Inschriftenkatalog: Rheingau-Taunus Kreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 43: Rheingau-Taunus-Kreis (1997)

Nr. 537 Eberbach, Klosterkirche (aus Kapitelsaal) vor 1600

Neuer Standort: Die Grabplatte befindet sich aktuell im Nordseitenschiff der Klosterkirche. Sie ist aufgestellt im 8. Joch von Osten als linker von drei Steinen.

Beschreibung

Grabplatte des Abtes Philipp Sommer aus Kiedrich. Heute in den Boden der fünften Südkapelle des Langhauses eingelassen (Plan Äbte Nr. 19). Im eingetieften Feld der Platte aus rotem Sandstein die Figur des Abtes im Ordenskleid, mit Regelbuch und Stab unter einer Rundbogennische. In den oberen Zwickeln Vanitassymbole: links eine Sanduhr vor gekreuzten Knochen, rechts ein Schädel mit Sense und Spaten. Zu Füßen der Figur ein kleines Abtswappen und darunter zwischen den Schuhen des Abtes Initialen (B). Auf dem Plattenrand läuft die Grabinschrift (A) ohne Linien um, insgesamt guter Erhaltungszustand.

Maße: H. 255, B. 101, Bu. 6 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

Bender_Forschungsstelle Die Deutschen Inschriften bei der Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz [1/1]

  1. A

    REVERE(N)D(VS) · IN · CHR(IST)Oa) P(ATE)R · AC · D(OMI)N(VS) · / D(OMINVS) · PHILIPP(VS) · SO(M)MER · KIDRACE(NSI)Sb) · HVI(VS) · MONAST(ERII) · ABBAS · 34 · VIGILA(N)TIS(SIMVS) · / CO(N)CESSIT · FATIS · A(N)NO · D(OMI)NI · 〈1600〉c) DIE 〈29〉d) / ME(N)SIS 〈MAY〉 CVI(VS) A(N)I(M)A FOELICIe) · IOCV(N)DITATE · LAETETVR · AME(N) ·

  2. B

    S · B

Übersetzung:

Der ehrwürdige Vater in Christo und Herr, Herr Philipp Sommer aus Kiedrich, 34. wachsamster Abt dieses Klosters, wich dem Schicksal im Jahre des Herrn 1600, am 29. Tag des Monats Mai. Seine Seele möge die glückselige Freude genießen.

Wappen:
Sommer (ein sechsstrahliger Stern).

Kommentar

Die Kapitalis zeigt Ligaturen und Litterae insertae. Das Textformular fällt aus dem Rahmen der sonst stereotyp verwendeten Anno domini-Formeln. Offenbar wurde die Grabplatte noch zu Lebzeiten des Abtes angefertigt, da das Todesdatum eindeutig nachgetragen wurde. Ob es sich bei den Initialen um eine verschriebene Wappenbeischrift1) oder gar um eine Künstlersignatur, das wäre dann die erste und einzige bei Eberbacher Abtsgrabplatten, handelt, ist nicht zu entscheiden.

Der aus Kiedrich stammende Philipp Sommer war 1554 Bursenschreiber, 1558 Prior und stand sehr wahrscheinlich zwischen 1563 und 1565 der Burse vor, bis er 1569 als Syndicus des Eberbacher Hofes in Limburg tätig wurde.2) 1571 folgte er Johann VI. (Nr. 479) auf den Abtsstuhl.3) Nach 29 Amtsjahren starb er bei einem Aufenthalt auf der Grangie Drais.4)

Textkritischer Apparat

  1. Befund XPO.
  2. Helwich Kydracensis.
  3. Ziffern um die Hälfte kleiner als Textbuchstaben; Helwich überliefert M · DC.
  4. Ebenso; Helwich XXIX.
  5. E in O eingestellt.

Anmerkungen

  1. Unterstellt man eine Auflösung zum Namen des Abtes (etwa S(OMMER) P(HILIPP)), verwundert aber deutliches B statt P.
  2. Schnorrenberger 123, 126; 122 mit Anm. 10.
  3. Ebd. 122.
  4. Nachlaß Rossel, Ms. Bär 314f.; vgl. Catalogus fol. 106v, dort ohne Inschriftzitat.

Nachweise

  1. Helwich, Syntagma 181.
  2. Roth, Geschichtsquellen III 271.

Zitierhinweis:
DI 43, Rheingau-Taunus-Kreis, Nr. 537 (Yvonne Monsees), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di043mz05k0053708.