Inschriftenkatalog: Rheingau-Taunus Kreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 43: Rheingau-Taunus-Kreis (1997)

Nr. 518(†) Rüdesheim, Kath. Pfarrkirche St. Jakob (1567)/1597

Beschreibung

Epitaph des Heinrich Engelhart Brömser von Rüdesheim. Das im Foto überlieferte, nach der Zerstörung der Pfarrkirche 1944 nur bruchstückhaft erhaltene Denkmal ist an der Westwand des Nordschiffes in etwa vier Metern Höhe befestigt. Das Epitaph aus rotem Sandstein zeigt die gerüstete Liegefigur des Verstorbenen auf einem von Konsolen getragenen Sarkophagunterbau, umgeben von trauernden Putten, den Kopf auf dem von einem Leichentuch nur mäßig verhüllten Totenschädel. Darunter heute leere Schrifttafel in Rollwerk mit verlorener Spruchinschrift (B). Über der Liegefigur hochrechteckiger Rahmen mit beschrifteten Wappen auf der oberen Querleiste und den Längsseiten; mittig im Rahmen ein freier Platz. Dort befand sich ursprünglich die Tafel mit dem von Helwich überlieferten, mehrzeiligen Grabgedicht (A). Über dem oberen Gesimsbalken erhob sich einst ein Aufbau mit den Reliefs der Grablegung und der Auferstehung Christi, flankiert von den Allegorien Glaube und Hoffnung. Die obere Bekrönung bildete das Brömsersche Vollwappen, über dem ein Pelikan saß. Erhalten blieben lediglich die Liegefigur, Teile des Unterbaus und der Wappenrahmen.

Nach Helwich (A, B).

Maße: Bu. ca. 6 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

Forschungsstelle Die Deutschen Inschriften bei der Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz, Foto: TGTempel [1/1]

  1. A

    D(EO) · O(PTIMO) · M(AXIMO)MERCK O MEIN WOLMEINENTER CHRISTWIE IM HERN SELIG ENTSCHLAFFEN ISTALS IN DER BESTEN ZEIT GEWESTSEINES ALTERS [...] DER EDEL VND VESTHEINRICH ENGELHART MIT NAHMENBRÖMBSER VON RÜDEßHEIM SEINS STAMMENDES VND ALLER CHRISTGLAVBIGENWOLLE DV O GOTT EIN PFLEGER SEINWIE DAN ZV DIR HER JESV CHRISTSEIN HOFFNUNG ALHIE GESTANDEN IST /OBIIT RV̈DESHEIMIAE ANNO DOMINI 1567 OCTOB(RIS) 19 VESPERI INFRA 8 ET 9 HORAS IOANNES RICHARDVS BRVMSER A RV̈DESHEIM NATVRALI AFFECTV PARENTI SVO CHARISSIMO PIAE MEMORIAE ERGO POSVIT / ANNO DOMINI 1597

  2. B

    MEIN HER VND HEILANT CHRISTVS ISTVOM TODT ERSTANDEN DAS IST GEWIßIM TODT BIN ICH GELEGEN NIDERDVRCH CHRISTVM WERDE ICH LEBEN WIDER

  3. Wappen mit Beischriften:  
    BRÖMSER GREIFFENKLA  
    INGELHEIM BVCHES. VON. / STADEN.  
    RVDESHEIM RATZVMHAV/SEN 
    BRENDEL VRSEL  
    BOS VO(N) WALDECK LANGENAW  
    SPANHEIMa)  FECHENBAC[H]  
    [HVNOL]STEINb)  HAS VON [DIEFF]ELICH  
    RODER. VON RODECK1)  BVCHES NIDERROSBACH1). 

Übersetzung:

Dem besten und höchsten Gott. Er starb in Rüdesheim im Jahre des Herrn 1567, den 19. Oktober, abends zwischen 8 und 9 Uhr. Johannes Richard Brömser von Rüdesheim hat dies aus natürlicher Zuneigung zum frommen Gedächtnis für seinen geliebtesten Vater gesetzt im Jahre des Herrn 1597 (A).

Versmaß: Deutsche Reimverse.

Wappen:
Brömser von Rüdesheim Greiffenclau zu Vollrads
Ingelheim Buches von Staden
Rüdesheim (Schildhaupt) Ratsamhausen
Brendel von Homburg Ursel
Boos von Waldeck Langenau
Wolf von Sponheim Fechenbach
Vogt von Hunolstein Hase von Dieblich
Röder von Rodeck Buches von Niederrosbach

Kommentar

Heinrich Engelhart Brömser2) wurde 1538 als einziger Sohn des Heinrich III. Brömser (Nr. 459) und der Walburga von Greiffenclau zu Vollrads geboren. 1560 ging er seine erste Ehe mit Maria von Ried, nach deren Tod 1564 die zweite mit Loretta, Tochter Wilhelms von Breidbach und der Anna von Dalberg, ein. Aus dieser Ehe stammte der einzige Sohn Johann Reichard, der seinem jung verstorbenen Vater dreißig Jahre nach dessen Tod das Wanddenkmal setzen ließ. Als ausführender Künstler wurde der Mainzer Bildhauer Gerhard Wolff3) gewonnen, dem neben anderen qualitätvollen Denkmälern wie dem untergegangenen Fugger-Grabmal in Heidelberg4) auch das Eltviller Epitaph der Elisabeth von Schöneberg (Nr. 524) von 1599 zu verdanken ist.

Textkritischer Apparat

  1. Wolf von Sponheim.
  2. So nach Helwich, Vogt von Hunolstein.

Anmerkungen

  1. Wappenschild verloren.
  2. Vgl. Oidtman, Die adeligen Geschlechter 286; Möller, Stammtafeln AF II Taf. XXXII.
  3. Zu ihm u.a. Strübing, Wolff; Heinzelmann, Genealogische Randnotizen 60-62.
  4. Vgl. hierzu DI 12 (Heidelberg) Nr. 377, nur mit Inschrift. Weitere Werke sind das sog. Ebersteinsche Epitaph in der Wertheimer Ev. Stadtkirche von 1590/91, vgl. dazu Schuster, Wolff 31-37, und das Marburger Denkmal des Landgrafen Ludwig IV. Testator.

Nachweise

  1. Helwich, Syntagma 287.
  2. Würdtwein, Epitaphienbuch 382.
  3. Zaun, Landkapitel 282f.
  4. Roth, Geschichtsquellen III 295.
  5. Luthmer (1902; 1907) 20f. Fig. 10.

Zitierhinweis:
DI 43, Rheingau-Taunus-Kreis, Nr. 518(†) (Yvonne Monsees), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di043mz05k0051802.