Inschriftenkatalog: Rheingau-Taunus Kreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 43: Rheingau-Taunus-Kreis (1997)

Nr. 326(†) Eberbach, Klostergebäude 1500-1631?

Beschreibung

Bau- und Jahreszahlen an verschiedenen Gebäudeteilen des Klosters, teilweise verloren.

Dr.Monsees_Forschungsstelle Die Deutschen Inschriften bei der Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz [1/1]

1.† Ehem. Bibliotheksbau (sog. „Schwedenbau“). Jahreszahl über der Spitzbogentür von der Kreuzgangseite aus. Die Tür zeigt im Gewände einen sich kreuzenden Birnstab zwischen Kehlen.

Nach Kdm.

  1. 1500

Der westliche Kreuzgangflügel wurde um 1500 mit dem spätgotischen Fachwerkgebäude überbaut. Die Jahreszahl wies auf diesen Neubau hin.

2. Ehem. Hospital. Im Türstürz der rundbogigen Einfahrt im Westteil des Erdgeschosses. Jahreszahl mit weitem Abstand zwischen den Zahlen.

  1. 1617

Das spätromanische, ehemalige Klosterhospital, einer der wenigen erhaltenen mittelalterlichen Bauten dieser Art in Europa, entstand gemeinsam mit dem vielleicht schon um 1190 begonnenen Konversenbau bis um 1220.1) Spätestens 1604 nicht mehr für Kranke verwendet, wurde es mit der Errichtung des Neuen Krankenhauses 1752/53 als Weinkeller genutzt. Während des 19. Jahrhunderts bis zur Errichtung des östlich anstoßenden Kelterhauses im Jahre 1927 wurde hier gekeltert.2)

3. Ehem. Bibliotheksbau (sog. „Schwedenbau“), im Treppenturm, oberstes Geschoß innen, an der Decke. In die Jahreszahl eingestelltes Wappen des Abtes Leonhard Klunckhard mit Initialen, erhabene Arbeit in Stuck.

Schriftart(en): Kapitalis.

  1. 16 22 / L(EONHARD) K(LUNCKHARD)

 
Wappen:
Leonhard Klunckhard, Abt von Eberbach (durch Spitze gespalten, im 1. Feld Zisterzienser, im 2. Abtei Eberbach, im 3. Hausmarke Leonhard Klunckhard; Helmzier Mitra, dahinter Abtsstab).

Die Jahreszahl gibt das Entstehungsjahr der geometrisch ornamentierten Stuckdecke des Treppenanbaus an, wiewohl das Gebäude aus der Zeit um 1500 stammt.

4. Konversenbau. Wappenstein über dem Sturz des Eingangsportals zum Turmuntergeschoß mit Initialen und Hausmarke. Reich reliefierter Wappenstein des Abtes Leonhard I. Klunckhard: Auf ovaler Kartusche sind die Initialen (A) des Abtes mit seiner Hausmarke erhaben ausgehauen, darunter Schriftband mit Jahreszahl (B). Fruchtgehänge und Rollwerk umgeben das Medaillon, zwei flankierende geflügelte Engelsköpfe wachsen aus den eingerollten Voluten. Den oberen Abschluß bildet ein weiterer Engelskopf, der die Abtsmitra trägt. Hinter dem Kopf ist links der diagonal gestellte Abtsstab mit Volutenkrümme sichtbar. Der Wappenstein aus rotem Sandstein ist insgesamt gut erhalten. Neue Farbfassung.

Schriftart(en): Kapitalis.

  1. A

    F(ECIT) L(EONARDUS)a) K(LUNCKHARD) A(BBAS) / E(BIRBACENSIS)b)

  2. B

    1623

 
Hausmarke:
Klunckhard, Leonhard (mit Balken verbundene Initialen L K, darauf Schaft mit Kopfschragensprosse).

Das Baudatum markiert den Entstehungszeitpunkt des Treppenturms, der im Zuge der im 17. Jahrhundert einsetzenden Umbauten des Konversenbaus zu Wirtschaftszwecken die romanischen Aufgänge zum Obergeschoß ersetzte.3) Bauherr war Abt Leonhard Klunckhard (Nr. 242); daher wurde der erste Buchstabe auch nicht zu F(RATER) aufgelöst, wenngleich einleitendes F(ECIT) zumindest ungewöhnlich ist.

5. Kirche, Paradies. Jahreszahlen und Steinmetzzeichen in der östlichen Bogenseite des Eingangs im Südwesten. Zahlreiche verschlungene und eng zusammengestellte Zahlen und Zeichen, eine eindeutige Zuordnung ist vielfach unmöglich. Der rechteckige Quaderstein trägt nur eine in den Untersuchungszeitraum fallende Jahreszahl (A), nämlich in einen Wappenschild eingestellt über zwei (B) und drei (C) Initialen. Alle anderen Jahreszahlen und wohl auch die meisten Zeichen stammen aus der 2. Hälfte des 17. Jahrhunderts.4) Kapitalis.

  1. A

    16 [31]c)

  2. B

    V Md)

  3. C

    G M V

Textkritischer Apparat

  1. Querstrich verbindet L und K, darüber ein x-förmiges Kreuz.
  2. Auch andere Varianten möglich.
  3. Befund nicht eindeutig, möglicherweise zu lesen als 1603; 0 und 1 sind nicht sicher gelesen.
  4. V in M eingestellt. Falls die Jahreszahl darüber wirklich als 1603 zu lesen ist, wäre hier aufzulösen zu V (ALENTIN) M (OLITOR), der von 1600 bis 1618 Abt in Eberbach war (Nr. 575).

Anmerkungen

  1. Einsingbach, Bemerkungen 63f. zur Verwandtschaft bestimmter Kapitellformen des Hospitalsaals mit dem Konversenbau, die „zusammen den Abschluß der romanischen Bauperiode in Eberbach“ bilden, ebd. 64 und 79.
  2. Einsingbach, Eberbach (1973) 66.
  3. Einsingbach, Eberbach (1986) 27-29.
  4. Identifizierbare Jahreszahlen: 1664 (2×), 1667 (2×), 1668 (2×), 1670, 1677 (2×).

Nachweise

  1. Kdm. 102 (1); 104, 106 (4), 85 Abb. 12 (5).
  2. Einsingbach, Eberbach (1973) 54 (2).
  3. Zisterzienser und Eberbach 43 (4).

Zitierhinweis:
DI 43, Rheingau-Taunus-Kreis, Nr. 326(†) (Yvonne Monsees), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di043mz05k0032601.