Inschriftenkatalog: Rheingau-Taunus Kreis
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 43: Rheingau-Taunus-Kreis (1997)
Nr. 248 Eltville, Kath. Pfarrkirche St. Peter und Paul 1476
Beschreibung
Epitaph des Pfarrers Leonhard Mengois, an der Nordseite des Chores in die Wand eingelassen. Im kastenförmig vertieften Feld der schmalen grauen Sandsteinplatte Relief einer Kreuzigungsgruppe, auf dem Kreuz der Titulus (B). Zu Füßen des Kreuzes kniet der kleinfigurige, mit geistlichem Gewand bekleidete Stifter in Gebetshaltung; neben ihm befindet sich sein Monogramm (C) auf einer Scheibe. Maßwerkbaldachin mit geradem Gesims als oberer Denkmalabschluß. Umschrift (A) auf dem nach innen abgeschrägten Rand der Steinplatte, untere Seite nicht beschriftet. Spuren einer neueren Farbfassung.
Maße: H. 285, B. 123, Bu. 6,5 cm.
Schriftart(en): Gotische Minuskel.
- A
Anno d(omi)ni mo cccco lxxvia) die xviii mens(is) / ian(uarii) obiit leonhardus mengoisz huius ec(c)l(esi)e plebanusb) / cui(us) a(n)i(m)a requiescat in pace amen
- B
i(esus) n(azarenus) r(ex) i(udeorum)1)
- C
l(eonard) m(engoisz)
Textkritischer Apparat
- Kdm. 1471.
- s spiegelverkehrt.
Anmerkungen
- Vgl. Io. 19,19.
- Vgl. Albert Schaefer, Eltville. Burg, Kirche, Adelshof. Gestalt und Gestalten der alten Hauptstadt des Rheingau. Wiesbaden, Frankfurt a.M. 1969 (18. Eltviller Druck.) 18. Mengois fehlt in der Series praelatorum St. Petri 140.
- Zu Gutenberg und Eltville vgl. das Kapitel „Die Beziehungen Gutenbergs zu Eltville“ in Kratz, Eltville I 152-177, hier 157; zu dem angeblich 1470 von Mengois erworbenen Buch aus der Werkstatt des Mainzer Druckers Peter Schöffers mit dem Titel „Codex ad usum capituli alta villa“, in das Mengois auf der letzten Seite Gutenbergs Sterbedatum eingetragen haben soll, ebd. 160 mit Hinweis auf die Entdeckung des Eintrags durch Roth 1916, und 211 Anm. 382; zu den Zweifeln s. ebd. 161ff. Zu Schöffer vgl. auch Ferdinand Wilhelm Emil Roth, Die Mainzer Buchdruckerfamilie Schöffer während des XVI. Jahrhunderts. Neudr. d. Ausg. Leipzig 1892. Nendeln, Wiesbaden 1968.
- Zaun, Landkapitel 67; HHStAW 108/967 zu 1465 September 30. Möglicherweise ein Verwandter war „Johannes Mengasz de Altavilla Maguntinensis dyocesis“, der als Student in Heidelberg zu 1472 Mai 21 eingetragen ist, vgl. Toepke I 337. Zaun, Landkapitel 67 verzeichnete in seiner Pfarrerliste ab 1462 zwei neue Amtsinhaber: den 1462 erwähnten Heinrich Meusch aus Großheubach und den 1465 verstorbenen Johann Leonardi. 1465 allerdings ist Mengois zweifelsfrei als Pfarrer nachgewiesen. Vielleicht trat er kurzzeitig von seinem Amt zurück und versah dann die Pfarrei erneut nach dem raschen Tod des Johann Leonardi. Zaun nannte erst zum Jahr 1487 wieder einen Eltviller Pfarrer.
Nachweise
- Kdm. 137 Nr. 1.
- Schaum-Benedum 159.
- Schaefer, Eltville 18 mit Abb.
- Kratz, Eltville I 21.
Zitierhinweis:
DI 43, Rheingau-Taunus-Kreis, Nr. 248 (Yvonne Monsees), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di043mz05k0024805.
Kommentar
Die Inschrift des Epitaphs zeigt weite Wortabstände. Auffallend an der schlanken, enggedrängten Minuskel sind das A-Versal mit dem an der rechten unteren Quadrangel ansetzenden, unter der Grundlinie nach links auslaufenden Sporn, der gebogenen linken Haste und dem weit nach links überstehenden Deckbalken, ferner das spiegelverkehrte s bei plebanus.
Leonard Mengois war um 1460/65 Pfarrer von Eltville, Dekan des Landkapitels Rheingau und Kapitular des Mainzer Viktorstiftes, zu dessen Bruderschaft auch Johannes Gutenberg gehörte.2) Er kannte Gutenberg gut und zog den Buchdrucker 1457 zu einem Beurkundungsvorgang hinzu.3) Mehrere urkundliche Belege zu Mengois sind vorhanden: So trat er beispielsweise 1460 in einer Pachtnahme des Klosters Gottesthal und 1465 als Vermittler in einem Streit zwischen dem Mainzer Petersstift und dem Pfarrer zu Oberwalluf und Steinheim über den Zehnten in beiden Orten auf.4)