Inschriftenkatalog: Rheingau-Taunus Kreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 43: Rheingau-Taunus-Kreis (1997)

Nr. 333(†) Gemeinden aus dem Bereich des ehem. Untertaunus 1502-1619

Forschungsstelle Die Deutschen Inschriften bei der Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz [1/11]

Bau- und Jahreszahlen an diversen Orten des Taunusgebietes,1) z.T. verloren.

1.† Walsdorf, Ev. Kirche. Bauzahlen (A-C) an drei Türgewänden, die aus der niedergelegten „Hühnerkirche“ bei Limbach stammten.

Nach Dehio (1982).

  1. A

    1502

  2. B

    1504

  3. C

    1520a)

Seit 1396 wurde in dem 1301 zum Amt Camberg gehörigen Freiflecken Walsdorf eine Marienkapelle als Filiale von Camberg erwähnt.2) Unter der Regierung von Graf Adolf II. von Nassau-Wiesbaden-Idstein wurde der Neubau einer bewehrten Niederlassung betrieben; die um 1440 erbaute größere, in der Reformationszeit zur Ev. Kirche umgewandelte Kirche St. Vinzenz wurde 1644 bis auf den wehrhaften Westturm und den spätgotischen Chor weitgehend niedergebrannt. Der Wiederaufbau erfolgte unter Verwendung von Baumaterial der 1668 abgebrochenen „Hühnerkirche“.

2. Niederlibbach, Ev. Kirche. Bauzahl im Sturz des Nordportals des Chores.

Nach Dehio (1982).

  1. 1509

Der Ort, um 1184 als „Lidelbach“ im Besitz des Klosters Bleidenstadt urkundlich bestätigt, war mit den Nachbardörfern Teil des Gerichtsverbandes des Libbacher Grundes.3) Die Kirche, einst zum Bleidenstädter Kirchspiel und damit zum Archidiakonat des Propstes von St. Peter zu Mainz und zum Dekanat Kastel gehörig, pfarrte seit 1594 nach Strinz-Margarethä. Die Jahreszahl bezeichnet die Fertigstellung des einjochigen Chores mit 5/8-Schluß;4) das breitere Kirchenschiff in schlichten Formen stammt von 1784.5)

3.† Adolfseck, Ev. Kapelle. Glocke mit Jahreszahl. Im Dachreiter der Kapelle sollen sich zwei Glocken befunden haben, die Luthmer noch 1914 erwähnte.

Nach Sachs/Rossel.

  1. 1512

Die zweite Glocke trug eine Inschrift (Nr. 359a). Das heute vorhandene Geläute ist modern.

Die Kapelle wurde in erhöhter Lage um 1500 anstelle einer Valentinskapelle wahrscheinlich als Stiftung des Mainzer Domkanonikers Engelbert von Nassau-Wiesbaden-Idstein (†1508) erbaut.6)

4. Breithardt, Ev. Kirche. Taufstein aus rotem Sandstein mit Vierpaßfuß, worauf die Jahreszahl in einzelnen, durch Quadrangel flankierte Ziffern zwischen dem spätgotischen Maßwerk eingehauen ist. Darüber erhebt sich das achteckige, maßwerkverzierte Becken; roter Farbauftrag.

Maße: H. 108, Dm. Fuß ca. 70, Z. 6-9 cm.

  1. · 1 · / · 5 · / 19 ·

5. Springen, Ev. Kapelle. Initialen am Laiengestühl sowie verlorene und erhaltene Bauzahlen, z.T. an nicht näher bezeichnetem Anbringungsort an oder in der Kapelle.

5.1.† Verlorene Jahreszahl am 1843 ausgebrochenen Chorbogen.7)

Nach May.

  1. 1528

5.2. Jahreszahl auf dem sechseckigen Kanzelkorb. Jahreszahl und Buchstaben über vertieften Feldern eingeritzt und weiß ausgemalt, neue Farbfassung.

Maße: Bu./Z. 3-4 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

  1. A(NNO) D(OMINI) / 1600

5.3. Laiengestühl. Initialen auf Bankwange. Farbig gefaßt.

  1. S K

Die Kemeler Filialkapelle St. Otilie in Springen ist ein kleiner, im Kern wohl noch spätmittelalterlicher Saalbau mit fünfseitigem Chorschluß.8) Das bezeichnete Gestühl soll um 1600 entstanden sein.9)

6. Heidenrod-Grebenroth, ehem. Kloster Gronau. Jahreszahlen.

6.1.† In der Kirche befand sich Winkelmann zufolge ein Bildnis des hessischen Landgrafen Philipp des Großmütigen auf einer „gemahlten Tafeln an der rechten Hand des Altars hangend“. Es zeigte den Landgrafen in Rüstung und sein Wappen, ferner eine Harpyie neben der Figur der hl. Elisabeth. Das Bild war mit etlichen, nicht mitgeteilten Inschriften versehen; allein die Jahreszahl ist überliefert.

Nach Winkelmann.

  1. 1535

 
Wappen:
Landgrafschaft Hessen.

6.2. Wohngebäude. Zweigeschossige Anlage an der Nordseite des Bezirks. In der nördlichen Außenwand querrechteckige Sandsteinplatte mit Jahreszahl, ungedeuteten Initialen (?) und Steinmetzzeichen (Nr. 9).

Schriftart(en): Kapitalis.

  1. 1545 A W

6.3. Scheune. Bauzahl auf einem wappenschildartigen Träger am Rotsandsteingewände des westlichen Eingangstores. Steinmetzzeichen (Nr. 10).

  1. 1598

Das angeblich 1130 gegründete, ehemalige Benediktinerkloster10) ist 1263 (oder 1326) als Hauskloster der Grafen von Katzenelnbogen genannt; 1527 wurde hier die Reformation durch den Hofprediger des hessischen Landgrafen, Adam Kraft, eingeleitet. 1537 wurde es durch Landgraf Philipp den Großmütigen aufgehoben, der Abt zog sich mit den wenigen verbliebenen Mönchen auf das Hofgut Ehrental bei Wellmich zurück.11) In den Klostergebäuden wurde 1542 ein „Hohes Hospital für Männer“ eingerichtet, das bis zum 30jährigen Krieg existierte. In dieser Zeit wurde das Hospital aufgegeben; seine Einkünfte gehörten fortan dem Hospital in Haina. Die einstige Kirche wurde 1829 zerstört.12) Heute ist der Gebäudekomplex einer privaten Nutzung zugeführt. Seitlich des Hofportals erhebt sich der als Scheune genutzte Steinbau, dessen Schlüsselscharten und spätgotische Holzkonstruktion im Inneren ihn als älter ausweisen, als die Jahreszahl angibt. Sie bezieht sich daher eher auf die Erstellung des mächtigen Sandsteinportals.

7. Holzhausen ü. Aar, Ev. Kirche. Initialen und Jahreszahlen auf den Brettwangen des Gestühls, vom Chor aus gezählt auf Nordseite Nr. 7 (A), auf der Südseite Nr. 2 (B), Nr. 4 (C) und Nr. 6 (D); Kreuzigungsszene mit Titulus (C). Gut erhalten, neuer Farbauftrag.

Maße: H. 84,5-91 (A), B. 24,5, Bu./Z. 1,7-9,5 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel (C), Kapitalis (D).

  1. A

    1562

  2. B

    1608

  3. C

    I(esus) · n(azarenus) · r(ex) · i(udaeorum)13)

  4. D

    I K 1619

Die Jahreszahlen sprechen für die Stiftung einzelner Bänke durch ortsansässige Einwohner. Der unbekannte Handwerker bildete auf dem Bankblock Nr. 7 seine Werkzeuge Säge, Winkel, Hobel und Zirkel mit der Jahreszahl ab. Die in den Gemeinden Panrod (Nr. 458) und Laufenselden (unten Nr. 10) erhaltenen, zeitnahen Gestühle weisen sehr große Ähnlichkeiten zum Holzhausener Gestühl auf.

8.† Esch, Ev. Kirche. Grabkreuz mit Jahreszahl. 1942 erwähnt.

Nach Dehio (1942).

  1. 1590

9. Heftrich, Ev. Kirche. Opferstock mit Jahreszahl auf der Schauseite des kastenförmigen, hölzernen Oberteils über rechteckigem Schaft. Neuer, rot-brauner Farbauftrag, Zahlen schwarz ausgemalt.

Maße: H. 109,4, B. 21, Z. 3,5-6 cm.

  1. 1600b)

In seiner Form ähnelt der Opferstock dem Idsteiner Exemplar in der Unionskirche von 1591 (Nr. 509).

10. Laufenselden, Ev. Kirche. Wangen des Laiengestühls mit Jahreszahlen und Initialen. Auf der Südseite befinden sich die bis auf Nr. 4 bislang unedierten Buchstaben und Zahlen der Bank Nr. 3 (A), Nr. 4 (B) und Nr. 8 (C) auf der Schauseite zum Mittelgang hin. Die Nordseite mit den nach Süden ausgerichteten Wangen zeigt auf Bank Nr. 5 Initialen von 1699.14) Die Bänke wurden in jüngster Zeit mit einem dicken Farbauftrag versehen.

Maße: H. Wangen 98, B. 21, Wangenfelder A-D je ca. 10-11, Bu./Z. 1,7-4,5 cm.

Schriftart(en): Kapitalis (A,C), Fraktur (B).

  1. A

    161[5] / S K

  2. B

    Anno 1601

  3. C

    161[0] / P [.]

Die Kirche in dem 1260 erstmals erwähnten, unter katzenelnbogischer Herrschaft stehenden Dorf15) ist ein schlichter Bau mit spätgotischem Chor und anschließendem Saalquadrat.16) Die Kirchenbänke wurden von nicht zu identifizierenden Bürgern der Gemeinde gestiftet. Aufgrund der Gestaltungsform der Gestühlwangen ist wohl ein lokaler Meister in Betracht zu ziehen; Dehio verweist auf das Gestühl in Springen (oben Nr. 5.2.).

11.† Dasbach, Ev. Kapelle. Bauzahl an nicht mehr nachzuweisender Stelle.

Nach Dehio (1982).

  1. 1613c)

Die Dasbacher Kapelle ist ein kleiner Saalbau mit einem schlichten Dachreiter.

12.† Obermeilingen, Ev. Kirche. Verlorenes Baudatum über der einst eisenbeschlagenen Eingangstür des Wohnanwesens (sog. „Schlößchen“).17) Heute ist das Haus mit Eternitplatten verkleidet und in seinem Bestand verunechtet.

Nach Neumann.

  1. Anno 1615 M P G

Textkritischer Apparat

  1. Bei Dehio (1942) 1522.
  2. Dehio (1982) 1609.
  3. Dehio (1942) 1643.

Anmerkungen

  1. Die Bau- und Jahreszahlen von Bad Schwalbach und Idstein sind gesondert ediert (Nrr. 240, 295, 397).
  2. Zur Baugeschichte vgl. Dehio Hessen (1982) 880f.; Denkmaltopographie Untertaunus 412f.
  3. Kleinfeldt-Weirich 76 auch zum folgenden; vgl. Denkmaltopographie Untertaunus 541.
  4. Luthmer mit Verweis auf Vogel, der zwar erwähnte, daß die Kirche 1580 bestanden habe, aber die Bauzahl unbeachtet ließ.
  5. Dehio Hessen (1982) 667; Denkmaltopographie Untertaunus 541.
  6. Vgl. May, Adolfseck 45f.; Denkmaltopographie Untertaunus 81f.
  7. Karl Hermann May, Springen. Aus der Geschichte eines Dorfes, seiner Mühlen und Höfe. In: Heimatjb. Untertaunuskreis Jg. 1959, 29-47, hier 35.
  8. Ebd. und Dehio Hessen (1982) 824.
  9. Vgl. Dehio ebd.
  10. Artikel „Gronau“ in: Hb. Hist. Stätten IV Hessen 172; vgl. auch Denkmaltopographie Untertaunus 192f. zu Heidenrod-Grebenroth.
  11. Vgl. Wellmich und Ehrental (...) St. Goarshausen 1993.
  12. Dehio Hessen (1982) 348.
  13. Vgl. Io. 19,19.
  14. Unter 1699 Initialen A I V L. Nicht erwähnt bei Lotz, Luthmer und allen Ausg. Dehio, die nur 1601 und 1615 angeben.
  15. Vgl. Gensicke, Laufenselden 7-45.
  16. Dehio Hessen (1982) 538; Denkmaltopographie Untertaunus 201f.
  17. Vgl. dazu Heinrich Neumann, „Ritterweg“ und „Schloßstraße“ in Heidenrod-Obermeiligen. In: Heimatjb. Rheingau-Taunus-Kreis 30 (1979) 223f.

Nachweise

  1. Lotz (1880) 46 (2), 237 (7), 277 (10), 197 (6.3.), 422 (1).
  2. Sachs/Rossel o.S. (3).
  3. Luthmer (1914) 109 (63), 168 (3), 180 (7), 182 (10), 186 (5.1.-5.3.), 191 (1).
  4. Dehio Hessen (1942) 353 (1), 356 (11), 355 (8), 361 (10).
  5. May, Springen 35 (5.1.).
  6. Dehio Hessen (1966) 510 (10), 772 (5.3.).
  7. Neumann (12).
  8. Dehio Hessen (1982) 108 (4), 149 (11), 348 (6.2.), 399 (9), 445 (7), 538 (10), 667 (2), 824 (5.2.-5.3.), 881 (1).
  9. Denkmaltopographie Untertaunus 541 (2), 221 (5.3.), 240 (4), 194 (6.1. und Abb. von 6.2.), 207 (10).

Zitierhinweis:
DI 43, Rheingau-Taunus-Kreis, Nr. 333(†) (Yvonne Monsees), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di043mz05k0033304.