Inschriftenkatalog: Rheingau-Taunus Kreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 43: Rheingau-Taunus-Kreis (1997)

Nr. 266 Geisenheim, Kath. Pfarrkirche Zur Kreuzauffindung 1484

Beschreibung

Name Jesu und Mariens, Namensansage, Meister- und Herstellungsinschrift sowie Gußjahr auf der drittgrößten Glocke des Geläutes. Die Marienglocke ist an oberster Stelle im Nordturm unzugänglich aufgehängt. Auf der Schulter ist die zwischen Stegen umlaufende, einzeilige Inschrift angebracht. Gewicht ca. 800 kg, Schlagton f‘.1)

Nach Luthmer.

Maße: H. ca. 108 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel.

  1. i · h(esv) · sa) · mariab)benedicta heisse ichheinrich mullerc) von franckfurt der goss michanno domini m cccc lxxxiiii

Versmaß: Deutscher Reimvers.

Kommentar

Heinrich Moller entstammte der ersten Ehe des bekannten Frankfurter Gießers Martin Moller2) und erwarb 1472 die Bürgerschaft der Reichsstadt Frankfurt. Noch 1470 zusammen mit seinem Vater erwähnt, entzweite er sich mit ihm schon vor 1478 und war 1480 gezwungen, die Stadt zu verlassen.3) Die Glocke mit ihrer gereimten, deutschsprachigen Inschrift ist neben der kleineren, 1477 datierten Glocke zu Echzell bei Büdingen die zweite von seiner Hand bekannte.4)

Die Glockenpatronin, die hl. Benedikta, war der Legende nach eine der Märtyrerinnen während der diokletianischen Verfolgung; eine erste Reliquienerhebung erfolgte im 7. Jahrhundert, ihre Verehrung blieb jedoch vornehmlich auf Nordostfrankreich begrenzt.5) In Geisenheim ist der Glockenname nicht mit einem entsprechenden Altarpatrozinium in Zusammenhang zu bringen.

Textkritischer Apparat

  1. Ungewöhnlich sind die Worttrenner zwischen dem Monogramm IHS.
  2. Zaun, Luthmer (1907) Mara.
  3. Der Name ist bei allen Abschriften mit Versalien und in moderner Schreibweise als Heinrich Müller wiedergegeben, obwohl die Inschrift in gotischen Minuskelbuchstaben ausgeführt ist. Aus diesem Grund wird sie auch bei den Eigennamen in Abänderung der Vorlage kleinbuchstabig wiedergegeben.

Anmerkungen

  1. Angaben nach Luthmer (1907).
  2. Zu seiner Person vgl. zusammenfassend Bund, Frankfurter Glockengießer 166-170; zu Glocken von seiner Hand vgl. Nr. 253 von 1477.
  3. Heinrich Mollers spätere Bemühungen, Büchsenmeister in Frankfurt zu werden, blieben erfolglos, vgl. ebd. 170.
  4. Ebd. 171.
  5. Vgl. Braun, Tracht 126f.

Nachweise

  1. Zaun, Landkapitel 246.
  2. Roth, Geschichtsquellen I 343.
  3. Roth, Geisenheim 180f.
  4. Luthmer (1907) 79; (1921) 75.
  5. Monsees, Rheingauer Glocken 5.

Zitierhinweis:
DI 43, Rheingau-Taunus-Kreis, Nr. 266 (Yvonne Monsees), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di043mz05k0026603.