Inschriftenkatalog: Rheingau-Taunus Kreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 43: Rheingau-Taunus-Kreis (1997)

Nr. 479 Eberbach, Klosterkirche (aus Kapitelsaal) 1571

Neuer Standort: Die Grabplatte befindet sich aktuell im Nordseitenschiff der Klosterkirche. Sie ist aufgestellt im 8. Joch von Osten als rechter von drei Steinen.

Beschreibung

Grabplatte für Abt Johannes VI. Mondreal aus Boppard. Heute im Boden der 5. Südkapelle von Westen (Plan Äbte Nr. 18). Platte aus rotem Sandstein mit geschweiftem Bogen und floralem Beiwerk in den Zwickeln, flankiert von Pilastern. Im Feld das Flachrelief des Abtes im Habit, mit Regelbuch und Stab, zu Füßen das persönliche Wappen. Auf dem Rand umlaufende Grabinschrift. Die Platte ist bis auf einen Bruch im oberen Drittel und leichte Verwitterungen mit Schriftbeeinträchtigungen an der unteren Schriftleiste gut erhalten.

Erg. nach Helwich.

Maße: H. 220,5, B. 113, Bu. 6,5 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

Bender_Forschungsstelle Die Deutschen Inschriften bei der Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz [1/1]

  1. AN(N)O · D(OMI)NI · 1 · 5 · 7 · 1a) NO(NIS) MARTII / OBIIT REVE[REN]D(VS) IN · CH(RIST)Ob) · PATER · ET · D(OMI)N(V)S · D(OMINVS) · IO(HANN)ES · MO(N)D[REAL] / BOPARDIE(N)SIS · HVI(VS) MON[ASTE/RII AB]BAS · 33c) · CVI(VS) A(N)I(M)A AETERNA · PACE · FRV[ATV]Rd) AMEN

Übersetzung:

Im Jahre des Herrn 1571, an den Nonen des März (7. März) starb der ehrwürdige Vater in Christo und Herr, Herr Johannes Mondreal aus Boppard, 33. Abt dieses Klosters. Seine Seele möge den ewigen Frieden genießen. Amen.

Wappen:
Mondreal (Vierkopfschaft mit schräglinker Kreuzstrebe, Mittelsprosse verlängert und von Schaft durchkreuzt, darüber Krone).

Kommentar

Die Grabinschrift zeigt eine gut proportionierte, an klassischen Vorbildern orientierte Kapitalis. Als Worttrenner dienen kleine Dreiecke. Mit dieser Grabplatte ist erstmals in Eberbach der Gebrauch des persönlichen Wappens des Abtes nachzuweisen, eine Sitte, die in der Folgezeit zur Regel wird.

Der nach der Resignation Daniels von Bingen (folgende Nr.) 1565 zum Nachfolger gewählte Bursar Johannes Mondreal stammte aus Boppard.1) Da in den Eberbacher Protokollbüchern mehrfach Amtsinhaber gleichen Vornamens und Herkunftsortes auftreten, ist eine Unterscheidung schwierig. Es bleibt daher ungewiß, ob Johannes VI. mit dem 1556-62 als Bursar genannten Stefan Johannes aus Boppard identisch ist.2) Unter seiner Wirtschaftsführung verbesserten sich die Haushaltsbilanzen des Klosters, und die Sammlungen der Bibliothek wurden um einige Codices erweitert.3) Aus der Amtszeit des Abtes Johannes ist eine Briefsammlung aus seiner Feder erhalten geblieben.4) Sein Leben fand infolge einer langwierigen Krankheit noch vor dem Tode seines Amtsvorgängers (†1571) auf der Klostergrangie Reichartshäuser Hof bei Oestrich ein Ende;5) der Sterbetag aus der Inschrift steht noch im älteren Seelbuch.6)

Textkritischer Apparat

  1. Helwich MDLXXI.
  2. Befund XPO mit Kürzungsstrich.
  3. Helwich XXXIII.
  4. Durch Bruchlinie zerstört, nur Hastenrest des A noch erkennbar.

Anmerkungen

  1. Schnorrenberger 122 mit Anm. 9.
  2. Ebd. 125, ein Johannes von Boppard versah von 1549-52 das Amt des Bursenschreibers, ebd. 127.
  3. Nachlaß Rossel, Ms. Bär 307.
  4. Schnorrenberger 28 mit Anm. 64.
  5. Wie Anm. 3, hier 311.
  6. Seelbuch ed. Roth, Geschichtsquellen III 20.

Nachweise

  1. Helwich, Syntagma 181.
  2. Roth, Geschichtsquellen III 271.

Zitierhinweis:
DI 43, Rheingau-Taunus-Kreis, Nr. 479 (Yvonne Monsees), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di043mz05k0047908.