Inschriftenkatalog: Rheingau-Taunus Kreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 43: Rheingau-Taunus-Kreis (1997)

Nr. 278 Breithardt, Ev. Kirche 1490

Beschreibung

Stifter- und Memorialinschrift des Adolf von Breithardt auf dreiteiligem Wandtabernakel im Chor. Der Sockel wird von der durch schmale Pilaster eingefaßten Inschrifttafel mit dem 13zeiligen Text (A) eingenommen. Darüber erhebt sich mittig das vergitterte Wandtabernakel, das von zwei flügelartigen Bildfeldern gerahmt wird, die ihre äußere Begrenzung durch Fialen und einen umspannenden Kielbogen erfahren. In den Bildfeldern sind links die knienden Figuren Adolfs von Breithardt und dahinter seines Vaters sichtbar, rechts die der Mutter und der Schwester des Stifters. Zu Füßen des Stifters Wappenschild. Die Blickrichtung der Figuren geht nach oben zu dem bekrönenden Tabernakel. Von der ehemals vorhandenen, von Habel noch in einer Zeichnung festgehaltenen Kreuzigungsgruppe mit dem Titulus (B) sind heute lediglich das Kruzifix und die Sockelplatten der verlorenen Assistenzfiguren erhalten. Das Denkmal weist Oberflächenschäden im Figuren- und Architekturbereich auf.

(B) nach Habel.

Maße: H. ca. 293, B. 167; TafelH. 45,5, B. 67, Bu. 3-4 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel (A), Kapitalis (B).

Forschungsstelle Die Deutschen Inschriften bei der Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz [1/2]

  1. A

    anno d(omi)ni m cccc lxxxx / ven(erabi)l(is) d(omi)n(u)s adolffus de breit/hart b(ea)te marie ad g(ra)d(us) in/tra (et)a) s(an)c(t)i petri extra muro(s) / mogu(n)tine(n)sium eccl(es)iar(um) scolas/tic(us) ha(n)c sculptura(m) lapidea(m) / vnacu(m) pictura eiusde(m) suis / expe(n)s(is) p(ro)curauit ad laude(m) pa/sioni(s) d(omi)ni (et)a)do(min)ici sac(ra)me(n)ti necb) / no(n) ad salute(m) a(n)i(m)ar(um) ip(s)ius / Emichoni(s) p(at)ris margarete / m(at)ris (et)a) margarete soro(r)is ei(us) / hic sepult(orum) Q(u)or(um) a(n)i(ma)e req(ui)esca(n)t i(n) / [p(ace)]c)

  2. B

    I(ESUS) N(AZARENUS) R(EX) I(UDEORUM)1)

Übersetzung:

Im Jahre des Herrn 1490 ließ der ehrwürdige Herr Adolf von Breithardt, Scholaster der Mainzer Kirchen St. Maria zu den Greden innerhalb und St. Peter außerhalb der Mauern, dieses Steinbildwerk zusammen mit seiner Bemalung auf seine Kosten anfertigen zum Lobe des Leidens und des Sakraments des Herrn und auch zum Seelenheil seines Vaters Emicho, seiner Mutter Margarete und seiner Schwester Margarete, die hier bestattet sind. Ihre Seelen mögen in [Frieden] ruhen.

Wappen:
Breithardt (leer).

Kommentar

Die Inschrift zeigt ein recht klares, gleichmäßig gehauenes Bild mit zahlreichen Kürzungen und einzelnen Ligaturen. Bis auf zwei Spatien in der ersten und in der zehnten Zeile von oben ist die Inschrift ganz bis zum rechten Rand geschrieben; die Vorlinierung ist zum Teil noch erkennbar.

Adolf von Breithardt, 1441-1442 als Student in Heidelberg nachgewiesen2), wird in den Ämtern des Küchenmeisters, Provisors und Offizials des Mainzer Erzbischofs zu Erfurt genannt, 1465 wurde er Dekan am Mainzer Mariengredenstift, war 1468 Scholaster am Petersstift und schließlich Rat und Kanzler des Mainzer Erzbischofs Berthold von Henneberg.3) Neben anderen Kirchen machte Breithardt in seinem Testament von 1483 vor allem dem Liebfrauenstift zu Mainz reiche Schenkungen.4) Auch sind seiner Stiftertätigkeit ein Sakramentshäuschen in Idstein (Nr. 285) und wahrscheinlich der Guß der Breithardter Glocke (Nr. 223) zu verdanken. Adolf von Breithardt starb ein Jahr nach seiner Stiftung, 1491.5)

Textkritischer Apparat

  1. Tironisches Kürzungszeichen.
  2. c dicht am Rand.
  3. Es ist zu vermuten, daß die bogenförmige Beschädigung auf dem Rand Relikt des p ist.

Anmerkungen

  1. Vgl. Io. 19,19.
  2. Otto, Studenten 121 Nr. VII; Toepke I 233 zu 1441 Dez. 20.
  3. Vgl. dazu Kurt Köster, Adolf von Breithardt. In: Nass. Lebensbilder 3 (1948) 76-88, hier 78ff.; vgl. auch Ferdinand W.E. Roth, Adolf von Breithart, Kanzler zu Mainz, †1491. In: Hist. Jb. XVIII (1897) 849-857; Klassert, St. Peter 59 Nr. 23 zu Breithardt als Stiftsscholaster von 1468 bis 1491.
  4. Vgl. Stiftungsinschrift Liebfrauen in DI 2 (Mainz) Nr. 966; ebd. Nr. 943. Zu dem 1489 datierten, nicht näher bekannten Bildnis des hl. Bonifatius für die Pfarrkirche zu Hofheim (Lkr. Groß-Gerau), die er 1469 als Pfründe erhalten hatte, vgl. DI 38 (Lkr. Bergstraße) Nr. 73; vgl. zu den testamentarisch festgelegten Stiftungen eines täglichen Salve-Gesangs, von Bildwerk und Malereien in Mainz Falk, Marienverehrung 180f.
  5. Eintrag ins Klarenthaler Seelbuch zum 24. Juli, vgl. Otto, Necrologium 77f. Nr. 293. Die einzige in der Kirche noch aus dem 15. Jh. überkommene Grabplatte weist nur noch in Resten erkennbare Umrisse eines Mannes und eine völlig verderbte Inschrift auf, von der lediglich im unteren Sockelbereich nicht entzifferbare Hastenreste auszumachen sind. Dieser Stein wurde bislang Adolf von Breithardt zugeschrieben, vgl. Lotz, Falk, Luthmer. Eine Überlieferung der Grabinschrift fehlt indes. Joannis zufolge soll Breithardt in Liebfrauen nahe der Allerheiligenkapelle bestattet worden sein, vgl. DI 2 (Mainz) Nr. 966.

Nachweise

  1. Nachlaß Habel (HHStAW 1163/809) undat. Zeichnung u. Abschr. (um 1835).
  2. Lotz (1880) 46.
  3. Falk, Marienverehrung 180f. (Übers.).
  4. Luthmer (1914) 173.
  5. Klingelschmitt, Magister Valentinus 42.

Zitierhinweis:
DI 43, Rheingau-Taunus-Kreis, Nr. 278 (Yvonne Monsees), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di043mz05k0027806.