Inschriftenkatalog: Rheingau-Taunus Kreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 43: Rheingau-Taunus-Kreis (1997)

Nr. 426 Laufenselden, Ev. Kirche 1548

Beschreibung

Bibelspruch auf der Vorderseite eines Schwellbalkens. Dieser wurde während der Restaurierung 1963 bei der Entfernung der Emporenbänke gefunden1) und stammte offensichtlich von der in reformatorischer Zeit gebauten, 1724 entfernten Empore. Er wurde über die beiden östlichen Langhausmauern in gesamter Schiffsbreite aufgelegt. Buchstaben eingeschnitten und weiß ausgemalt.

Maße: H. 17, Bu. 8-9 cm.

Schriftart(en): Kapitalis mit frühhumanistischen Elementen.

Forschungsstelle Die Deutschen Inschriften bei der Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz [1/4]

  1. DAS WORT GOTTES BLEIBT I(N) EWIKEIT2) · SI DEVS PRO · N(OBIS) · Q(VIS) · C(ONTRA) · N(OS) · RO(EMER) 83) · ANNO · 1 · 5 · 48 · SPES MEA CRISTVS4) O GOT NIM MICH MIR VND GIB MICH GA(N)TZ EIGEN

Übersetzung:

Wenn Gott für uns ist, wer ist wider uns ? Christus, meine Hoffnung.

Kommentar

Das zweibogige unverbundene E, das I mit Nodus, der nach links verlängerte Deckbalken des A, das M mit kurzem Mittelteil und das eingerollte G dürften auf späte Einflüsse der frühhumanistischen Kapitalis zurückzuführen sein. Anklänge an die gotische Majuskel sind in Hastenverbreiterungen und im Zierhaken des L-Balkens festzustellen. Die Inschrift ist recht ungelenk ausgeführt und verrät Unsicherheiten bei der Anfertigung. Möglicherweise wurden die Schriftformen auch von dem verwendeten Material und seiner Bearbeitung beeinflußt. Als Worttrenner wählte man kleine Quadrangel mit zum Teil senkrecht ausgezogenen Zierstrichen; die letzte Zeile wurde in scriptura continua ausgeführt.

Der deutsch-lateinischen Sprachwechsel aufweisende Inschrifttext stellt ein Konglomerat aus verschiedenen Bibelzitaten dar, die insgesamt typisch für eine lutherische Gemeinde im Untertaunus erscheinen. Er beginnt mit dem Bibelzitat, das zur Devise des sächsischen Kurfürsten und auch der Reformation überhaupt wurde.

Laufenselden,5) die größte und nördlichste der Heidenroder Gemeinden, ist urkundlich erstmals um 1260 erwähnt; 1301 wird eine Kapelle, 1330 eine Pfarrkirche St. Simon Zelotes genannt. Seit 1527 ist die Gemeinde lutherisch. Die Barockisierung der Kirche erfolgte in den Jahren 1720 bis 1723.6)

Anmerkungen

  1. Seib, Kirche 68.
  2. 1 Pe. 1,25.
  3. Rom. 8,31.
  4. Ps. 62,6.
  5. Vgl. Denkmaltopographie Untertaunus 201f.
  6. Zum 1601 angefertigten Gestühl vgl. Nr. 333.

Nachweise

  1. Seib, Kirche 68.
  2. Denkmaltopographie Untertaunus 207 (m. Abb.).

Zitierhinweis:
DI 43, Rheingau-Taunus-Kreis, Nr. 426 (Yvonne Monsees), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di043mz05k0042607.