Inschriftenkatalog: Rheingau-Taunus Kreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 43: Rheingau-Taunus-Kreis (1997)

Nr. 276(†) Kiedrich 1489-1641

Hinweis zu 7.2: Beim Wappen, abgebildet sind von oben ein Spitzweck, eine Brezel und ein halbes unterschlächtiges Wasserrad, handelt es sich um eine typische Komposition von Müller- und Bäckerzeichen. (Hinweis durch Prof. Dr. Karl-Friedrich Azzola †)

Beschreibung

Bau- und Jahreszahlen, z. T. mit Initialen und Wappen, an verschiedenen Gebäuden im Ortskern und an Gebrauchsgegenständen, teilweise verloren.

Dr.Monsees_Forschungsstelle Die Deutschen Inschriften bei der Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz [1/6]

1. Rathaus. Vase aus Rotguß, unterhalb des Halses Jahreszahl und Teil des Kiedricher Ortswappens eingeritzt. Nach Foto.

Maße: H. 24,7, Dm. 10,7-13,8, Z. 1,7-3,1 cm.1)

  1. 14 89

 
Wappen:
Kiedrich.

Kiedrich verfügte bereits seit dem 13. Jahrhundert über eine eigene Verwaltung und Gerichtsbarkeit, seit dem 14. Jahrhundert trat der Rat zum Schöffengericht hinzu.2) Die Vase dürfte bei Wahlen der Gemeindevertretung verwendet worden sein.

2. Rathaus.

2.1. Tür zur Wendeltreppe im Obergeschoß, Jahreszahl im Sturz des flachbogigen Rotsandsteinportals.

Maße: Z. ca. 5 cm.

  1. 1586

2.2. Im Sitzungssaal des Obergeschosses heute Tür mit Renaissanceornamenten eingebaut, die aus dem in den 1930er Jahren abgerissenen Teil der Alten Schule stammt. Im Türblatt Initialen und florale Muster als Füllung.

  1. HK

3.† Wohnanwesen Oberstr. 9. Wetterfahne, bezeichnet mit Jahreszahl, Ausführung unbekannt.

Nach Kdm.

  1. 1587

4. Wohnanwesen Oberstr. 1 (ehem. Zehnthof). Jahreszahl auf Balkenstück über der Haustür in der Durchfahrt.

  1. 1591

5. Ehem. Eberbacher Klostermühle. Jahreszahl, Initialen des Eberbacher Abtes Valentin Molitor, Mitra und Stab in Kranzmedaillon. An dem traufseitigen (fränkischen) Erker auf geschnitzten Brüstungsfeldern.

  1. 1610 / V(ALENTIN) M(OLITOR) A(BBAS)

6. Wohnanwesen Suttonstr. 15. Bauzahl an einem Balkenstück über dem Inneneingang des Hauses zur Scheune.

Maße: H. 19,5, L. 64, Z. 8 cm.

  1. · 1 · 6 · + · 12a)

7. Anwesen Am Backes 2 (Gutsschänke Schloß Groenesteyn).

7.1. Bauzahl im ovalen Mittelfeld einer Ofenkachel, eingelassen in die südliche, traufseitige Fachwerkfläche.

  1. 1614

7.2. Fachwerkbalken mit Initialen auf bürgerlichem Wappenschild, Jahreszahl (A), darunter kaum noch zu entziffernder Rest einer Bauinschrift (B). Heute farbig gefaßt und die Bauinschrift fast verloschen.

Schriftart(en): Kapitalis.

  1. A

    1614

  2. B

    DISES S[B.../.../...]M D A [M]

 
Wappen:
? (Brezel mit Initialen W R).

8. Bürgerhaus Oberstraße 27. In ein Brüstungsfeld des Obergeschosses wurde das fragmentarische Gewände einer alten Haustür des Vorgängerbaus (?) eingefügt.

  1. 1614

9.† Kath. Pfarrhaus. Jahreszahl an nicht näher bekanntem Standort.

Nach Dehio.

  1. 1626

10. Wohnanwesen Oberstr. 3. Jahreszahl und Initialen auf kleinen ovalen Sandsteinplättchen. Einmal eingelassen an der Straßenseite im Erdgeschoß, in identischer Form im Innenhof in der Westwand.

Schriftart(en): Kapitalis.

Maße: Bu./Z. 5-7 cm.

  1. 1638 / I G / I B

11. Grenzstein. Wohl aus der Gemarkung Kiedrich. Der Stein ist eingemauert in der Hauswand des Wohnanwesens Mühlweg 3. Jahreszahl und Initialen wie bei Nr. 10.

  1. 1638 / I G / I B

Zorn vermutete einen Zusammenhang mit der Familie von Grorod, allerdings ohne nähere Anhaltspunkte.

12.(†) Buchenstamm mit Abdruck eines Sühnekreuzes. Bei der Aufspaltung des 1953 gefällten Baumes („Die 12 Apostel“) kamen die Umrisse des Kreuzes mit Initialen und Jahreszahl zum Vorschein.

Maße: H. 28 cm.

  1. I(MHOF) P(ETER) 1641

Das Fundstück erinnerte an einen Mord. Laut Eintrag im Kiedricher Sterberegister zum 30. Juli 1641 war Peter Imhof auf dem Heimweg von Erbach nach Kiedrich vom Knecht des Orgelbauers Johann Jakob Keller ermordet worden.3)

Textkritischer Apparat

  1. Als 1617 modern über Kellertür kopiert, von Kdm. so übernommen.

Anmerkungen

  1. Maße freundlicherweise mitgeteilt von Dr. h.c. Josef Staab. Der kleinere Wert des Dm. bezieht sich auf die Halsöffnung, der größere auf den Umfang; die kleinste Ziffer ist die 1 mit 1,7 cm, die größte ist die 8 mit 3, 1 cm.
  2. Vgl. Staab, Kiedrichs Geschichte 8f. und ders., Kiedrichs Anfänge 9f.
  3. Staab, Kapellen 43-51, hier 45.

Nachweise

  1. Zorn, Grenzsteine Taf. 47 Nr. 538 (11).
  2. Kdm. 210 (4), 214 (2), 215 (8), 216 (7), 217 (5, 6).
  3. Dehio Hessen (1982) 498 (9), 499 (2-5, 8).
  4. 1000 Jahre Kiedrich, Abb. vor S. 1 (1).
  5. Staab, Baudenkmäler 45 (12).
  6. Staab, Rathaus 71 Abb. 2 (21).

Zitierhinweis:
DI 43, Rheingau-Taunus-Kreis, Nr. 276(†) (Yvonne Monsees), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di043mz05k0027600.