Inschriftenkatalog: Rheingau-Taunus Kreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 43: Rheingau-Taunus-Kreis (1997)

Nr. 551 Eltville, Kath. Pfarrkirche St. Peter und Paul 1608

Beschreibung

Inschriftstein als Fragment des ehemals in der Nähe des Michaelsaltars angebrachten, wohl erst nach 1942 verlorenen1) Epitaphs für Johann Georg von Bicken zum Hain, das nach Würdtwein 16 Wappen besaß. Querreckteckiger, schwarzer Basaltstein mit abgerundeten Ecken; im schlichten Feld die Grabinschrift in vergoldeten Buchstaben. Erste Zeile Chronogramm mit Todesdatum. Angabe der verlorenen Wappen (nur Namen) nach Würdtwein.

Maße: H. 29,5, B. 75, Bu. 1,5-2 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

Forschungsstelle Die Deutschen Inschriften bei der Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz [1/1]

  1. HODIE. MIHI. CRAS. TIBI ERIT FINIS2). / ANNO DOMINI M.DCVIII IPSA OMNIVM SANCTORVM NOBILIS AC / STRENVVS IOANNES GEORGIVSABICKENa), D(OMI)N(VS) IN HAIN, R(EVERENDISSI)MIb) · ACc) IL(VST)R(ISSI)MIb) · D(O)M(I)NI · D(O)M(I)NIb) · IOANNIS / SVICARDI ARCHIEP(ISCOP)Id) · MOGVNTINENSIS, PRINCIP(IS), ELEC(TORIS) A CONSILIIS AC VICED(OMI)N(V)S / IN RINGAVIA, AETATIS SVAE ANNO, 68 MORITVR AC (SEX)TOb), NOVEMB(RIS), IN ECCLESIA HAC / CVM SVBDITOR(V)Md), SVORVMd), PLANCTV MAXIMO SEPELITVR IN CVIVS PIAM ME/MORIAM, NOBILISSIMA AC SPECTATISSIMA CONIVNX IPSIVS R(E)L(I)CTAb) MARIA / AGNEIS HOLTZAPFELIN, AMORIS AC HONORIS ERGO / MONVMENTVM HOC FIERI CVRAVIT CVIVS ANIMA IN S(AN)CT(A)e) / PACE R(E)QVIESCAT AMEN.

Übersetzung:

Heute mir, morgen dir wird das Ende sein. Im Jahre des Herrn 1608, am Allerheiligentag (1. November) starb der edle und tüchtige Johannes Georg von Bicken, Herr in Hain, des ehrwürdigsten und erlauchtesten Herrn, Herrn Johann Schweickart, des Mainzer Erzbischofs und Kurfürsten, Rat und Viztum im Rheingau, im Alter von 68 Jahren, und am 6. November wurde er in dieser Kirche unter großer Anteilnahme seiner Untergebenen begraben. Zu dessen frommen Gedächtnis ließ seine edelste und vortrefflichste hinterlassene Ehefrau Maria Agnes Holzapfel aus Liebe und zu seinen Ehren dieses Denkmal errichten. Seine Seele möge in heiligem Frieden ruhen. Amen.

Wappen:
Bicken zum HainHolzapfel von Fetzberg
Küchenmeister von GambergBraun von Nordeck
WiddersteinSchadnetz
SeinsheimRau von Holzhausen
HelfensteinSchenck von Schweinsberg
StettenbergHarstal
KotzenrothGablenz
EybTham.

Kommentar

Die erste Zeile zeigt erhöhte Buchstaben. Die Schrift wirkt insgesamt uneinheitlich. Sie ist teils gedrängt, teils weist sie Spatien auf. Zahlreiche Hochstellungen und Kürzungen verstärken diesen Eindruck.

Das geläufige, mittelalterliche Vergänglichkeitsthema „Was ich heute bin, wirst du morgen sein“ wird in dem in Grabinschriften häufig vorkommenden, kurzen Spruch2) aufgegriffen.

Der Verstorbene wurde unter einer (nicht mehr erhaltenen) Grabplatte (vorherige Nr.) beigesetzt. Seine zweite Ehefrau, Stifterin seines von Helwich nicht überlieferten Epitaphs, Maria Agnes Holzapfel von Fetzberg, deren Ahnenprobe ebenfalls auf dem Epitaph angebracht war, war die Tochter des Johann Mang und der Margarethe Braun von Nordeck.3)

Textkritischer Apparat

  1. Sic! Für A BICKEN.
  2. Endsilbe kleinerformatig hochgestellt.
  3. Kleinformatig eingefügt.
  4. Letzter Buchstabe klein und hochgestellt.
  5. C und T klein und hochgestellt.

Anmerkungen

  1. Bei Dehio Hessen (1942) 387 ohne Inschriftzitat und Beschreibung erwähnt.
  2. Frei nach Sir. 38,23. Vgl. auch weitere Belege in DI 12 (Heidelberg) Nr. 333 und oben Nr. 477 Anm. 2.
  3. Humbracht Taf. 6.

Nachweise

  1. Würdtwein, Epitaphienbuch 367 (Wappen).

Zitierhinweis:
DI 43, Rheingau-Taunus-Kreis, Nr. 551 (Yvonne Monsees), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di043mz05k0055104.