Inschriftenkatalog: Rheingau-Taunus Kreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 43: Rheingau-Taunus-Kreis (1997)

Nr. 324 Lorch, Kath. Pfarrkirche St. Martin 1500/(1511)

Beschreibung

Epitaph des Ehepaares Johann von Breidbach und Loret von Schöneck, deren Grab in der Johanneskapelle lag. Heute ist das Grabmal an der Ostwand des sog. „Presberger Schiffes“ aufrecht angebracht. Hochrechteckige Rotsandsteinplatte mit den flachreliefierten, einander zugewandten Figuren des Ehepaares: Der Ritter ist in zeittypischer Vollrüstung abgebildet, mit geschultertem Streitkolben, seine linke Hand ruht an der Parierstange des an der Hüfte hängenden Langschwertes; rechts neben ihm seine modisch gekleidete Ehefrau mit dem Rosenkranz in den Händen. Beide Figuren stehen auf der nach außen abgeschrägten und behauenen Fußleiste. Zu Häupten des Paares schließt ein Doppelkielbogen mit mittiger Fiale und vier Blenden die Komposition ab. Auf erhabener Rahmenleiste umlaufende Grabinschrift des Ritters mit Beginn links unten, die seiner Ehefrau schließt unmittelbar noch am oberen Ende der linken Randleiste an und verläuft auf der oberen und der rechten Randleiste. Auf den Ecken des unbeschädigten Grabdenkmals vier Wappenschilde.

Maße: H. 235, B. 124, Bu. 4-6,5 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel.

Bender_Forschungsstelle Die Deutschen Inschriften bei der Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz [1/1]

  1. An(n)o d(omini) m〈dxio〉 starb der stre(n)g he(r)r Ioha(nn) va(n)a) breitbach herre zu olbrug ritte(r) An(n)o / d(omi)ni m ccccc des xxviii dagsb) Ianuarii / starb de ersa(m) fraw loret eligec) husfrawc) desd) egna(n)t(en) her Ioha(n)s · docht(er) zuc) schoneckc) gewest

Wappen:
Breidbach, Sooneck von Waldeck; Schöneck, Eynenberg.

Kommentar

Bereits Klingelschmitt vertrat die Ansicht, daß das Denkmal im Todesjahr der Loret von Schöneck, also elf Jahre vor dem Tode ihres Mannes, angefertigt worden sei.1) Ein Indiz für eine Frühentstehung liegt in der unterschiedlichen Ausführlichkeit der Sterbedaten: Das Tagesdatum fehlt bei der Inschrift des Ehemannes. Insgesamt bieten die Minuskelbuchstaben jedoch ein einheitliches Bild und wurden offenbar von einer Hand gefertigt. Unterschiede bestehen allerdings in der Bildung des x bei den Jahres- bzw. Datumsangaben; auch das d in der Jahreszahl 1511 unterscheidet sich von den anderen nicht ligierten d und gehört darum zum Nachtrag.

Klingelschmitt suchte den ausführenden Meister im Umkreis des Meisters des Strohhutepitaphs im Kreuzgang von St. Stephan zu Mainz und verwies auf die Ähnlichkeiten der Ritterfigur zum Wandgrabmal Sifrits von Schwalbach (1497) in der Bopparder Karmeliterkirche,2) während die Ausprägung des Doppelbaldachins ihr Vorbild in dem gleichfalls dort befindlichen Wandgrabmal des Wilhelm von Schwalbach und der Anna von der Leyen von 1483 findet.3)

Johann von Breidbach, Sohn des Gerlach und der Mase Sooneck (Saneck) von Waldeck, heiratete 1476 Loret aus der Hunsrücker Familie von Schöneck, einzige Tochter Kunos (Cone), Herr zu Schöneck und Olbrück, Kempenich und Bürresheim, und der Elisabeth, Tochter Gerhards von Eynenberg und Adelheids von Vlatten. Lorets Vater und ihr Bruder Johann IV. verkauften 1473 das durch Heirat in die Familie gelangte Schloß und die Herrschaft Bürresheim an Lorets Schwiegervater Gerlach.4) Die von Breidbach übernahmen auch den Saneckschen Hof in Lorch.5)

Textkritischer Apparat

  1. Sic!
  2. Kleines, hinter g hochgestelltes s.
  3. Sic! Scriptura continua ohne Worttrennung.
  4. Hinter der Ligatur kleines, hochgestelltes s.

Anmerkungen

  1. Theodor Klingelschmitt, Das Grabdenkmal des Johann von Breitbach und der Loret von Schöneck in der Pfarrkirche St. Martin zu Lorch a. Rh. In: Nass. Heimatbll. 18 (1914) 101-105. Würdtwein brachte nur die Grabinschrift des Johann mit verkürztem Text An(no) Dni. M D X starb herr johann von Breitbach.
  2. Zum Strohhutepitaph vgl. DI 2 (Mainz) Nr. 955; dieses und das Schwalbach-Denkmal wies Klingelschmitt dem Valentinus Lapicida zu, vgl. auch Kdm. Stadt Boppard 375, 378, Abb. 262. Ähnlichkeiten in der Schriftform des Lorcher zum Bopparder Denkmal sind vorhanden.
  3. Kdm. Stadt Boppard 374f., Abb. 264.
  4. Vgl. Möller, Stammtafeln AF I Taf. XXXXI; ebd. AF III 286f. mit Taf. CXXXVIII.
  5. Struppmann, Chronik Lorch 57.

Nachweise

  1. Helwich, Syntagma 297.
  2. Würdtwein, Epitaphienbuch 380 (teilw.).
  3. Zaun, Landkapitel 325.
  4. Roth, Geschichtsquellen III 302.
  5. Luthmer (1907) Abb. 82.
  6. Klingelschmitt, Grabmal 104.
  7. Lorch im Rheingau 59 (Abb.).
  8. Schaum-Benedum 189f.
  9. Struppmann, Chronik Lorch 96.

Zitierhinweis:
DI 43, Rheingau-Taunus-Kreis, Nr. 324 (Yvonne Monsees), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di043mz05k0032405.