Inschriftenkatalog: Rheingau-Taunus Kreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 43: Rheingau-Taunus-Kreis (1997)

Nr. 374† Hallgarten, Kath. Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt 1517

Beschreibung

Namensansage, Meister- und Herstellungsinschrift sowie Gußjahr auf Glocke (sog. „Wächterglocke“). Leicht abfallende Haube und gerundeter Wolm, auf der Schulter zwischen Stegen verlaufendes Schriftband mit einzeiliger Inschrift, darunter Zahnschnitt, Steg und hängender Kreuzblumenfries, Schlagring mit drei Stegen. Ein Rankenmotiv zwischen Stegen bildete den unteren Abschluß, auf der Flanke das Relief der Madonna in der Glorie auf der Mondsichel, rückseitig ein stehender hl. Johannes d.T. mit Buch. Als C-Glocke im Zweiten Weltkrieg nach Hamburg abgeliefert1) und dort 1943 schwer beschädigt; 1951 von der Gießerei Rincker in Sinn unter Verwendung der beiden alten Reliefs neu gegossen.2)

Nach Foto, erg. nach Luthmer.

Maße: H. 121, Dm. 120 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

[1/1]

  1. MARIA GLOCK HEIS ICHa)[IN DER EER GOTTES LAVT ICHMEISTER STEFFAN ZV FRANCKFORT GOS] MICHA(NN)O XVc XVII

Versmaß: Deutsche Reimverse.

Kommentar

Die Glockeninschrift zeigte weite Wortabstände; die Kürzungsstriche befanden sich oberhalb des oberen Steges. Bei der Datumsangabe verwendete der Gießer ein hochgestelltes Minuskel-c. Alle auf dem Foto erkennbaren Buchstaben, wie etwa das spitze A ohne Deckbalken, das M mit geraden Schäften und mit bis zur Grundlinie herabgezogenem Mittelteil, das G mit gerader Cauda erscheinen als reine Kapitalisbuchstaben.

Der hauptsächlich als Glocken- und Geschützgießer tätige Meister Stephan (von Bingen) zu Frankfurt erwarb nach 1514 das Bürgerrecht der Reichsstadt, 1515 wurde er städtischer Büchsenmeister.3) Neben einigen Glockengüssen4) fertigte er zwei große Geschütze für Franz von Sickingen5) und ein Geschütz für Graf Solms auf Braunfels.

Textkritischer Apparat

  1. So auf dem Foto sichtbar, ebenso ab MICH.

Anmerkungen

  1. Die bei der Ablieferung fotografierte Glocke (DGA 5644) trug die Inv.-Nr. 12/34/247 C; Maße und Schlagton nach Bund, Frankfurter Glockengießer 178.
  2. Die moderne Inschrift lautet: 1517 GEGOSSEN ZU FRANKFURT AM MAIN 1942 ZOG MAN MICH ZUM KRIEGE EIN 1943 VON BOMBEN SCHWER ZERSCHOSSEN 1951 VON GEBRUEDER RINCKER IN SINN NEU GEGOSSEN NR. 7279.
  3. Zu seiner Person vgl. Bund (wie Anm. 1) 177-179.
  4. 1512 Glocken in Hofheim/Taunus, 1514 in Frankfurt, 1516 in Nieder-Weisel und 1519 in Lich, vgl. Nachweise bei Bund (wie Anm. 1) und bei Walter 881.
  5. Es handelte sich um die beschriftete Kanone „Nachtigall“ von 1518, vgl. DI 34 (Lkr. Bad Kreuznach) Nr. 254 und ein weiteres, aber inschriftloses Geschütz.

Nachweise

  1. Lotz (1880) 212.
  2. Roth, Geschichtsquellen I 316.
  3. Luthmer (1902) 183 Nr. 2; (1921) 76.
  4. Germ. Nationalmus. DGA Foto Nr. 5644.

Zitierhinweis:
DI 43, Rheingau-Taunus-Kreis, Nr. 374† (Yvonne Monsees), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di043mz05k0037400.