Inschriftenkatalog: Rheingau-Taunus Kreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 43: Rheingau-Taunus-Kreis (1997)

Nr. 270 Eberbach, Klosterkirche (aus Kapitelsaal) 1485

Neuer Standort: Die Grabplatte ist aktuell im Nordseitenschiff aufgestellt. Sie befindet sich im 5. Joch von Osten als mittlerer von drei Steinen.

Beschreibung

Grabplatte des Abtes Johannes III. gen. Bode aus Boppard. Heute liegt die Platte im Boden zwischen der 2. und 3. Kapelle von Westen im Südseitenschiff (Plan Äbte Nr. 10). Platte aus rotem Sandstein mit Flachrelief des stehenden Abtes mit Regelbuch und Stab und zwei Engeln als Assistenzfiguren. Die Architekturrahmung beschränkt sich auf zwei aus kleinen Konsolen emporwachsende Rundstäbe.1) Ein Engel hält als Marterwerkzeuge Christi Geißelsäule und Strick, der andere neigt das mit beiden Händen umfaßte Kreuz dem Kopf des Verstorbenen zu. Auf dem breiten Rand läuft die Grabinschrift ohne Linien um. Nach Foto LfD wurde der Stein bei der letzten Restaurierung überarbeitet, Fehlstellen beigeputzt, ergänzt und mit Farbauftrag versehen. Heute ist die Oberfläche stellenweise abgewittert.

Maße: H. 212,5, B. 136, Bu. 6 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel.

Forschungsstelle Die Deutschen Inschriften bei der Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz [1/1]

  1. Anno · d(omi)ni · Mo · cccco · lxxxvo p(ri)die · / Idus · decembris · obiit · reverendus · in · chr(ist)oa) p(ate)rb) · et · d(omi)n(u)s / d(omi)n(u)s · Iohannesc) · abbas · Ebir/bacensis · vicesimvs 2(us)d) · C(uius) · a(n)i(m)a · requiescate) · i(n) · pace · amen

Datum: 12. Dezember 1485.

Kommentar

Die Versalien A, C und E zeigen eigenwillige Ausprägungen: Das links stark gebogene A besitzt einen offenbar am Deckbalken ansetzenden, langen und gebogenen Ziersporn; das C besteht lediglich aus einem kurzen Bogen, an dessen oberen Abschnitt ein senkrechter, kurzer Schaft angefügt ist; E ist nicht geschlossen. Hinzu kommen Ligaturen und hochgestellte Buchstaben zur Textverkürzung und Korrektur. Schmuckformen sind die stark aufgerollten Unterlängen und Sporen, etwa beim eingezogenen oberen Bogen des a, sowie fein ausgezogene Zierstriche bei e, i und s; d erscheint ohne Oberlänge. Quadrangel dienen als Worttrenner.

Johannes III. gen. Bode gehörte zu dem Kreis der – auffallend häufig – aus Boppard stammenden bürgerlichen Eberbacher Konventualen.2) Bis zu seiner Wahl 1475 bekleidete er das Amt des Bursars.3) Das Seelbuch vermerkt seinen Tod, dessen Ursache im Catalogus mit „febri quartana“ (Malaria, Sumpffieber) angegeben wird, zum 12. Dezember.4) Die Zählung entspricht den älteren Abtskatalogen.5)

Textkritischer Apparat

  1. Befund xpo mit Kürzungszeichen.
  2. Mit dem vorhergehenden xpo in einem Wort geschrieben. Das Schluß-r war z.T. überputzt.
  3. Helwich fügte Bopardiensis hinzu.
  4. Kleine hochgestellte 2; Helwich xxii.
  5. Linke Haste des q ganz eng am e; s klein zwischen e und c hochgestellt.

Anmerkungen

  1. Monsees, Entwicklung 31f.
  2. Vgl. Beispiele bei Schnorrenberger 121-129.
  3. Catalogus und Series abbatum mit Amtsbeschreibung.
  4. Seelbuch ed. Roth, Geschichtsquellen III 58 mit „1482“; Roth, Geschichtsquellen III 268 als Helwichzitat, jedoch mit falschem Tagesdatum „22. Dezember“.
  5. Dagegen Bär, Eberbach I 143 mit der Zählung als 31. Abt.

Nachweise

  1. Helwich, Syntagma 178.
  2. Catalogus fol. 27v; ed. Roth, Geschichtsquellen III 112f.; IV 114.
  3. Series abbatum fol. 100v.
  4. Roth, Geschichtsquellen III 268.
  5. LfD Foto N 10550.
  6. Monsees, Entwicklung 32 Abb. 6.

Zitierhinweis:
DI 43, Rheingau-Taunus-Kreis, Nr. 270 (Yvonne Monsees), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di043mz05k0027002.