Inschriftenkatalog: Rheingau-Taunus Kreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 43: Rheingau-Taunus-Kreis (1997)

Nr. 396 Eberbach, Klosterkirche (aus Kapitelsaal) 1527

Neuer Standort: Die Grabplatte befindet sich aktuell im Nordseitenschiff der Klosterkirche. Sie ist aufgestellt im 6. Joch von Osten als rechter von drei Steinen.

Beschreibung

Grabplatte des Abtes Nikolaus IV. von Eltville. Heute befindet sich die Rotsandsteinplatte im Boden der 3. Südkapelle von Westen (Plan Äbte Nr. 12). Die schmale Platte zeigt die Frontalfigur des Abtes mit Buch und Stab im Flachrelief; die Figur ist begleitet von Säulchen, die im oberen Bildfeld in zwei Frucht- und Blattstände auslaufen. Die Grabinschrift läuft auf dem leicht erhöhten Rand ohne Linien um. Beschädigungen und Abwitterungen auf der Plattenoberfläche.

Maße: H. 222, B. 97, Bu. 6,5 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

Bender_Forschungsstelle Die Deutschen Inschriften bei der Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz [1/1]

  1. A(NN)O · 1 · 5 · 2 · 7 · K(A)L(ENDIS) IVNII / OB(IIT) REVERE(N)D(VS) IN CHR(IST)O P(ATE)R AC D(OMI)N(V)S NICOL(AVS) · DE / ALTAVILLA ABBAS / EBBERBACE(N)S(IS) · 25(VS)a) · CVIVS A(N)I(M)A REQ(VI)ES(CAT) IN PA(CE) AMEN

Datum: 1. Juni 1527.

Kommentar

Die an klassischen Vorbildern orientierte Kapitalis zeigt M mit einem bis auf die Grundlinie herabgezogenen Mittelteil und leicht nach innen geneigten Schäften, R mit gerader Cauda und aus dem Kreis gebildete O. Kleine Dreiecke dienen als Worttrenner.

Von 1500 bis 1503 versah Nikolaus aus Eltville in Eberbach das Amt des Subpriors und Bursars, aus dem er 1503 in den Priorenrang aufstieg.1) In dieser Position wählte ihn der Konvent 1506 zum Nachfolger des am 4. Oktober 1506 verstorbenen Amtsvorgängers Martin Rifflinck (Nr. 339).2) Hielt sich der Einzug lutherischen Gedankengutes in den Konvent unter seiner Regierung noch in Grenzen,3) so zog der Aufstand der Rheingauer Bauern 1525 die Abtei vermehrt in die tätlichen Auseinandersetzungen des Bauernkrieges hinein.4) Von der Hand des Abtes datiert u.a. die ausführliche Urkunde vom 20. Mai 1525, in der er auf Verlangen der Aufständischen die (nicht zustandegekommene) Aufhebung seines Klosters zugestehen mußte.5)

Textkritischer Apparat

  1. Kürzung klein und hochgestellt.

Anmerkungen

  1. Schnorrenberger 122 zum Prioren-, 124 zum Subpriorenamt; vgl. auch Nachlaß Rossel, Ms. Bär Kasten 1, 268.
  2. Schnorrenberger 121.
  3. So berichtet Pater Bär in seinem Manuskript (wie Anm. 1, hier nach fol. 280 und 284), daß drei Mönche und ein Konverse lutherisch wurden und Eberbach verließen.
  4. Umfassend behandelt von Struck, Bauernkrieg.
  5. Ebd. 212-215 Nr. 79, vgl. auch Einleitung Kap. 2. In seine Amtsperiode fiel auch die weitgehende Leerung des großen Eberbacher Weinfasses (Fassungsvermögen 70000 Liter) durch die aufständischen Bauern, vgl. zu dem Faß u.a. Josef Staab, Landwirtschaft und Weinbau der Eberbacher Zisterzienser. In: Eberbach im Rheingau 105-115, hier 110; ferner Werner Apitz, Patrick Kunkel, Das Faß der Zisterzienser. Walluf a.Rh. 1989.

Nachweise

  1. Helwich, Syntagma 178.
  2. Catalogus fol. 35, ed. Roth, Geschichtsquellen III 119.
  3. Series abbatum fol. 102.
  4. Roth, Geschichtsquellen III 269; IV 119.

Zitierhinweis:
DI 43, Rheingau-Taunus-Kreis, Nr. 396 (Yvonne Monsees), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di043mz05k0039604.