Inschriftenkatalog: Rheingau-Taunus Kreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 43: Rheingau-Taunus-Kreis (1997)

Nr. 291† Eberbach, Kreuzgang 1495

Beschreibung

Grabinschrift des Otterberger Abtes Johannes Schlich, der vor dem Kapitelsaal bestattet wurde.

Nach Helwich.

  1. Anno domini m cccc xcv idusa) novembris obiit venerabilis in Christo pater et dominus dominus Joannes Slich quondam prior huius monasterii et abbas Otterbergensis cuius anima requiescat in pace amen.

Übersetzung:

Im Jahre des Herrn 1495, an den Iden des November (13. November) starb der ehrwürdige Vater in Christo und Herr, Herr Johannes Schlich, einstiger Prior dieses Klosters und Otterberger Abt, dessen Seele in Frieden ruhe. Amen.

Kommentar

Die 1143 als Eberbacher Tochterkloster gegründete Zisterzienserabtei Otterberg1) war bis zu ihrer Aufhebung 15612) eng mit dem Mutterkloster verbunden. Die Äbte von Eberbach, Otterberg, Disibodenberg, Schönau, Arnsburg und Bebenhausen nahmen gemeinsam an den Sitzungen des Generalkapitels in Cîteaux teil und besuchten sich bei Abtsneuwahlen gegenseitig.3)

Es ist möglich, daß Schlich in Eberbach Prior war, bevor er 1469 in Otterberg sein Amt als Abt Johannes IV. antrat. Doch ist auch die Übernahme eines Amtes in Eberbach nach seiner im Jahre 1486 erfolgten Resignation4) in Otterberg nicht auszuschließen.5) Als resignierter Abt erhielt Schlich bestimmte Einkünfte6) für seinen Lebensunterhalt, die er auch außerhalb Otterbergs beziehen durfte. Die sich auf ihn als Eberbacher „professus“ beziehende Jahreszahl 1497 im Eberbacher Seelbuch beruht auf einer Verlesung von gotischer 5 zu 7.7) Eine solche Verlesung ist in die umgekehrte Richtung und bei den römischen Zahlzeichen des Gewährsmannes der Inschrift kaum denkbar.

Textkritischer Apparat

  1. Statt idibus.

Anmerkungen

  1. Lkr. Kaiserslautern; vgl. den kurzen Abriß der geschichtlichen Entwicklung Otterbergs bei Gerhard Kaller, Wirtschafts- und Besitzgeschichte des Zisterzienserklosters Otterberg 1144-1561. Heidelberg 1961 (Heidelb. Veröff. z. Landesgesch. u. Landeskde. 6.) 27-48; Michael Werling, Die Baugeschichte der ehemaligen Abteikirche Otterberg unter besonderer Berücksichtigung der Steinmetzzeichen. Kaiserslautern 1986, 19-27.
  2. Vgl. Hellmuth Gensicke, Die letzten Mönche von Otterberg. In: Arch. z. Gesch. v. Stadt u. Kloster Otterberg 1. Otterberg u. seine Bürger. Ludwigshafen/Rh. 1956, hier 21f.
  3. HHStAW 22/1994; demnach war z.B. Abt Wigand von Otterberg 1535, 1539 und 1541 bei der Wahl des Eberbacher Abtes zugegen.
  4. Mit ihr waren innere Spannungen im Konvent verbunden, wobei sich ein Teil der Mönche gegen den Amtsnachfolger, Abt Matthias, wandte, vgl. Kaller (wie Anm. 1) 84f.
  5. Die unvollständige Priorenliste bei Schnorrenberger 122 beginnt erst 1460 mit Abel von Limburg; der nächste Nachweis liegt zu Konrad von Wittlich vor, der zwischen 1490 und 1503 das Eberbacher Priorenamt versah. Johannes Schlich ist nicht erfaßt.
  6. 50 Gulden und 1 Fuder Wein pro Jahr, wenn er außerhalb des Klosters wohnte, vgl. HHStAW 22/1745; auch Kaller (wie Anm. 1) 83.
  7. Roth, Geschichtsquellen III 55 u. Liber animarum 90.

Nachweise

  1. Helwich, Syntagma 175.
  2. Roth, Geschichtsquellen III 267.

Zitierhinweis:
DI 43, Rheingau-Taunus-Kreis, Nr. 291† (Yvonne Monsees), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di043mz05k0029103.