Inschriftenkatalog: Rheingau-Taunus Kreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 43: Rheingau-Taunus-Kreis (1997)

Nr. 435 Eberbach, Klosterkirche (aus Kapitelsaal) 1553

Neuer Standort: Die Grabplatte befindet sich aktuell im Nordseitenschiff der Klosterkirche. Sie ist aufgestellt im 7. Joch von Osten als rechter von drei Steinen.

Beschreibung

Grabplatte des Abtes Andreas aus Koblenz gen. Bopparder. Heute liegt sie im Boden der 3. Südkapelle von Westen (Plan Äbte Nr. 15). Schmale Platte aus rotem Sandstein mit dem Flachrelief des Abtes im Ordenskleid, mit Regelbuch und Stab. Zu Häupten des Abtes ein Rundbogen, in den Zwickeln je ein kleiner Putto; auf dem Rand umlaufende Grabinschrift zwischen Linien. Die Platte ist bis auf einige Abtretungsspuren gut erhalten.

Maße: H. 216,5, B. 108, Bu. 6-7,5 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel.

Forschungsstelle Die Deutschen Inschriften bei der Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz [1/1]

  1. + Anno · d(omi)ni · 1 · 5 〈· 5 · 3a) 18 / K(a)l(endas) octobris〉 · obiit · Reuerendus · in · chr(ist)ob) · p(ate)r [et]c) d(omi)n(u)s · Andreas · de · / Co(n)fluencia · alias · de Bopardiad) / Abbas · Ebbirbacen(sis) · Tricesimuse) · Cui(us) · a(n)i(m)a · requiescat · in · pace · am(en)

Datum: 14. September 1553.

Kommentar

Bei der nachgetragenen Tagesangabe sind die Buchstaben eng gedrängt, o und s unterscheiden sich deutlich von den übrigen. Die Versalien sind nur teilweise der Fraktur entnommen. Kleine Quadrangel dienen als Worttrenner.

Nach dem Ableben des Abtes Johannes V. (Nr. 418) hatte sich der Konvent auf Prior Martin von Erbach geeinigt, der jedoch die ihm angetragene Abtswürde ablehnte. An dessen Stelle trat der aus Koblenz gebürtige, 1540 als Bursar tätige Andreas Bopparder.1) 1545 hatte Abt Andreas bei der feierlichen Amtseinführung des Erzbischofs Sebastian von Heusenstamm (†1555) assistiert; drei Jahre später war er bei der Diözesansynode im Mainzer Dom anwesend.2) Wenig später hatte er die Abtei durch die Bedrängnisse im Gefolge der Türkenkriege zu führen; Verkäufe von Höfen und Liegenschaften wurden notwendig, um die erforderlichen Geldmittel aufzubringen.3) Am schlimmsten litt die Abtei unter Markgraf Albrecht Alkibiades von Brandenburg, der nach dem Ende der Belagerung Frankfurts in den Rheingau einfiel und Eberbacher Höfe sowie die Vorratsspeicher des Klosters ausplündern ließ.4) Während seiner Teilnahme an der Frankfurter Herbstmesse 1553 wurde Abt Andreas krank und verstarb am 14. September.5) Außer der beschrifteten Grabplatte setzte ihm der Konvent ein Denkmal in Form eines als Wandmalerei ausgeführten Grabgedichtes (folgende Nr.).

Textkritischer Apparat

  1. Helwich mdliii.
  2. Befund xpo.
  3. Fehlstelle, erg. nach Helwich.
  4. Series abbatum als Randmarginalie „quidam Bopardia“.
  5. Helwich xxx.

Anmerkungen

  1. Nachlaß Rossel, Ms. Bär 299.
  2. Lenhart 85.
  3. Wie Anm. 1, hier 300 und 301.
  4. Ebd. 301.
  5. Series abbatum fol. 104 zu Erkrankung und Tod des Abtes; demzufolge wurde die Leiche des Verstorbenen per Schiff von Frankfurt nach Eberbach gebracht und dort im Kapitelsaal nahe bei den Amtsvorgängern beigesetzt: „inter decessorum monumenta conditum fuit“.

Nachweise

  1. Helwich, Syntagma 180.
  2. Catalogus fol. 41v, ed. Roth, Geschichtsquellen III 125; IV 122.
  3. Roth, Geschichtsquellen III 270.

Zitierhinweis:
DI 43, Rheingau-Taunus-Kreis, Nr. 435 (Yvonne Monsees), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di043mz05k0043506.