Inschriftenkatalog: Rheingau-Taunus Kreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 43: Rheingau-Taunus-Kreis (1997)

Nr. 366 Johannisberg, Kath. Pfarrkirche St. Johannes (aus ehem. Klosterkirche) 1515

Beschreibung

Fragment der Grabplatte des Abtes Johannes von Siegen. Sein Grab befand sich ursprünglich auf der Südseite der Klosterkirche im Boden vor dem Altar des hl. Benedikt. Der erhaltene Plattenrest aus Buntsandstein zeigt in dem durch eine dünne Linie hervorgehobenen Feld den leicht reliefierten Abtsstab; auf dem Rand läuft die scharfkantig eingehauene Grabinschrift um. Der untere Plattenteil ist abgetrennt und verloren.

Erg. nach Helwich.

Maße: H. 120, B. 60, Bu. 5-8 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel.

Forschungsstelle Die Deutschen Inschriften bei der Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz, Foto: TGTempel [1/1]

  1. Anno d(omi)ni Mo · / ccccc · xv · die vero mensis Julii xviii · [obiit venerabilis pater et dominus] Johan(n)es de Segen abbas h(uius) Mo(na)ste(r)ii

Kommentar

Die gleichmäßig und sorgfältig gehauene Minuskelschrift zeigt Versalien, Schaftspaltung und unter die Zeile auslaufende, feine Zierlinien an den Hastenenden von i, h, s. Die oberen Hastenenden sind gespalten. Als Worttrenner dienen vereinzelt Quadrangel mit senkrecht ausgezogenen Zierstrichen.

Bevor er als Nachfolger des 1496 verstorbenen Abtes Gerhard von Montabaur (Nr. 293) in bereits vorgerücktem Alter zum neuen Johannisberger Abt gewählt wurde, hatte Johannes von Siegen 30 Jahre lang als Krankenpfleger des Klosters gewirkt.1) Seine Wahl und Einsetzung erfolgte im September 1496 unter Leitung des Mainzer Weihbischofs E(be)rhard von Redwitz.2) Seit seiner Aufnahme in das Generalkapitel der Bursfelder Union 1497 zu Erfurt besuchte er die Generalkapitelsversammlungen häufig3) und wurde 1498 und 1499 mit der Visitation von Kloster Hirsau, 1506 mit derjenigen von Schönau beauftragt.4) Auch betätigte sich Abt Johannes als Bauherr des Kreuzganges, den er mit Fenstern und Gewölben versehen ließ. Eine neue Brunnenanlage wurde 1507 gemeinsam mit Junker Johannes von Hohenstein (Nr. 341) und dessen Sohn begonnen. Diese Anlage konnte erst sieben Jahre später durch Abt Friedrich von Rüdesheim vollendet werden. 1508 trat Abt Johannes wegen Erblindung vom Amt zurück.

Anmerkungen

  1. Struck, Johannisberg 47.
  2. Roth, Geschichtsquellen I Nr. 62; vgl. oben Nr. 328 zu dessen Glasfenster-Stiftung in Eberbach.
  3. 1499 Reinhardsbrunn, 1501 Köln, 1503 und 1506 Mainz (St. Jakob), s. Struck (wie Anm. 1).
  4. Ebd.

Nachweise

  1. Chronist in Schannat, Vindemiae I 159, ed. Roth, Geschichtsquellen III 98.
  2. Helwich, Syntagma 278.
  3. Roth, Geschichtsquellen III 282.
  4. Kdm. 205.
  5. Struck, Johannisberg 47.

Zitierhinweis:
DI 43, Rheingau-Taunus-Kreis, Nr. 366 (Yvonne Monsees), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di043mz05k0036609.