kirchenorganisation in Nassau-Idstein war die Stadt Amtssitz des Superintendenten, des sog. Inspektors oder des Dekans, vgl. Schmidt, Kirchen und Pfarrer 257.
  3. Ebd. 258; vgl. Kirchenbuch der Ev. Gemeinde Idstein Nr. 1 Abt. 4 (Begrabene 16.5.1594-26.21634) o.S.
  4. Bernhard/Fromme/Garkisch, Baugeschichte 222.

Nachweise

  1. Denkmaltopographie Untertaunus 359.

Zitierhinweis:
DI 43, Rheingau-Taunus-Kreis, Nr. 570(†) (Yvonne Monsees), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di043mz05k0057000.