Inschriftenkatalog: Rheingau-Taunus Kreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 43: Rheingau-Taunus-Kreis (1997)

Nr. 309 Kiedrich, Kath. Pfarrkirche St. Valentin 15.Jh.

Hinweis: Die Deutung der Buchstabenreste d m zu d(ei) m(ater) unter Berufung auf die Inschrift des Marienleuchters in Kiedrich (Nr. 361) geht von falschen Voraussetzungen aus, da hier der Textbeginn des Ave Maria vorliegt, der einer Variante kaum offensteht; eine Abweichung vom Gebetstext kann nur auf einem Problem der Herstellung beruhen.

Beschreibung

Engelsgruß auf Glocke im Dachreiter über dem Langhausdach. Schlichte, kleine Glocke mit einzeiliger Inschrift auf der Schulter zwischen Rundstegen. Rand bestoßen, Beschädigung am Schlagring. Gewicht ca. 1 Zentner.1)

Maße: H. m. Krone ca. 44, Dm. 44, Bu. 3,5 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel.

  1. · ave maria gracia plena2) d(...) · m(...)a)

Kommentar

Das Glöckchen war das älteste3) von insgesamt drei Glocken im Dachreiter, von denen die beiden anderen erst von Baronet Sutton angeschafft und im Ersten Weltkrieg abgeliefert wurden.4) Die kleine Glocke diente als Meß- bzw. Beichtglocke. Unklar ist bislang die Bedeutung der beiden Buchstaben d und m; die Auflösungshypothese zu d(ei) m(ater) erscheint angesichts des beim Eberbacher Marienlob (Nr. 528) und bei der großen Kiedricher Leuchtermadonna (Nr. 361) vorkommenden, dort aber später zu datierenden Gebetsanfangs5) durchaus möglich. Üblicherweise steht im Engelsgruß an dieser Stelle dominus tecum. Die Buchstabengruppe d · m ist vielleicht mit einem Gußfehler behaftet. Als Worttrenner sind kleine Quadrangel verwendet, die mit senkrecht und waagrecht ausgezogenen Zierstrichen versehen sind.

Textkritischer Apparat

  1. Fehlt bei Zaun.

Anmerkungen

  1. Angabe nach Staab, Baudenkmäler 31.
  2. Vgl. Lc. 1,28.
  3. Walter 174 gibt irrtümlich das Gußjahr 1389 in Verwechslung mit der Kiedricher Evangelistenglocke (Nr. 130) an.
  4. Die beiden inschriftlich den hll. Barbara und Katharina geweihten Glocken stiftete Sutton 1867 für den Chordienst; sie wurden von Hamm in Frankenthal gegossen, vgl. Zaun, Beschreibung 31 und ders., Kiedrich 124.
  5. Dort heißt es AVE SANCTA MARIA MATER DEI.

Nachweise

  1. Zaun, Beschreibung 31.
  2. Zaun, Kiedrich 124.

Zitierhinweis:
DI 43, Rheingau-Taunus-Kreis, Nr. 309 (Yvonne Monsees), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di043mz05k0030903.