Inschriftenkatalog: Rheingau-Taunus Kreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 43: Rheingau-Taunus-Kreis (1997)

Nr. 408 Erbach, Kath. Pfarrkirche St. Markus 1.D.16.Jh.?

Hinweis: Die vorliegende Online-Katalognummer ist im Vergleich zum gedruckten Band mit Ergänzungen und Korrekturen versehen. Sie finden diese am Ende des Artikels. [Dorthin springen]

Beschreibung

Wappenbeischriften auf sonst inschriftlosem Epitaph wohl des Adam d.J. von Allendorf, dessen Bestattungsort im Kirchenraum unbekannt ist. Heute ist das Epitaph aufrecht in die Wand des Nordseitenschiffes eingelassen. Platte aus grauem Sandstein mit der Relieffigur des stehenden Ritters in Prunkrüstung, dreiseitig von breiten Rahmenstreifen umzogen. Die leicht nach rechts blickende Figur mit betend aneinandergelegten Händen umgibt ein langes, von zwei Putti oberhalb des Kopfes gehaltenes, heute leeres Schriftband. Auf dem Gebälk und auf den beiden Randstreifen insgesamt 16 Ahnenwappen, die mit Beischriften auf geschwungenen Schriftbändchen bezeichnet sind; die Ahnenproben beginnen jeweils oben in der Mitte und laufen dann auf den Rändern weiter. Die untere Begrenzung bilden links und rechts je ein kniender Putto mit flatterndem Schriftband, eine Kugel vor sich herrollend. Einige Abwitterungen und Oberflächenbeschädigungen im Figuren- und Wappenbereich, die Gestaltung der unteren Leiste ist bis auf ein Fabelwesen links unbekannt.

Maße: H. 244, B. 138, Bu. ca. 2 cm.

Schriftart(en): Kapitalis, erhaben.

Forschungsstelle Die Deutschen Inschriften bei der Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz [1/3]

  1. ALTENDO[R]F / SCHPONHEIMa) / SCHTAFFEL / KNEBEL / BRENDEL / HE[I]DESVMb) / [S]ACHSENHAVSENc) / [...]d)SCHPECHT / BOCHES / KARBEN / DORNe) / MOSCHBACHf) / V[ON BEL]LERSCHVMg) / [L]IN[.]AWh) / FETZERi)

Kommentar

Die Identität des Verstorbenen läßt sich aufgrund der Ahnenprobe entschlüsseln. Würdtwein bezeichnete das Epitaph irrtümlich als ein „von Staffelsches Epitaphium“ und verzeichnete die Wappennamen, ohne eine Identifizierung vorzunehmen.1) Heubach veröffentlichte das Denkmal als Grabmal des 1546 verstorbenen Nikolaus von Allendorf (Nr. 424), ordnete ihm dessen von Helwich überlieferte Grabinschrift zu und korrigierte die Wappenanordnung.2) Nach Gensicke handelt sich um den 1519 noch unmündig unter der Vormundschaft des Marsilius von Reifenberg stehenden und zwischen 1520 und 1525 urkundlich mehrfach nachgewiesenen, gleichnamigen Sohn Adams von Allendorf d.Ä. und der Maria Specht von Bubenheim (Nr. 376).3) Die Ahnenprobe ist in der ältesten Generation nicht stimmig zu anderen Überlieferungen. Das exakte Todesdatum Adams ist nicht bekannt; da sich nach 1525 keine urkundlichen Belege mehr finden, dürfte er zwischen 1525 und 1530 gestorben sein.4) Das Epitaph entstand im 1. Jahrhundertdrittel, wohl um 1530.5)

Textkritischer Apparat

  1. Wolf von Sponheim.
  2. Richtig Schelm von Bommersheim, Kdm. Praunheim?
  3. Kdm. Breidbach?
  4. Kdm. mutmaßt Dalberg, Stockheim, Heusenstamm?. Dem beschädigten unteren Wappen könnte Stockheim, wie Humbracht Taf. 154, entsprechen.
  5. Kdm. Fechenbach, so auch Humbracht Taf. 86.
  6. Mosbach von Lindenfels; Kdm. Hirschhorn.
  7. Würdtwein ergänzte marginal zu Flersheim für Flörsheim; Kdm. dagegen Bellersheim; es handelt sich um das Wappen Bellersheim.
  8. (Schlaun von) Linden, Linne bei Humbracht Taf. 185; Würdtwein mit fehlenden Buchstaben, nicht ergänzt, Kdm. nennt Kleen.
  9. Fetzer (von Rimbach?), Würdtwein Fetzer, Kdm. Habern.

Anmerkungen

  1. Würdtwein.
  2. Heubach, Renaissance-Grabmäler 83f.
  3. Gensicke, Allendorf 214 Nr. 39, seine Eltern ebd. Nr. 35; die Ahnenprobe des Denkmals stimmt freilich nicht exakt zur Stammlinie bei Gensicke.
  4. Ebd. Anm. 164 wird er 1525 noch urkundlich genannt.
  5. Zum Epitaph und der zeitlichen Einordnung vgl. Kdm.

Nachweise

  1. Würdtwein, Epitaphienbuch 369.
  2. Kdm. 151 Nr. 3 m. Abb. 640.
Addenda & Corrigenda (Stand: 30. September 2021):

               
Wappen
Allendorf Specht von Bubenheim
Sponheim Buches von Staden
Staffel Karben
Knebel von Katzenelnbogen Fechenbach?
Brendel von Homburg Mosbach von Lindenfels
Schelm von Bommersheim Bellersheim
Sachsenhausen Schlaun von Linden?
[Stockheim?] Fetzer (von Rimbach?)

Zitierhinweis:
DI 43, Rheingau-Taunus-Kreis, Nr. 408 (Yvonne Monsees), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di043mz05k0040809.