Inschriftenkatalog: Rheingau-Taunus Kreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 43: Rheingau-Taunus-Kreis (1997)

Nr. 411† Johannisberg, ehem. Klosterkirche 1538

Beschreibung

Grabinschrift des Abtes Friedrich von Rüdesheim, dessen Grabstätte im Inneren der Klosterkirche vor dem Altar St. Peter und Paul lag. 1614 kopial überliefert.

Nach Helwich.

  1. Anno domini 1538 decimo kalendas septembris obiit venerabilis pater dominus Fredericus de Rüdesheim abbas huius monasterii cuius anima requiescat in pace amen.

Datum: 23. August 1538.

Kommentar

1508 trat Friedrich von Rüdesheim die Nachfolge des vorzeitig von seinem Amt zurückgetretenen Johannes von Siegen (Nr. 366) an. Die von Anfang an engen Beziehungen zum Generalkapitel der Bursfelder Union kennzeichnen Abt Friedrichs dreißigjährige Regierungszeit.1) 1512 mit der Visitation von Kloster St. Jakob in Alpirsbach betraut, übernahm er die gleiche Aufgabe 1518 für die Abteien der Union in der Speyrer und der Straßburger Diözese, dann 1524 und 1529 für Schönau und 1529 für Limburg a.d. Haardt.2) Beim Besuch Kaiser Karls V. und seines Sohnes Ferdinand in Mainz am 11. Dezember 1530 war Abt Friedrich gemeinsam mit den Äbten von St. Jakob und Eberbach anwesend.3) Als Mitsiegler und Kommissar des Nonnenklosters Eibingen ist Abt Friedrich 1510 und 1537 urkundlich belegt.4) Schwierigkeiten bei der Pfarrbedienung Johannisbergs, Darlehensaufnahmen und Gültverkäufe um 1520 waren Anzeichen einer zunehmenden Notlage Johannisbergs, die durch den Rheingauer Bauernaufstand von 1525 noch verschärft wurde.5) Am 23. Mai 1525 mußte Abt Friedrich den Aufständischen eine Verschreibung zustellen, die die Auflösung des geistlichen Institutes zum Inhalt hatte.6) Trotz der Unterwerfung der Bauern ließ sich die geistige und wirtschaftliche Stabilität Johannisbergs nicht mehr wiederherstellen; Zeichen des Niedergangs mehrten sich.7) Nach Struck war Friedrich der letzte Abt, der, soweit bekannt, ein beschriftetes Grabmal in Johannisberg erhielt.8)

Anmerkungen

  1. Nach Struck, Johannisberg 48 mit Anm. 344 weilte er auf den Generalkapiteln von 1513 in Mainz, 1514 in Bursfelde, 1516 in Köln, 1517 in Seligenstadt, 1521 in Köln, 1522 und 1528 in Mainz, 1530 in Köln, 1531 in Mainz, 1532 in Abdinghof und 1533 in Werden.
  2. Zu allem vgl. Struck, Johannisberg 48.
  3. Ebd.
  4. Die Siegel mit dem Abbild des Abtes sind erhalten, s. Struck, Johannisberg 49.
  5. Hierzu ausführlich Struck, Johannisberg 49-51.
  6. Zu den entsprechenden Artikeln der Bauern vgl. Struck, Johannisberg 51; ders., Bauernkrieg 223f. Nr. 86.
  7. Dieser führte 1563 zur Aufhebung des Kloster, vgl. Struck, Johannisberg 52-57 und Einleitung Kap. 2.3.
  8. Struck, Johannisberg 52.

Nachweise

  1. Chronist in Schannat, Vindemiae I 159 ed. Roth, Geschichtsquellen III 98.
  2. Helwich, Syntagma 278.
  3. Roth, Geschichtsquellen III 281.

Zitierhinweis:
DI 43, Rheingau-Taunus-Kreis, Nr. 411† (Yvonne Monsees), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di043mz05k0041100.