Inschriftenkatalog: Rheingau-Taunus Kreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 43: Rheingau-Taunus-Kreis (1997)

Nr. 557 Idstein, Unionskirche 1610

Beschreibung

Epitaph der Elisabeth Lismann, heute an der Nordwand des sog. „Frauenstuhls“ im „Stuhl der Räte“ angebracht. Hochrechteckige Schieferplatte mit golden ausgemalter Memorialinschrift in 14 gestaffelten Zeilen. Ein Rahmen fehlt, an den Rändern leichte Beschädigungen, sonst gut erhalten.

Maße: H. 90, B. 76, Bu. 3,5-4 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

Forschungsstelle Die Deutschen Inschriften bei der Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz, Foto: TGTempel [1/2]

  1. MEMORIAE / ELISABETAE LISMANNIAE / ANNO CHRISTI / M D LXXVIII · IX · SEPT(EMBRIS) NATAE · / M D C X · XVIII SEPT(EMBRIS) DEFVNCTAE / FIDEI ET PIETATIS CAVSA / DESIDERATISSIMAE CONIVGIS / RAYMVNDVS VENATOR D(OMINVS) / MATRISQ(VE) / IO(HANNES) CASPARVS ET IVLIANA / COLLACHRYMANTES, / AT IN C(H)R(IST)O BEAT(AM) · CONIVNCTIO(N)EM / EXPECTANTES / P(OSVERVNT)a) ·

Übersetzung:

Zur Erinnerung an Elisabeth Lismann, geboren im Jahre Christi 1578, den 9. September, gestorben am 18. September 1610, haben aus Treue und Liebe zu der in höchstem Maße vermißten Gattin und Mutter Herr Raymund Venator, Johann Kaspar und Juliana weinend, aber in Christus eine glückliche Vereinigung erwartend (dieses Denkmal) gesetzt.

Kommentar

Das Schriftbild wirkt ausgeglichen und harmonisch durch den Wechsel von Haar- und Schattenstrichen, durch das ausgewogene Platz-Text-Verhältnis und die saubere Ausformung aller Buchstaben bei erhaltener Vorliniierung. Lediglich in der siebten Zeile von oben gelang die Blockstellung von CONIVGIS mit dem darüber stehenden Wort nicht ganz, so daß die Schlußsilbe IS sehr eng gestellt werden mußte. Die Eigennamen der Verstorbenen und ihres Ehemannes sind durch etwas größere Buchstaben akzentuiert. Die Inschrift orientiert sich insgesamt an klassischen Vorbildern.

Elisabeth Lismann1) heiratete am 30. April 1594 den Doktor beider Rechte und nassau-idsteinischen Rat und Kanzleiverwalter Raymund Jäger (Venator). Über ihre Eltern ist nichts bekannt. Ihr Ehemann war der erste Sohn des Pfarrers Johann Jäger in Strinz-Trinitatis (Nr. 549). Das Ehepaar hatte nach Kirchenbuch insgesamt acht Kinder. Die inschriftlich erwähnten Kinder waren der am 3. Februar 1600 geborene Sohn Hans Kaspar und die am 12. Dezember 1602 geborene zweite Tochter Juliana. Elisabeth, die lange Zeit schwacher Gesundheit war, erlitt am Abend des 17. September einen Schlaganfall, den sie nicht überlebte; am 20. September erfolgte ihre Beisetzung.

Textkritischer Apparat

  1. Kürzung P.P.

Anmerkungen

  1. Alle Hinweise von Herrn Dr. Karl Heinz Schmidt, Idstein, aus Kirchenbuch Nr. 1 der Ev. Kirchengemeinde zu Idstein u. Reprint in der Idsteiner Heimatschau (1987) 56, 68, 325, 327.

Zitierhinweis:
DI 43, Rheingau-Taunus-Kreis, Nr. 557 (Yvonne Monsees), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di043mz05k0055702.