Inschriftenkatalog: Rheingau-Taunus Kreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 43: Rheingau-Taunus-Kreis (1997)

Nr. 536† Limbach, Hof Hühnerkirche (aus Idsteiner Schloß?) E.16./A.17.Jh.?

Hinweis: Die vorliegende Online-Katalognummer ist im Vergleich zum gedruckten Band mit Ergänzungen und Korrekturen versehen. Sie finden diese am Ende des Artikels. [Dorthin springen]

Beschreibung

Spruchinschrift auf kleiner Glocke im Dachreiter des Gutshauses „Hühnerkirche“, vermutlich bereits im Ersten Weltkrieg verloren.

Nach Lotz.

  1. Chervbin qvoqve te seraphin sanctvs proclamant.

Übersetzung:

Cherubim und Seraphim rufen mit dir aus: heilig!

Versmaß: Hexameter.

Kommentar

Die bei Glocken unübliche Inschrift thematisiert die kultisch-liturgische Tätigkeit der Engel in Verbindung mit ihrer Musik und dem Glockenklang als tönendes Gotteslob.

Um 1515 als Heiligenhaus mit einem Marienbild nahe der Gemeinde Limbach mit Schenkungen ausgestattet, erhielt die an dem alten Höhenweg „Hühnerstraße“ gelegene Marienkapelle „Zum Honerberg“ 1525 von Graf Philipp von Nassau-Wiesbaden-Idstein einen Beitrag zu einer ewigen Wochenmesse.1) Nach der Reformation blieb das Kirchlein ungenutzt und wurde 1668 abgerissen. Wann die Glocke in den jetzigen, weitgehend aus dem 18. Jahrhundert stammenden Gebäudekomplex2) der Vierseit-Hofanlage mit stattlichem Herrenhaus gelangte, ist unbekannt.

Anmerkungen

  1. Lotz; vgl. auch Max Ziemer, Einige Notizen aus der Geschichte der Hühnerkirche. In: Idsteiner Heimatschau Jg. 1930, Nass. Heimat 11 (1931), Nr. 7, Alt-Nassau, Jg. 1939 Nr. 6f.
  2. Vgl. dazu Dehio Hessen (1982) 548; Denkmaltopographie Untertaunus 289.

Nachweise

  1. Lotz (1880) 244.
  2. Luthmer (1921) 129.
Addenda & Corrigenda (Stand: 23. Juli 2021):

Die Inschrift ist wohl an einer Stelle verlesen und muss heißen: Chervbin qvoqve et seraphin sanctvs proclamant (Cherubim und auch Seraphim verkünden: heilig!).
Hexameter mit prosodischen Lizenzen.
Dieser Text steht so schon auf einem Kölner Tragaltar von ca. 1180, vgl. Ornamenta Ecclesiae II 408f. Nr. F50, außerdem in Brevieren und im Responsorium für den Erzengel Michael und sinngemäß im Te Deum und wurde in die Glockenthematik eingebaut, indem die Glocke in das Gotteslob der Engel mit einstimmt.

Zitierhinweis:
DI 43, Rheingau-Taunus-Kreis, Nr. 536† (Yvonne Monsees), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di043mz05k0053600.