Inschriftenkatalog: Rheingau-Taunus Kreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 43: Rheingau-Taunus-Kreis (1997)

Nr. 359 Lorch, Kath. Pfarrkirche St. Martin 1512

Beschreibung

Epitaph (?) für Johann II. Hilchen von Lorch und seine Frau Elisabeth von Walderdorff, heute an der Südseite des Mittelschiffspfeilers am Durchgang zum Nordseitenschiff angebracht. Große Platte aus rotem Sandstein mit profiliertem Rahmen und den lebensgroßen Figuren des Ehepaares in Halbrelief. Der leicht zur Mitte gedrehte Ritter links ist als Standfigur in voller Rüstung, aber ohne Helm dargestellt, barhäuptig mit einem geschulterten Streitkolben in der linken und einem Rosenkranz in der rechten Hand; neben ihm seine Frau mit Haube, engem Kleid und weitem, auf die Füße fallendem Mantel; in den betend aneinandergelegten Händen hält sie auch einen Rosenkranz. Über den Häupten des Paares sind ihre beiden Vollwappen mit ineinander verschlungenen Helmdecken angebracht. Auf dem nach außen abgeschrägten Rand links die von innen zu lesende Grabinschrift des Mannes mit Beginn links unten, rechts oben beginnend die Grabinschrift der Frau; die obere, inschriftlose Querleiste ist abgeschrägt. Beiden unteren Ecken sind kleine Wappenschilde aufgelegt.

Maße: H. 290, B. 136, Bu. 4-5 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel.

Bender_Forschungsstelle Die Deutschen Inschriften bei der Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz [1/2]

  1. Anno d(omi)ni m d xii vf fritag nach Iacobe starb der er[e]nvest johan(n) hilchen uo(n) lorch vn(d) de(n) dinstag da/nach starb [iun]gfrawea) elsgin uo(n) wallerdorf sin elich hausfrawe de(r) got gnad vn(d) barmherczich sii Amen

Datum: 30. Juli und 3. August 1512.

Wappen:
Hilchen von Lorch, Diez; Walderdorff, Hilchen von Lorch.

Kommentar

Die Inschriften besitzen gleichmäßige Wortabstände und wenige Versalien. Die Worttrennung erfolgte ohne besondere Kennzeichnung. Die Verwendung der deutschen Sprache ist bei allen Lorcher Denkmälern im ersten Viertel des 16. Jahrhunderts festzustellen. In der Komposition ähnlich dem Lorcher Figurenstein sind die Doppeldenkmäler Philipps VI. von Kronberg (†1510) und seiner Ehefrau Katharina von Bach sowie eines Reifenberger Ehepaares (A.16. Jh.) in der Kronberger Burgkapelle.1)

Johann II.,2) Sohn Johanns I. und der Agnes von Diez, hatte mit seiner Frau Elisabeth, Tochter Wilderichs von Walderdorff und Liebmuds Hilchen, drei Kinder.3) Die nur wenige Tage auseinander liegenden Todesfälle von mehreren Familienmitgliedern (vgl. vorherige Nr.) deuten auf eine epidemische Krankheit hin.

Textkritischer Apparat

  1. Vor dem g vier Hasten; Rheinischer Antiquarius schreibt nur Frauwe.

Anmerkungen

  1. Schaum-Benedum 134. Diese Kronberger Denkmäler wurden unterschiedlichen Händen zugeschrieben, so etwa dem Backoffen-Umkreis, Peter Schro oder der Werkstatt des Lienhart Syfer, vgl. Bauer, Kunstdenkmäler 229f., ohne daß diese Zuschreibungen sich auf Lorch ausdehnen ließen. Die Lorcher Denkmäler sind bislang kunsthistorisch unerforscht.
  2. Humbracht Taf. 147; Möller, Stammtafeln AF III Taf. CXVI.
  3. Vgl. Gensicke, Walderdorff 259f. Nr. 20. Die einzige Tochter Margarete war wie ihre gleichnamige, 1518 verstorbene Tante später Äbtissin in dem Zisterzienserinnenkloster Mariacron zu Oppenheim, vgl. zu ihr DI 23 (Oppenheim) Nr. 156.

Nachweise

  1. Helwich, Syntagma 296.
  2. v. Stramberg, Rheinischer Antiquarius II 10 wie bei Nr. 239.
  3. Zaun, Landkapitel 324.
  4. Roth, Geschichtsquellen III 302.
  5. Mertens 636f.
  6. Luthmer (1907) Abb. 84.
  7. Lorch im Rheingau 56 (Abb.).
  8. Kdm. 256 Nr. 5, Abb. 638.
  9. Schaum-Benedum 190f.
  10. Struppmann, Chronik Lorch 96, 97 Abb. 2.

Zitierhinweis:
DI 43, Rheingau-Taunus-Kreis, Nr. 359 (Yvonne Monsees), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di043mz05k0035908.